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Ramovic - Yildirim (74. Türker), Happe, Schumann,
Pinske - Mokhtari (71. Backhaus), Wörle, Sieger,
Judt - Diabang, Dorn (39. Miljatovic)
(Tapalovic - Budtz, Pospischil, Rehm / Frank) |
Nicht - Pinto, Klitzpera, Casper, Noll - Plaßhenrich,
Rösler (67. Koen), Fiel - Schlaudraff (84. Heidrich), Ebbers,
Meijer (76. Sukalo)
(Straub - Stehle, Landraf, Bruns / Hecking) |
Wieder einmal wochentags ging es für die Alemannia zum Auswärtsspiel
nach Offenbach. Besondere Freude an der Ansetzung hatten die, die erst
spät losfahren konnten, im Stau landeten und nicht pünktlich im
Stadion waren. Zum ersten Mal seit einiger Zeit hatte die Alemannia entscheidende
Ausfälle zu beklagen: Moses Sichone wurde durch Mirko Casper ersetzt,
anstelle des grippekranken Laurentiu Reghecampf begann Erik Meijer als
zusätzliche Spitze. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein wirklich
stimmungsvolles Auswärtsspiel, besondere Freude machte das lautstarke
"Aachen-Schweine" der Offenbacher.
Die Gastgeber erwischten den besseren Start: Thorsten Judt marschierte
über die linke Seite und schlug einen langen Diagonalpass über Mirko
Casper hinweg zu Regis Dorn. Der stand frei vor Kristian Nicht, der aber gut
stand und von Dorn angeschossen wurde. Die Alemannia kam nur langsam ins
Spiel, hatte aber Glück, dass sich der Gegner nach 25 Minuten selbst
schwächte, als der bereits verwarnte Daniel Schumann gegen Reiner
Plaßhenrich das Bein stehen ließ. Mit einem Mann mehr ließ
die Alemannia dann Ball und Gegner gut laufen und kontrollierte das Geschehen
zunehmend. Nach einer Flanke von Emil Noll setzte sich Marius Ebbers gegen
zwei Offenbacher durch, aber Sead Ramovic stürzte aus seinem Tor und
verhinderte das 0:1. Einen anschließenden leichten Schubser von Ebbers
nutzte Ramovic wie schon im Hinspiel zu einer
lächerlich schlechten Schauspieleinlage, die der Schiedsrichter mit Gelb
für Ebbers belohnte. Kurz vor dem Wechsel setzte Stephan Sieger einen
Kopfball links am Tor vorbei, es blieb zur Pause beim 0:0.
Zur zweiten Halbzeit wurde es turbulent. Die Alemannia legte zwei Gänge
zu und wurde nach nicht einmal zwei Minuten belohnt. Reiner Plaßhenrich
eroberte im Mittelfeld den Ball und steckte ihn nach Doppelpass mit Jan
Schlaudraff perfekt auf Marius Ebbers durch. Der hatte viel Zeit, Ramovic
auszugucken und verwandelte sicher zum 0:1. In der Folgezeit spielte die
Alemannia den überforderten Gegner an die Wand und nutzte die Räume
immer wieder zu gelungenen Kombinationen. Nach langem Ball von Alexander
Klitzpera stand Jan Schlaudraff halbrechts frei, aber zur Abwechslung hielt
Sead Ramovic auch mal einen Ball. Dann startete Reiner Plaßhenrich zu
einem unwiderstehlichen Antritt aus dem Mittelkreis und stand genauso frei
wie Ebbers beim 0:1, aber der Ball rutschte ihm beim Abschluss über den
Fuß. Der Gegner war tot und im Sack, wurde aber noch einmal
herausgezogen. Sergio Pinto bewies einmal mehr seine Schwächen im
Defensivverhalten und ließ sich an der Seitenlinie von Thorsten Judt
überlaufen. Die eigentlich harmlose Flanke lenkte Kristian Nicht gegen
den Oberschenkel von Mirko Casper, und Momo Diabang erwischte den Ball am
langen Pfosten vor Emil Noll - 1:1. Nur zwei Minuten später war der
Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt: Bei einem Freistoß gewann
Oualid Mokhtari das Kopfballduell gegen Sergio Pinto, und in der Aachener
Innenverteidigung fühlte sich niemand für Stephan Sieger
zuständig, der zum 2:1 den Fuß hinhielt. Bei beiden Toren
hüpfte irgendein merkwürdiger Zuhälter-Typ und nebenberuflicher
Schmierenkomödiant provozierend vor dem Gästeblock herum. Zum
Glück erwiesen sich seine Talente als Torwart in der Folgezeit als
weniger ausgeprägt. Vor ein bis zwei Jahren hätte die Alemannia
dieses Spiel sicher mit 2:1 verloren, aber der Rückschlag wurde wie
nichts weggesteckt und der Druck auf den Gegner aufrecht erhalten. Die erste
ganz große Ausgleichschance verpasste Erik Meijer mit einem Flugkopfball
aus zwei Metern Entfernung, der irgendwie noch am rechten Pfosten vorbeiging.
Zehn Minuten nach dem 2:1 bekam der Herr im gelben Trikot endlich das
nächste Ei ins Netz gelegt. Nach Heber von Alexander Klitzpera stolperte
Marius Ebbers den Ball vom Elfmeterpunkt in Richtung Tor, und auch Ramovic
geriet ins Stolpern und lenkte den Ball mit der rechten Hand zum 2:2 ins Tor.
Das anschließende Tänzchen vergaß er bei diesem Tor. Nach
Flanke von Sergio Pinto war es wieder Marius Ebbers, der Pech mit einem
Kopfball hatte und das Tor knapp verfehlte. Ein Eckball brachte nach 73
Minuten die erneute Führung. Sergio Pinto legte den Ball zurück auf
den mittlerweile eingewechselten Erwin Koen. Der zielte aus 17 Metern ebenso
hart wie platziert ins kurze Eck. Ramovic ließ den Ball nach vorne
abprallen, und Marius Ebbers brachte den Ball so gerade über die Linie.
Ramovic durfte zwar noch einmal hinterherhechten und sich für
Sekundenbruchteile über eine gelungene Rettungsaktion freuen, aber der
Schiedsrichter zeigte zur Mitte. "Torwartfehler, Torwartfehler"
wurde wie schon beim 2:2 angestimmt, und wieder vergaß Ramovic zu
tanzen. Jan Schlaudraff hätte mit einem Querpass auf den mitgelaufenen
Erwin Koen für die Entscheidung sorgen müssen, nachdem er einen
Rückpass von Backhaus erlaufen hatte. Stattdessen versuchte er es selber
und scheiterte. Zum Glück rächte sich das nicht mehr, Kristian Nicht
hielt einen Volleyschuss von Thomas Wörle sicher fest. Stattdessen
erzielte Marius Ebbers nach Flankenlauf von Erwin Koen mit einem schönen
Kopfball auch noch seinen vierten Treffer - und bei keinem seiner Tore wurde
"Zebrasteifen weiß und blau" eingespielt. Damit gelang Ebbers
der erste Hattrick eines Alemannen seit Emmanuel
Krontiris und der erste Viererpack seit Torsten
Frings.
Die Alemannia hatte in einer turbulenten zweiten Halbzeit eine
überragende Leistung geboten und war wie ein Aufsteiger aufgetreten.
Entsprechend wurde ausgelassen gefeiert wie lange nicht mehr, eine singende
schwarz-gelbe Kolonne zog sich vom Gästeblock durch den Wald zum
Parkplatz. Bei acht Punkten Vorsprung, acht ausstehenden Spielen und immer
souveräner werdenden Auftritten unserer Mannschaft werden die Zweifel
immer weniger.