So, 27.02.05:
ALEMANNIA - Erzgebirge Aue 1:5 (0:1)
Straub - Brinkmann (33. Paulus), Klitzpera, Sichone, Noll - Plaßhenrich (53. Scharping), Rolfes, Gomez (67. Schlaudraff) - Pinto, Michalke, Meijer
(Nicht - Landgraf, Petrovic, Iwelumo / Hecking)
Bobel - Ehlers, Emmerich, Kos, Trehkopf - Heidrich, Kurth (90. Tchipev), Rehm - Curri (89. Berger), Juskowiak, Demir (66. Kunze)
(Hahnel - Liebers, Günther, Hasse / Schädlich)

Zuschauer: 16651 (ca. 800 aus Aue)
Gelb: Brinkmann, Schlaudraff - Trehkopf, Heidrich

0:1 Juskowiak (29.)
0:2 Trehkopf (49.)
1:2 Meijer (60.; Rolfes, Michalke)
1:3 Demir (61.)
1:4 Juskowiak (84.)
1:5 Rehm (87.)





Eigentlich war schon vorher klar, dass man das Spiel besser abgesagt hätte. Mit den Spielen gegen Sülz 07 und Alkmaar jeweils in Unterzahl in den Knochen wäre es sicher angebracht gewesen, unauffällig die Rasenheizung für einige Tage abzuschalten, anstatt einer frischen Gastmannschaft gegenüberzutreten, denen die Bodenverhältnisse nur entgegenkommen können. Stattdessen wurde weiter vom Aufstieg geredet, und das Spiel fand selbstverständlich statt.
Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass die Kraft fehlte, um den Gegner wie am Tivoli gewohnt in der eigenen Hälfte einzuschnüren, gerade die Arbeitstiere Simon Rolfes und Reiner Plaßhenrich waren völlig von der Rolle. Trotzdem hätte es nach 25 Minuten 1:0 stehen können. Simon Rolfes setzte, wahrscheinlich mit der Szene aus Alkmaar im Kopf, freistehend einen Kopfball gegen die Latte, Emil Noll scheiterte im Nachschuss am Torwart, und auch der dritte Versuch von Rolfes wurde auf der Linie geklärt. Obwohl das 0:1 kurz darauf der erste ernsthafte Angriff der Gäste war, überraschte es kaum noch, dass der Ball im Tor landete. Zu oft hatte man diese Scheiße in den letzten Wochen gesehen. Auch diesem Tor ging ein unnötiger Fehler im Mittelfeld voraus, als Dennis Brinkmann an der Seitenlinie dem Gegner den Ball rettete, anstatt ihn ins Aus gehen zu lassen. Was folgte, waren die üblichen Tiefschläge von diesem Fickfehler von Fußballgott, wobei sich Pech und Unvermögen vor dem gegnerischen Tor die Waage hielten. Moses Sichone traf einen gegnerischen Fuß auf der Linie, Alexander Klitzpera fand einen gegnerischen Kopf auf der Linie, und Erik Meijer setzte aus fünf Metern Entfernung einen Kopfball neben das Tor. Vier Tore hatte die Alemannia in den letzten sieben Pflichtspielen erzielt, davon zwei per Elfmeter und zwei nach Eckbällen. Diese Szenen zeigten, warum. Zum Pech kommt irgendwann die Angst und zuviel Nachdenken beim Torschuss dazu. Was einen dabei aber wirklich auf die Palme bringt, ist das Verhalten vieler Zuschauer auf den Rängen, die das Maul nicht aufkriegen, wenn die Mannschaft es am nötigsten hat und dann auch noch anfangen, zu pfeifen. Geht halt Bayern gucken.
Obwohl Dieter Hecking dieses Mal Dennis Brinkmann nach einer gelben Karte herausnahm und man das Spiel zu elft beenden konnte, war eine völlig platte Alemannia im zweiten Durchgang chancenlos. Einige verlorene Zweikämpfe im Mittelfeld leiteten den Freistoß zum 0:2 ein, und auch das 1:2 durch einen Kopfball von Erik Meijer brachte nur kurz neue Hoffnung. Ersin Demir nutzte die Gelegenheit, die ihm die tatenlos zusehenden (und noch nicht verwarnten) Moses Sichone und Alexander Klitzpera ließen, zur Entscheidung. Wohlgemerkt nicht Ronaldo und nicht Shevchenko, sondern Ersin Demir, der sogar unter Eugen Hach zwischen Bank und Tribüne pendelte. So wurde die Alemannia von einem knapp überdurchschnittlichen Gegner am Ende mühelos vorgeführt. 1:5 hieß es am Ende nach haarsträubenden Gegentoren wie schon gegen Paderborn und Wattenscheid. Details erspare ich mir - wer es ertragen kann, soll sich die DSF-Zusammenfassung ansehen, ich kann es auch nach Zufuhr einiger harter Sachen nicht.
Drei Heimniederlagen in Folge tun schon wahnsinnig weh, und die Gefühle nach einer derartigen Demütigung kann man nur schwer in Worte fassen. Hatten früher die Gegner Angst, auf dem Tivoli zu spielen, hätte heute wahrscheinlich auch der VfJ Laurensberg bei uns gewonnen - und Aue kann zu allem Überfluss auch noch Fußball spielen. Das ganze Ausmaß des Desasters verdeutlicht der Blick in die Statistik: Nur vier Mal hat die Alemannia in 77 Jahren auf dem Tivoli ein Meisterschaftsspiel noch höher verloren - davon zweimal mit einer Notelf im zweiten Weltkrieg. Das wirklich Schlimme daran sind die Leute, die auch noch Tore des Gegners bejubeln oder die eigenen Spieler bepöbeln. Vermissen werde ich diese Stimmungstouristen und andere überflüssigen Personen beim nächsten Heimspiel vor 10000 Zuschauern nicht. Sollen sie doch zu Sülz 07 gehen und da die Mannschaft auspfeifen. Beim 1:5 gegen Paderborn hatte ich vollstes Verständnis für jeden, der den eigenen Trainer mit Dosen beschmissen hat, aber dieses Mal sollten sich einige Leute mal an ihren eigenen Penis fassen. Beim fröhlichen Rumhüpfen und Partymachen, wenn es läuft, sind wir die ersten, aber der Support gegen Aue war unter aller Sau - und ich habe am Donnerstag allen Ernstes den Holländern "sing when you're winning" vorgeworfen. Am Freitag stehen wir dann wieder nur mit 40 Leuten in Dresden (im Vergleich zu knapp 1000 Aue-Fans in Aachen).
Sechs Niederlagen in sieben Spielen, drei Heimniederlagen, Platz Sieben, und selbst das nur durch Spielausfälle anderer Mannschaften. Ohne den UEFA-Cup wäre es in diesem Jahr möglich gewesen, bis zum Schluss um den Aufstieg mitzuspielen. Nächste Saison sind sicher alle Chancen da, erneut anzugreifen (die Momente, in denen man nur noch das sagen kann, sind Jahr für Jahr die bittersten). Vorher haben wir allerdings (leider) noch elf wichtige Spiele vor uns, in denen es darum geht, um verlorene Ehre zu kämpfen. Wir sind verdammt noch mal nicht schlechter als irgendwelche Scheiß-Fahrstuhlmannschaften aus Meiderich oder Sülz und sollten alles, aber auch alles dran setzen, uns keine weiteren Demütigungen im eigenen Stadion gefallen zu lassen. Jeder, dem das halbwegs am Herzen liegt, sollte sich gegen Drecks-Trier seine Scheiß-Gedärme aus der Fresse schreien.

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