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Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy -
Plaßhenrich (89. Heidrich), Reghecampf (83. Lehmann), Rösler,
Dum (75. Noll) - Schlaudraff, Ebbers
(Straub - Stehle, Casper, Ibisevic / Frontzeck) |
Keller - Bögelund (46. van den Bergh), Ze Antonio,
Svensson, Jansen - Kirch, Polanski,
El Fakiri (67. Sverkos), Insua (46. Delura) - Kahé,
Neuville
(Heimeroth - Levels, Thijs, Rafael / Heynckes) |
Turbulente Wochen lagen hinter der Alemannia. Die schadenfrohen
"Neururer raus"-Rufe aus Hannover waren einem im Hals
steckengeblieben, und die Alemannia hatte nach Hannes, vom Bruch,
Winkhold und Hecking schon wieder einen Übungsleiter mit Vergangenheit
im landwirtschaftlichen Sektor verpflichtet. Der war in Aachen vor allem
als übler Treter bei zwei Pokalspielen in den 80ern aufgefallen, wurde
aber im Stadion keineswegs so unfreundlich begrüßt wie noch
unterhalb der Woche im Internet.
Nun ging es in diesem richtungsweisenden Spiel gegen Frontzecks Ex-Club
Borussia Hückelhoven, die schon sechs Punkte auf dem Konto hatten, aber
noch nie durch ihre Auswärtsstärke aufgefallen waren. Frontzeck
vertraute derselben Formation wie Bremser und Schmadtke in Chemnitz. Sorgen
machte nur die Ansetzung des Schiedsrichters Michael Weiner, der uns vor zwei
Jahren gegen Sülz übel verpfiffen hatte.
Glücklicherweise machte ausgerechnet Weiner genau da weiter, wo Edgar Steinborn im
Pokalhalbfinale aufgehört hatte und zeigte der
Landbevölkerung im Gästeblock, was ein Handspiel ist. Bei einer
Ecke von Laurentiu Reghecampf kreuzte Marco Jansen die Arme vor dem
Körper, der Ball sprang dagegen, und Weiner zeigte auf den Punkt.
Laurentiu Reghecampf verwandelte ähnlich sicher wie in Chemnitz zum 1:0.
Die Gäste kamen nur zaghaft vor unser Tor, nach Hereingabe von Uwe
Polanski zielte Josef Neuville jr. aus spitzem Winkel weit über das
Tor. Auf der anderen Seite waren sich Marius Ebbers und Jan Schlaudraff bei
einem Konter nicht ganz einig, und Ebbers versuchte es selbst; sein
Aufsetzer aus 22 Metern strich knapp am linken Pfosten vorbei. Dann flogen
Nico Herzig und Sascha Rösler nacheinander an einem Freistoß von
Laurentiu Reghecampf vorbei. Nach einer knappen halben Stunde überlief
Sascha Dum an der linken Torauslinie Jesper Bögelund, wurde von diesem
bedrängt und ging zu Boden, aber dieses Mal zeigte Michael Weiner am
Elfmeterpunkt vorbei zum Abstoß. Etwas später eroberte Sascha
Rösler nahe der Mittellinie den Ball und brachte den Ball hoch in den
Strafraum. Marius Ebbers ging hoch zum Kopfball, Uwe Kamps mit Haarausfall
und Ze Roberto behinderten sich gegenseitig, und der Ball fiel vor die
Füße von Jan Schlaudraff, der gegen die Laufrichtung der beiden
Landwirte auf der Torlinie zum 2:0 einschoss.
Der Mann mit dem hochroten Kopf auf der Hückelhovener Trainerbank hatte
erst einmal genug gesehen, wechselte zweimal aus und sah tatsächlich
eine Verbesserung. Ähnlich wie gegen Schalke ließ sich die
Alemannia in den ersten Minuten nach der Pause ein wenig die Butter vom Brot
nehmen. Bei einer Ecke von der rechten Seite sprang Moses Sichone nur
halbherzig hoch, Hans-Jörg Kahé traf zum 2:1 und versuchte gleich,
gestenreich die mitgereisten Fans hochzupushen. Die machten sich kurz
bemerkbar, waren aber keine Minute später wieder ruhig. Die Alemannia
reagierte sensationell, Reiner Plaßhenrich spielte Jan Schlaudraff an,
der den Ball auf die rechte Seite mitnahm und in die Mitte flankte, wo der
sträflich freistehende Marius Ebbers gegen die Laufrichtung von Uwe
Kamps mit Haarausfall zum 3:1 einköpfte. Hückelhoven zeigte sich
in der Folgezeit bemüht, aber größtenteils hilflos.
Aufregung gab es, als Kahé an der Eckfahne nach einem leichten
Kopfstoß von Moses Sichone theatralisch zu Boden ging. Wenig später
bezog Michael Weiner die von gedankenlosen bis dämlichen Zeitgenossen
vorgetragenen "Asylanten"-Rufe auf diese Szene und drohte über
Robert Moonen mit Spielunterbrechung. So etwas kannte man bisher
hauptsächlich aus Holland, offenbar gibt es neue Richtlinien des DFB aufgrund
der Vorkommnisse bei Rostock II gegen Schalke. Hans-Jörg Kahé
vergab nach Vorarbeit von Josef Neuville jr. die letzte Chance, sein Team
zurück ins Spiel zu bringen, auf der Gegenseite lief Emil Noll nach
Anspiel von Laurentiu Reghecampf in Richtung Eckfahne statt zum Tor, Sascha
Rösler setzte den Ball schließlich am langen Pfosten vorbei. Jan
Schlaudraff machte die Demütigung der Borussia perfekt, als er zwei
Abwehrspieler düpierte und mit einem abgefälschten 17m-Schuss zum
4:1 traf. Mit dem Abpfiff gewann Hans-Jörg Kahé nach einer Ecke
von der linken Seite erneut das Duell gegen Moses Sichone und drückte
den Ball zum 4:2-Endstand über die Linie.
Wesentlich geiler kann es eigentlich nicht mehr werden. Während unsere
Gäste recht bedröppelt zu ihren Autos und Traktoren abzogen, hat
die Alemannia mit dem ersten Heimsieg den
angepeilten UI-Cup-Platz schon nach vier Spieltagen erreicht, ist nur zwei
Punkte von der Tabellenspitze entfernt und wird mit einem Sieg am
nächsten Wochenende nach Bremen und Hamburg auch Bayern München
überholen. Wie sowohl der scheidende als auch der neue Co-Trainer
sagen würden: Hut ab!
Nachtrag: Schön, wie Möchtegernjournalisten wie J.Baptist Kerner
in einem einzigen Satz zum Thema "Asylanten"-Rufe gleich mehrere
Tatsachen verdrehen. Auch für ihn: Hut ab!
* Die Alemannia wurde aufgrund der "Asylanten"-Rufe
zu 50000 Euro Geldstrafe verurteilt, die Borussia zu 19000 Euro.