Mo, 31.10.05:
TSV 1860 München - ALEMANNIA 0:0 (0:0)
Ochs - Lamotte, Szukala, Costa, Hoffmann - Baier, Meyer, Lehmann, Gebhardt (46. Vucicevic) - Kolomaznik (78. Cerny) - Agostino (55. Shao)
(M. Hofmann - Schäfer, Milchraum, Reisinger / Maurer)
Nicht - Landgraf (16. Sukalo), Klitzpera, Sichone, Casper - Plaßhenrich, Pinto (70. Reghecampf), Rösler (86. Bruns), Noll - Schlaudraff, Ebbers
(Hesse - Stehle, Heidrich, Meijer / Hecking)

Zuschauer: 51800 (ca. 5000 aus Aachen)
Gelb: Costa - Plaßhenrich, Rösler, Noll, Sichone, Pinto











Ein Montag wie jeder andere für die Fans der Alemannia: Man beantragte Urlaub, und so man ihn denn bekam fuhr man Hunderte von Kilometern zum DSF-Live-Top-Spiel, um irgendwo zwischen Sexy-Sport-Clips und 0190-Idioten-Quiz den Affen zu machen und den Daheimgebliebenen fröhlich in die Kamera zu winken. Irgendetwas war aber doch anders als sonst: Die Autobahn war voll mit Wirtz-Reisebussen, und spätestens in der Münchener U-Bahn lief man Gefahr, von den Menschenmassen zu Tode getrampelt zu werden - was ein wenig ärgerlich gewesen wäre, nachdem man ohne Prügel aus Dresden entkommen war.
Grund für den Andrang waren vermutlich neben dem folgenden Feiertag die von beiden Mannschaft zuletzt gezeigten Leistungen. Am Stadion kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn es wurde nicht etwa in München an der tradtionsreichen Grünwalder Straße, sondern in der neuen Schlauchboot-Kampfbahn im bayrischen Merzbrück gespielt, mit deren Hilfe sich der FC Bayern einbildet, die Europaliga gewinnen zu können.
Schön ist es dort nicht: Zwar ist der lange Weg von der U-Bahn-Station bis zu dem überdimensionierten Winterreifen (der sich nach diversen Nachfragen bei Eingeborenen als "die Arena" entpuppte) sehr originell mit riesigen Spermien beleuchtet, aber allerspätestens beim Betreten der Arroganz-Arena wurden einem alle evtl. vorhandenen Illusionen genommen: Die Kampfbahn ist zwar noch eine Nummer größer als z.B. die in Frankfurt oder Cöln, und man muss sich gewaltig den Nacken verrenken, um von unten die Anzeigetafel am Dach zu sehen, aber ansonsten kommt dort noch weniger Fußballatmosphäre auf als anderswo: Die Fehlplanung bei den Toiletten, die zu langem Schlangestehen führte, ist genauso wenig dramatisch wie das wahlweise verblödete oder dreist Zuschauer-verarschende Knappen-Karten-System (wer sich bei den Preisen nicht seine eigene Verpflegung mitbringt, ist ohnehin selbst schuld). Nervig ist dann schon das Gebahren einiger Ordner, und endgültig unerträglich wird das Ganze durch die Klappsitze, die auch den vermeintlichen Stehplatzblock verunstalten.
Immerhin bescherten die 51800 Zuschauer in der Wildmoser-Kampfbahn der Alemannia einen Rekord: Noch nie sahen mehr Besucher ein Meisterschaftsspiel der Alemannia - mehr Zuschauer gab es nur bei den DFB-Pokal-Finals 2004 (71682) und 1965 (55000) sowie beim Aufstiegsrundenspiel in Hannover 1964 (62000). Auch die 60-Fans sorgten mit einer wirklich beeindruckenden Choreo zum Einlaufen der Mannschaften für Atmosphäre, danach war die Stimmung in der Kampfbahn aber eher durchschnittlich.
Die Alemannia trat gegenüber dem Hannover-Spiel mit einer Veränderung auf: Marius Ebbers spielte von Beginn an, und der zuletzt schwache Erik Meijer blieb auf der Bank. Keine Änderung gab es hingegen auf der rechten Seite: Obwohl Laurentiu Reghecampf gegen Hannover für neuen Schwung gesorgt hatte, erhielt erneut Sergio Pinto den Vorzug. Willi Landgraf musste bereits nach einer Viertelstunde verletzungsbedingt für Goran Sukalo ausgewechselt werden.
Die Alemannia spielte eine starke erste Halbzeit, blieb aber trotz einiger Chancen wieder einmal ohne Tor. Nach fünf Minuten legte der agile Jan Schlaudraff den Ball von der rechten Torauslinie zurück auf Sergio Pinto. Dessen Hereingabe verpasste Marius Ebbers, und der am langen Pfosten wartende Sascha Rösler traf nur das Außennetz. Nach 20 Minuten war es zunächst Emil Noll, der einen Freistoß von Sergio Pinto verpasste und dann Moses Sichone, der aus spitzem Winkel wieder nur das Außennetz traf, nachdem Paul Agostino über den Ball getreten hatte. Etwas später verlud Jan Schlaudraff an der linken Torauslinie Lukas Szukala, scheiterte aber mit einem Schlenzer aus spitzem Winkel an Torwart Timo Ochs. Dann traf Sergio Pinto nach Ablage von Goran Sukalo aus 16 Metern den Ball nicht richtig. Der Rest der ersten Hälfte verlief eher unerfreulich: Sascha Rösler sah seine fünfte Gelbe Karte (drei davon hatte er wegen Meckerns gezeigt bekommen) und wird beim wichtigen Heimspiel gegen Braunschweig fehlen. Dann verpennte Moses Sichone eine Hereingabe von Marco Gebhardt, und Michal Kolomaznik kam völlig frei zum Kopfball, setzte den Ball aber zum Glück am rechten Pfosten vorbei.
Zehn Minuten nach der Pause konnte Jan Schlaudraff einen langen Ball von Sascha Rösler am langen Pfosten unbedrängt volley nehmen, aber zum dritten Mal traf der Ball das Netz von der falschen Seite. Die Löwen traten deutlich engagierter und selbstbewusster auf als noch im ersten Durchgang. Der eingewechselte Jiayi Shao hatte nach Anspiel von Michal Kolomaznik die große Chance zur Führung, verzog aber freistehend. Dann war es Kolomaznik selbst, der aus 16 Metern zum Schuss kam und knapp links vorbei zielte. Schließlich erreichte Jiayi Shao einen Heber von Matthias Lehmann mit der Fußspitze, aber Kristian Nicht war zur Stelle. Auf der anderen Seite hatte Marius Ebbers Pech mit einem Flugkopfball nach Flanke des eingewechselten Laurentiu Reghecampf, der Zentimeter am rechten Pfosten vorbei strich.
Unterm Strich geht das Ergebnis aufgrund der gezeigten Leistungen in Ordnung. Mit einem Unentschieden bei einem Aufstiegsfavoriten muss man leben können, zumal die Alemannia solche Spiele schon allzu häufig durch einen einzelnen Abwehrfehler verloren hat. Unter dem Strich hat die Alemannia aber auch in vier der letzten fünf Spiele kein Tor erzielt und hat nunmehr 16 magere Punkte aus 11 Spielen auf dem Konto. Sollte gegen Braunschweig kein Sieg herausspringen, brechen erst einmal schwere Zeiten an. In jedem Fall können wir froh sein, den Auftritt in der Größenwahn-Kampfbahn hinter uns zu haben, und freuen uns schon wahnsinnig auf das nächste Montagsspiel in Freiburg.



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