Sa, 16.09.06:
ALEMANNIA - Bor. Mönchengladbach 4:2 (2:0)
Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy - Plaßhenrich (89. Heidrich), Reghecampf (83. Lehmann), Rösler, Dum (75. Noll) - Schlaudraff, Ebbers
(Straub - Stehle, Casper, Ibisevic / Frontzeck)
Keller - Bögelund (46. van den Bergh), Ze Antonio, Svensson, Jansen - Kirch, Polanski, El Fakiri (67. Sverkos), Insua (46. Delura) - Kahé, Neuville
(Heimeroth - Levels, Thijs, Rafael / Heynckes)

Zuschauer: 20800 (ausverkauft; ca. 3500 aus Mönchengladbach)
Gelb: Leiwakabessy, Schlaudraff, Reghecampf, Pinto - Jansen, Kahé, Sverkos

1:0 Reghecampf (7.; Handelfmeter)
2:0 Schlaudraff (31.; Rösler, Ebbers)
2:1 Kahé (51.)
3:1 Ebbers (52.; Plaßhenrich, Schlaudraff)
4:1 Schlaudraff (84.)
4:2 Kahé (92.)





(Foto: Richard)









(Fotos: Richard)







Turbulente Wochen lagen hinter der Alemannia. Die schadenfrohen "Neururer raus"-Rufe aus Hannover waren einem im Hals steckengeblieben, und die Alemannia hatte nach Hannes, vom Bruch, Winkhold und Hecking schon wieder einen Übungsleiter mit Vergangenheit im landwirtschaftlichen Sektor verpflichtet. Der war in Aachen vor allem als übler Treter bei zwei Pokalspielen in den 80ern aufgefallen, wurde aber im Stadion keineswegs so unfreundlich begrüßt wie noch unterhalb der Woche im Internet.
Nun ging es in diesem richtungsweisenden Spiel gegen Frontzecks Ex-Club Borussia Hückelhoven, die schon sechs Punkte auf dem Konto hatten, aber noch nie durch ihre Auswärtsstärke aufgefallen waren. Frontzeck vertraute derselben Formation wie Bremser und Schmadtke in Chemnitz. Sorgen machte nur die Ansetzung des Schiedsrichters Michael Weiner, der uns vor zwei Jahren gegen Sülz übel verpfiffen hatte.
Glücklicherweise machte ausgerechnet Weiner genau da weiter, wo Edgar Steinborn im Pokalhalbfinale aufgehört hatte und zeigte der Landbevölkerung im Gästeblock, was ein Handspiel ist. Bei einer Ecke von Laurentiu Reghecampf kreuzte Marco Jansen die Arme vor dem Körper, der Ball sprang dagegen, und Weiner zeigte auf den Punkt. Laurentiu Reghecampf verwandelte ähnlich sicher wie in Chemnitz zum 1:0. Die Gäste kamen nur zaghaft vor unser Tor, nach Hereingabe von Uwe Polanski zielte Josef Neuville jr. aus spitzem Winkel weit über das Tor. Auf der anderen Seite waren sich Marius Ebbers und Jan Schlaudraff bei einem Konter nicht ganz einig, und Ebbers versuchte es selbst; sein Aufsetzer aus 22 Metern strich knapp am linken Pfosten vorbei. Dann flogen Nico Herzig und Sascha Rösler nacheinander an einem Freistoß von Laurentiu Reghecampf vorbei. Nach einer knappen halben Stunde überlief Sascha Dum an der linken Torauslinie Jesper Bögelund, wurde von diesem bedrängt und ging zu Boden, aber dieses Mal zeigte Michael Weiner am Elfmeterpunkt vorbei zum Abstoß. Etwas später eroberte Sascha Rösler nahe der Mittellinie den Ball und brachte den Ball hoch in den Strafraum. Marius Ebbers ging hoch zum Kopfball, Uwe Kamps mit Haarausfall und Ze Roberto behinderten sich gegenseitig, und der Ball fiel vor die Füße von Jan Schlaudraff, der gegen die Laufrichtung der beiden Landwirte auf der Torlinie zum 2:0 einschoss.
Der Mann mit dem hochroten Kopf auf der Hückelhovener Trainerbank hatte erst einmal genug gesehen, wechselte zweimal aus und sah tatsächlich eine Verbesserung. Ähnlich wie gegen Schalke ließ sich die Alemannia in den ersten Minuten nach der Pause ein wenig die Butter vom Brot nehmen. Bei einer Ecke von der rechten Seite sprang Moses Sichone nur halbherzig hoch, Hans-Jörg Kahé traf zum 2:1 und versuchte gleich, gestenreich die mitgereisten Fans hochzupushen. Die machten sich kurz bemerkbar, waren aber keine Minute später wieder ruhig. Die Alemannia reagierte sensationell, Reiner Plaßhenrich spielte Jan Schlaudraff an, der den Ball auf die rechte Seite mitnahm und in die Mitte flankte, wo der sträflich freistehende Marius Ebbers gegen die Laufrichtung von Uwe Kamps mit Haarausfall zum 3:1 einköpfte. Hückelhoven zeigte sich in der Folgezeit bemüht, aber größtenteils hilflos. Aufregung gab es, als Kahé an der Eckfahne nach einem leichten Kopfstoß von Moses Sichone theatralisch zu Boden ging. Wenig später bezog Michael Weiner die von gedankenlosen bis dämlichen Zeitgenossen vorgetragenen "Asylanten"-Rufe auf diese Szene und drohte über Robert Moonen mit Spielunterbrechung. So etwas kannte man bisher hauptsächlich aus Holland, offenbar gibt es neue Richtlinien des DFB aufgrund der Vorkommnisse bei Rostock II gegen Schalke. Hans-Jörg Kahé vergab nach Vorarbeit von Josef Neuville jr. die letzte Chance, sein Team zurück ins Spiel zu bringen, auf der Gegenseite lief Emil Noll nach Anspiel von Laurentiu Reghecampf in Richtung Eckfahne statt zum Tor, Sascha Rösler setzte den Ball schließlich am langen Pfosten vorbei. Jan Schlaudraff machte die Demütigung der Borussia perfekt, als er zwei Abwehrspieler düpierte und mit einem abgefälschten 17m-Schuss zum 4:1 traf. Mit dem Abpfiff gewann Hans-Jörg Kahé nach einer Ecke von der linken Seite erneut das Duell gegen Moses Sichone und drückte den Ball zum 4:2-Endstand über die Linie.
Wesentlich geiler kann es eigentlich nicht mehr werden. Während unsere Gäste recht bedröppelt zu ihren Autos und Traktoren abzogen, hat die Alemannia mit dem ersten Heimsieg den angepeilten UI-Cup-Platz schon nach vier Spieltagen erreicht, ist nur zwei Punkte von der Tabellenspitze entfernt und wird mit einem Sieg am nächsten Wochenende nach Bremen und Hamburg auch Bayern München überholen. Wie sowohl der scheidende als auch der neue Co-Trainer sagen würden: Hut ab!

Nachtrag: Schön, wie Möchtegernjournalisten wie J.Baptist Kerner in einem einzigen Satz zum Thema "Asylanten"-Rufe gleich mehrere Tatsachen verdrehen. Auch für ihn: Hut ab!

* Die Alemannia wurde aufgrund der "Asylanten"-Rufe zu 50000 Euro Geldstrafe verurteilt, die Borussia zu 19000 Euro.

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