|
|
|
Straub - Pinto, Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy -
Lehmann (66. Heidrich), Reghecampf, Fiel, Schlaudraff -
Ebbers (82. Noll), Ibisevic (75. Dum)
(Nicht - Stehle, Casper, Krontiris / Frontzeck) |
Rensing - Sagnol, Lucio, van Buyten, Lahm - van Bommel,
Ottl (46. Podolski), Salihamidzic (61. Santa Cruz),
Schweinsteiger - Pizarro, Makaay
(Dreher - Lell, Demichelis, Karimi, Fürstner / Magath) |
Knapp drei Jahre ist es hier, dass die Alemannia die Bayern als Zweitligist
mit 2:1 aus dem Pokal warf. Die Münchener
hatten seitdem kein einziges Pokalspiel mehr verloren und sollten eigentlich
entsprechend heiß auf eine Revanche sein. Sagnol, Salihamidzic, Makaay,
Santa Cruz, Schweinsteiger und Pizarro waren von damals noch dabei; Olli
Khan hingegen hatte wohl immer noch das 1:0 von Stefan Blank vor Augen,
kniff vor der Chance auf Revanche und machte erst einmal Urlaub. Bei der
Alemannia standen nur Stephan Straub, Alexander Klitzpera, Cristian Fiel und
Emmanuel Krontiris schon vor drei Jahren auf dem Platz. Gegenüber dem
Hamburg-Spiel entschied sich Michael Frontzeck
für die mutigere Aufstellung mit Raute statt Doppelsechs. Jan
Schlaudraff spielte hinter den Spitzen Marius Ebbers und Vedad Ibisevic,
Cristian Fiel rückte auf die linke Seite. Matthias Heidrich blieb auf
der Bank, hinten rechts kam wieder Sergio Pinto anstelle von Thomas Stehle zum
Zug, und Moses Sichone ersetzte den verletzten Nico Herzig.
Die Bayern dominierten die Anfangsphase und hätten mehrmals in
Führung gehen können, wenn diverse Herren für ihr Geld mal das
Tor getroffen hätten. So schoss Basti Schweinbesteiger nach vier Minuten
aus 15 Metern freistehend über das Tor, dann scheiterte Roy Makaay nach
Anspiel von Andreas Ottl, noch bedrängt von Moses Sichone, an Stephan
Straub. Schließlich schoss dieser gegelte Peruaner mit den roten Schuhen
(wie auch immer er hieß) aus kurzer Distanz seinen Mannschaftskameraden
Salihamidzic an, die Vorarbeit hatte wieder Andreas Ottl geleistet. Anders als
in den letzten Meisterschaftsspielen stand das Publikum aber wie eine Eins
hinter der Mannschaft und sorgte für eine grandiose Stimmung. "Das
ganze Stadion hüpft", hieß es schon nach wenigen Minuten, und
tatsächlich machten bis auf Uli Hoeneß alle mit. Zehn Minuten
dauerte es bis zur ersten Alemannia-Chance, nach Foul von Lucio an Cristian
Fiel gab es Freistoß aus 25 Metern halblinker Position. Fiel tippte an,
und Laurentiu Reghecampf zirkelte den Ball perfekt zum 1:0 in den linken
oberen Winkel, Khan-Ersatz Michael Rensing konnte nur noch blöd aus der
Wäsche schauen. Die Bayern spielten phasenweise noch nicht einmal
schlecht, aber die Alemannia hielt bravourös dagegen. Nach einem
Missverständnis zwischen Moses Sichone und Stephan Straub halfen Herrn
Pizarro auch die roten Schuhe nicht, Moses Sichone bügelte seinen Fehler
aus und warf sich in den Schuss. Auf der Gegenseite hielt Vedad Ibisevic nach
Freistoß Fiel und Kopfball Sichone aus zwölf Metern drauf, aber
Michael Rensing war auf dem Posten. Zwei Minuten später köpfte Roy
Makaay nach Flanke Salihamidzic den Arm von Moses Sichone an, aber Aachens
Pokalschreck Heribert Fandel entschied zum Glück nicht auf Elfmeter,
und Stephan Straub blieb Sieger gegen den nachsetzenden Pizarro. Kurz darauf
legte Andreas Ottl den Ball von der rechten Torauslinie zurück auf
Schweinbesteiger, aber der schoss schon wieder über das Tor - so schwer
kann das doch nicht sein. Vedad Ibisevic machte es allerdings auch nicht
besser. Nach Steilpass von Jan Schlaudraff lief er alleine auf Michael Rensing
zu, machte aber einen Haken zu viel. Während Sagnol und Lucio sich
bereits anschrien, wurde die Alemannia im Laufe der ersten
Halbzeit immer besser und spielte sich in einen Rausch. Wenn es doch einmal
brenzlig wurde, war der starke Stephan Straub zur Stelle, so gegen einen
Schuss von Hassan Salihamidzic ins kurze Eck. Sechs Minuten vor der Pause
spielte Cristian Fiel auf der rechten Seite Marius Ebbers an, nach dessen
Flanke Vedad Ibisevic zunächst an Michael Rensing scheiterte. Im
Nachsetzen schoss Laurentiu Reghecampf zuerst Andreas Ottl an, traf aber im
zweiten Versuch zum 2:0. Im Gegenzug schoss Claudio Pizarro knapp rechts am
Tor vorbei. Als ob das 2:0 nicht Grund zur Freude genug gewesen wäre,
setzte die Alemannia mit einem perfekt vorgetragenen Konter noch einen drauf.
Cristian Fiel schickte Matthias Lehmann steil. Daniel van Buyten lief herum
wie Falschgeld und bewegte sich weg von Marius Ebbers in Richtung Lehmann. Der spielte
im richtigen Moment quer, und Ebbers vollendete zum 3:0. Während die
Lippen von Uli Hoeneß immer schmaler wurden, war auch Marius Ebbers
nicht zum Jubeln zumute, der in den letzten Wochen Zielscheibe der Kritik
gewesen war und gegen Bayern endlich noch einmal traf und insgesamt ein
starkes Spiel hinlegte. Bastian Schweinbesteiger vergab die letzte Chance
einer unglaublichen ersten Halbzeit. "Und Ihr wollt Deutscher
Meister sein" schrie man den Bayern-Profis entgegen, als sie mit
hängenden Köpfen in den Spielertunnel schlichen, allerdings schon
in der Erwartung, dass sie mit Schaum vor dem Mund in der zweiten Halbzeit
zwei Gänge zulegen würden.
Wichtig wäre es gewesen, zur Abwechslung einmal die ersten Minuten nach
der Pause ohne Gegentor zu überstehen. Dummerweise wurde ein mit Basti
Schweinbesteiger befreundeter Bergheimer Sonderschulabgänger
eingewechselt, der das Sprichwort "Intelligenz schießt keine
Tore" bestätigte und Sergio Pinto beim 3:1 alt aussehen ließ.
Vielleicht hätte man ihn doch besser nicht an seinen fehlenden
Schulabschluss erinnert. Zehn Minuten nach dem Wechsel forderten die Bayern
Elfmeter, als Alexander Klitzpera Claudio Pizarro bei einem Freistoß
so rabiat festhielt, als ob er ihm die roten Schuhe abziehen wollte. Zum
Glück war Olli Khan nicht auf dem Feld, und so musste Heribert Fandel
keine Angst haben, nicht auf den Punkt zu zeigen. Auf der Gegenseite verpasste
Marius Ebbers die Vorentscheidung, als er eine Hereingabe von Laurentiu
Reghecampf mit der Sohle weiterleiten wollte. Der zweite Durchgang war zur
Hälfte überstanden, als Claudio Pizarro im Mittelfeld Jan
Schlaudraff ungeahndet über den Haufen rannte, Bastian Schweinbesteiger
vom linken Strafraumeck zurück auf Mark van Bommel legte, und der
überlegt zum 3:2 ins rechte obere Eck abschloss. Der Alemannia war der
Kräfteverschleiß mittlerweile deutlich anzumerken, und es musste
noch 20 Minuten gezittert werden. Stephan Straub hatte Glück, als er
einen 20m-Schlenzer von Roy Makaay nicht richtig zu fassen bekam. Fünf
Minuten vor dem Ende hatte Roy Makaay den Ausgleich auf dem Fuß aber
der eingewechselte Matthias Heidrich warf sich im letzten Moment dazwischen.
Den anschließenden Eckball köpfte Lucio links am Tor vorbei.
Mittlerweile hatte auch Emil Noll die Gelegenheit zu einem letzten Auftritt
im Alemannia-Trikot bekommen. Bis
auf eine Minute war die Alemannia schon an der erneuten Sensation dran, als
Jan Schlaudraff noch einen draufsetzte. An der linken Seitenauslinie bekam er
den Ball, ließ vor den staunenden Augen von Uli Hoeneß
hintereinander Mark van Bommel, Willy Sagnol und Daniel van Buyten stehen als
wären sie E-Jugendliche und traf auch noch zum
4:2 ins kurze Eck. Cristian Fiel und Laurentiu Reghecampf hätten mit
etwas mehr Konsequenz sogar noch das fünfte Tor nachlegen können.
Mit diesem in jeder Hinsicht grandiosen Auftritt setzte die Mannschaft das
i-Tüpfelchen auf das Aufstiegsjahr 2006, es war eines der besten Spiele,
das man jemals auf dem Tivoli gesehen hatte. Wenn die Stimmung im
durchschnittlichen Bundesligaheimspiel nur halb so gut wäre und die
Mannschaft nur halb so couragiert auftreten würde... Auch so werden wir
ein deutlich schöneres Weihnachtsfest haben als die Bayern, die sich
allmählich fragen müssen, warum sie überhaupt noch nach Aachen
fahren. Vielleicht bekommt Herr Hoeneß ja zum Trost eine
FC-Bayern-Fancard geschenkt oder gar einen Stürmer ohne rote Schuhe.
"Also bittschön, mit sone doofen Fragen brauchen Sie mir nicht
kommen, wir sind in der Champions-League ohne eine Niederlage im Achtelfinale
und sind drei Punkte hinterm Meister, hinterm H-h-herbstmeister, also
bittschön, da kann ja wohl net von einer missratenen Vorrunde
sprechen."
(Uli Hoeneß)