So, 28.01.07:
ALEMANNIA - Bayer Leverkusen 2:3 (2:1)
Straub - Pinto (72. Dum), Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy - Lehmann (85. Herzig), Reghecampf, Schlaudraff, Fiel (65. Rösler) - Ebbers, Ibisevic
(Hesse - Stehle, Casper, Heidrich / Frontzeck)
Butt - Castro, Haggui (46. Roque Junior; 68. Callsen-Bracker), Juan, Babic - Schneider, Rolfes, Freier, Barbarez, Barnetta (46. Kießling) - Voronin
(Fernandez - de Wit, Papadopulos, Stenman / Skibbe)

Zuschauer: 20800 (ausverkauft; ca. 2000 aus Leverkusen)
Gelb: Sichone - Haggui, Butt

1:0 Reghecampf (10.; Foulelfmeter; Ibisevic)
2:0 Ibisevic (30.; Ebbers)
2:1 Schneider (44.)
2:2 Voronin (54.)
2:3 Schneider (57.)











Sechs Wochen nach dem 3:3 gegen Hamburg war die Winterpause endlich vorbei, und es gab wieder Bundesligafußball am Tivoli. Die Leute waren heiß, die Schlange für die Gladbach-Karten reichte drei Stunden vor Anstoß von der IG-Bude bis zum Eingang Aachener Wall, zurück bis zur Kreuzung, und von da bis zum Fanshop. Im Stadion gab es eine Gedenkminute für den verstorbenen Werner Hackmann, außerdem eine Durchsage anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz - geschmackloserweise ging es an diesem Tag gegen die Werkself des größten IG-Farben-Konzerns, der sich bis heute sträubt, den überlebenden Zwangsarbeitern des werkseigenen KZ Auschwitz III Entschädigungen zu zahlen, sich aber eine ambitioniert zusammengekaufte Bundesligatruppe leistet. 3:0 hatte die Alemannia das Hinspiel in der Cölner Vorstadt im ersten Bundesligaspiel nach 36 Jahren verloren, dieses Mal schienen die Vorzeichen etwas günstiger. Mit einem Sieg hätte unsere Mannschaft den Abstand zu den Abstiegsrängen auf sieben Punkte vergrößern können.
Michael Frontzeck vertraute der Startformation vom Bayern-Spiel mit Mittelfeldraute und dem Sturmduo Ebbers/Ibisevic. Die Rückrunde hatte es besonders eilig, scheiße anzufangen: Nach wenigen Sekunden leitete ein Ballverlust von Matthias Lehmann die erste Doppelchance der Gäste ein. Andrej Woronin legte für Paul Freier auf, dessen Schuss zunächst Stephan Straub abwehrte, bevor Sergio Pinto auf der Linie klärte. Sekunden später scheiterte Woronin per Kopf nach Flanke von Simon Rolfes an Stephan Straub. Keine zwei Minuten waren gespielt, als auch die Alemannia die erste Chance hatte. Eine Hereingabe von Laurentiu Reghecampf landete auf der linken Seite bei Jan Schlaudraff, der in der Mitte Vedad Ibisevic fand. Der vertändelte, Schlaudraff kam noch einmal zum Schuss, aber Jörg Butt hielt den Ball mit etwas Glück fest. Nach acht Minuten setzte sich Vedad Ibisevic auf der rechten Seite überraschend gegen zwei Leverkusener durch und wurde knapp im Strafraum von Karim Haggui gelegt. Laurentiu Reghecampf verwandelte gegen den vermeintlichen Elfmetertöter Butt flach in die Mitte zum 1:0. Die BSG zeigte sich nur wenig geschockt. Nach Flanke von Bernd Schneider platzierte Sergej Barbarez einen Kopfball ins rechte untere Eck, aber Stephan Straub machte sich lang. Dann zog Paul Freier nach abgewehrter Ecke aus dem Hinterhalt ab, und der Abseits stehende Karim Haggui fälschte den Ball ins Tor ab. Mit sekundenlangem Jubeln und provokanten Gesten zur Überdachten verdiente sich Freier im Anschluss den Titel "Vollidiot des Monats". Hut ab! Die Farbenfabrikanten hatten weiterhin wenig Mühe, sich durch die Reihen der Aachener Abwehr zu kombinieren. Sergej Barbarez bediente Andrey Woronin, der den Ball vom Elfmeterpunkt aus links vorbei schob. Der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit zu sein, stattdessen ging die Alemannia nach einer halben Stunde mit 2:0 in Führung. Marius Ebbers zog am linken Strafraumeck gegen Gonzalo Castro nach innen und zog flach ab, Jörg Butt ließ den Ball genau vor die Füße von Vedad Ibisevic abklatschen. Nach dem Tor war die Alemannia auch besser im Spiel, und man hatte das Gefühl, die Mannschaft könnte mit einem 2:0 in die Pause gehen. Leider war dem nicht so, Jeffrey Leiwakabessy verlor ein Kopfballduell gegen Paul Freier, Sergej Barbarez legte quer auf Bernd Schneider, und der ging wie nichts an Alexander Klitzpera vorbei und vollendete zum 2:1.
Leverkusen wechselte zur Pause zweimal und war zu Beginn des zweiten Durchgangs deutlich überlegen. Nach 54 Minuten lief der Ball über viele Stationen, ohne dass ein Aachener eingreifen konnte, schließlich wurde Sergej Barbarez links im Strafraum angespielt. Stephan Straub kam zögerlich raus und stellte Barbarez, der zum Elfmeterpunkt flankte, wo Andrej Woronin viel zu frei stand und den Ball zum 2:2 im von Straub verlassenen Tor unterbrachte. Nur drei Minuten später behaupteten sich die Gäste nach Abschlag von Jörg Butt im Zweikampf, Andrej Woronin schickte Stefan Kießling steil, und Moses Sichone zupfte Kießling meterlang am Trikot. So gab es Freistoß 20 Meter vor dem Tor, leicht links von der Mitte. Stephan Straub stellte sich selbst ins vom Schützen aus linke und die Mauer ins rechte Eck und zeigte keinerlei Reaktion, als der Ball zum 2:3 im rechten Eck einschlug. Immerhin kam die Alemannia trotz wieder einmal nachlassenden Supports (der fast schon Leverkusen-Niveau annahm) zurück ins Spiel, konnte dem Spiel aber dieses Mal keine Wende mehr geben. Marius Ebbers scheiterte erst mit einem Volleyschuss an Jörg Butt, dann setzte er den Ball nach Kopfballkerze von Juan freistehend rechts am Tor vorbei. Auf der anderen Seite versuchte sich Paul Freier in der Nachspielzeit erneut erfolglos im Toreschießen.
Da Freiers Mitspieler eine deutlich bessere Leistung an den Tag legten, gewannen die spielerisch überlegenen Gäste verdient. Die Aachener Abwehr wirkte über 90 Minuten klar überfordert. 36 Gegentore sind Ligaspitze, allein in den letzten drei Heimspielen gab es 9 Gegentreffer. Vorne wurden trotz der beiden Tore in einigen Szenen die Grenzen von Marius Ebbers und Vedad Ibisevic deutlich aufgezeigt, von Jan Schlaudraff war nach gutem Beginn gar nichts mehr zu sehen bzw. deutlich weniger als vom erneut starken Laurentiu Reghecampf. Obwohl in der Winterpause kein Bedarf zur Nachbesserung bestand, fehlten am Ende die Optionen in der Offensive, so dass Nico Herzig als Stürmer eingewechselt wurde. So wurde dieser verschissene Sonntag zu einem großen Tag für die deutsche Farbenindustrie, während die bittere Erkenntis bleibt, dass vor dem Tivoli niemand mehr Angst haben muss (auch Dieter Hecking nicht). Die Alemannia hat seit September hat Heimspiel mehr gewonnen und kassierte schon die fünfte Heimniederlage. Vielleicht läuft es ja beim Hallenfußball am Mittwoch besser.

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