Fr, 24.03.06:
Kickers Offenbach - ALEMANNIA 2:4 (0:0)
Ramovic - Yildirim (74. Türker), Happe, Schumann, Pinske - Mokhtari (71. Backhaus), Wörle, Sieger, Judt - Diabang, Dorn (39. Miljatovic)
(Tapalovic - Budtz, Pospischil, Rehm / Frank)
Nicht - Pinto, Klitzpera, Casper, Noll - Plaßhenrich, Rösler (67. Koen), Fiel - Schlaudraff (84. Heidrich), Ebbers, Meijer (76. Sukalo)
(Straub - Stehle, Landraf, Bruns / Hecking)

Zuschauer: 9279 (ca. 1200 aus Aachen)
Gelb: Ebbers, Noll - Judt, Wörle
Gelb-Rot: Schumann (25.; wiederholtes Foulspiel)

0:1 Ebbers (47.; Schlaudraff, Plaßhenrich)
1:1 Diabang (54.)
2:1 Sieger (56.)
2:2 Ebbers (66.; Klitzpera)
2:3 Ebbers (72.; Koen)
2:4 Ebbers (90.; Koen)















(Foto: Richard)

Wieder einmal wochentags ging es für die Alemannia zum Auswärtsspiel nach Offenbach. Besondere Freude an der Ansetzung hatten die, die erst spät losfahren konnten, im Stau landeten und nicht pünktlich im Stadion waren. Zum ersten Mal seit einiger Zeit hatte die Alemannia entscheidende Ausfälle zu beklagen: Moses Sichone wurde durch Mirko Casper ersetzt, anstelle des grippekranken Laurentiu Reghecampf begann Erik Meijer als zusätzliche Spitze. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein wirklich stimmungsvolles Auswärtsspiel, besondere Freude machte das lautstarke "Aachen-Schweine" der Offenbacher.
Die Gastgeber erwischten den besseren Start: Thorsten Judt marschierte über die linke Seite und schlug einen langen Diagonalpass über Mirko Casper hinweg zu Regis Dorn. Der stand frei vor Kristian Nicht, der aber gut stand und von Dorn angeschossen wurde. Die Alemannia kam nur langsam ins Spiel, hatte aber Glück, dass sich der Gegner nach 25 Minuten selbst schwächte, als der bereits verwarnte Daniel Schumann gegen Reiner Plaßhenrich das Bein stehen ließ. Mit einem Mann mehr ließ die Alemannia dann Ball und Gegner gut laufen und kontrollierte das Geschehen zunehmend. Nach einer Flanke von Emil Noll setzte sich Marius Ebbers gegen zwei Offenbacher durch, aber Sead Ramovic stürzte aus seinem Tor und verhinderte das 0:1. Einen anschließenden leichten Schubser von Ebbers nutzte Ramovic wie schon im Hinspiel zu einer lächerlich schlechten Schauspieleinlage, die der Schiedsrichter mit Gelb für Ebbers belohnte. Kurz vor dem Wechsel setzte Stephan Sieger einen Kopfball links am Tor vorbei, es blieb zur Pause beim 0:0.
Zur zweiten Halbzeit wurde es turbulent. Die Alemannia legte zwei Gänge zu und wurde nach nicht einmal zwei Minuten belohnt. Reiner Plaßhenrich eroberte im Mittelfeld den Ball und steckte ihn nach Doppelpass mit Jan Schlaudraff perfekt auf Marius Ebbers durch. Der hatte viel Zeit, Ramovic auszugucken und verwandelte sicher zum 0:1. In der Folgezeit spielte die Alemannia den überforderten Gegner an die Wand und nutzte die Räume immer wieder zu gelungenen Kombinationen. Nach langem Ball von Alexander Klitzpera stand Jan Schlaudraff halbrechts frei, aber zur Abwechslung hielt Sead Ramovic auch mal einen Ball. Dann startete Reiner Plaßhenrich zu einem unwiderstehlichen Antritt aus dem Mittelkreis und stand genauso frei wie Ebbers beim 0:1, aber der Ball rutschte ihm beim Abschluss über den Fuß. Der Gegner war tot und im Sack, wurde aber noch einmal herausgezogen. Sergio Pinto bewies einmal mehr seine Schwächen im Defensivverhalten und ließ sich an der Seitenlinie von Thorsten Judt überlaufen. Die eigentlich harmlose Flanke lenkte Kristian Nicht gegen den Oberschenkel von Mirko Casper, und Momo Diabang erwischte den Ball am langen Pfosten vor Emil Noll - 1:1. Nur zwei Minuten später war der Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt: Bei einem Freistoß gewann Oualid Mokhtari das Kopfballduell gegen Sergio Pinto, und in der Aachener Innenverteidigung fühlte sich niemand für Stephan Sieger zuständig, der zum 2:1 den Fuß hinhielt. Bei beiden Toren hüpfte irgendein merkwürdiger Zuhälter-Typ und nebenberuflicher Schmierenkomödiant provozierend vor dem Gästeblock herum. Zum Glück erwiesen sich seine Talente als Torwart in der Folgezeit als weniger ausgeprägt. Vor ein bis zwei Jahren hätte die Alemannia dieses Spiel sicher mit 2:1 verloren, aber der Rückschlag wurde wie nichts weggesteckt und der Druck auf den Gegner aufrecht erhalten. Die erste ganz große Ausgleichschance verpasste Erik Meijer mit einem Flugkopfball aus zwei Metern Entfernung, der irgendwie noch am rechten Pfosten vorbeiging. Zehn Minuten nach dem 2:1 bekam der Herr im gelben Trikot endlich das nächste Ei ins Netz gelegt. Nach Heber von Alexander Klitzpera stolperte Marius Ebbers den Ball vom Elfmeterpunkt in Richtung Tor, und auch Ramovic geriet ins Stolpern und lenkte den Ball mit der rechten Hand zum 2:2 ins Tor. Das anschließende Tänzchen vergaß er bei diesem Tor. Nach Flanke von Sergio Pinto war es wieder Marius Ebbers, der Pech mit einem Kopfball hatte und das Tor knapp verfehlte. Ein Eckball brachte nach 73 Minuten die erneute Führung. Sergio Pinto legte den Ball zurück auf den mittlerweile eingewechselten Erwin Koen. Der zielte aus 17 Metern ebenso hart wie platziert ins kurze Eck. Ramovic ließ den Ball nach vorne abprallen, und Marius Ebbers brachte den Ball so gerade über die Linie. Ramovic durfte zwar noch einmal hinterherhechten und sich für Sekundenbruchteile über eine gelungene Rettungsaktion freuen, aber der Schiedsrichter zeigte zur Mitte. "Torwartfehler, Torwartfehler" wurde wie schon beim 2:2 angestimmt, und wieder vergaß Ramovic zu tanzen. Jan Schlaudraff hätte mit einem Querpass auf den mitgelaufenen Erwin Koen für die Entscheidung sorgen müssen, nachdem er einen Rückpass von Backhaus erlaufen hatte. Stattdessen versuchte er es selber und scheiterte. Zum Glück rächte sich das nicht mehr, Kristian Nicht hielt einen Volleyschuss von Thomas Wörle sicher fest. Stattdessen erzielte Marius Ebbers nach Flankenlauf von Erwin Koen mit einem schönen Kopfball auch noch seinen vierten Treffer - und bei keinem seiner Tore wurde "Zebrasteifen weiß und blau" eingespielt. Damit gelang Ebbers der erste Hattrick eines Alemannen seit Emmanuel Krontiris und der erste Viererpack seit Torsten Frings.
Die Alemannia hatte in einer turbulenten zweiten Halbzeit eine überragende Leistung geboten und war wie ein Aufsteiger aufgetreten. Entsprechend wurde ausgelassen gefeiert wie lange nicht mehr, eine singende schwarz-gelbe Kolonne zog sich vom Gästeblock durch den Wald zum Parkplatz. Bei acht Punkten Vorsprung, acht ausstehenden Spielen und immer souveräner werdenden Auftritten unserer Mannschaft werden die Zweifel immer weniger.



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