Do, 30.05.02:
ALEMANNIA A - FC Wegberg-Beeck 2:0 (0:0)
Memmersheim - Mathes, Schäfer, Azmaz - Derneden (83. Maaßen), Marasa, Hansen, Batmaz, Morton - Tümmler (91. Peiffer), Retterath (20. El Hammouchi)
(Trainer: Dooley)
M. Schmitz - Kreutzer, Jacobs, Ronka, G. Schmitz, Willms, O. Röder, Lehnen (81. Fell), M. Röder, Geerkens, Vanek
(Trainer: Zumbroich)

Zuschauer: 1135 (ca. 150 aus Wegberg-Beeck)
Gelb: Hansen, Tümmler - Ronka, O. Röder, Jacobs, Kreutzer, M. Schmitz
Gelb-Rot: Batmaz (53.; wiederholtes Foulspiel)

1:0 Tümmler (75.; Hansen)
2:0 Schäfer (77.; Derneden)























Am Ende einer Saison, die dem Alemannia-Fan wenig Freude, aber dafür viel Stress und Sorgen bereitet hat, sorgte die Amateur-Mannschaft für den positiven Höhepunkt. Im Pokalfinale gegen den FC Wegberg-Beeck hatte man die Gelegenheit, als krönenden Abschluss einer guten Saison einen Titel nach Aachen zu holen. Dadurch erhielt die Elf von Steven Dooley endlich einmal die Aufmerksamkeit, die sie aufgrund ihrer Leistungen eigentlich häufiger verdient hatte. Dass das Interesse an dem Spiel allerdings so groß sein würde, hat die Verantwortlichen kalt erwischt. Nachdem man für die rund 400 Besucher des letzten Meisterschaftsspiels gegen Wuppertal noch Sitzplätze, Gegengerade und Gästeblock des Tivolis geöffnet hatte, beschränkte man sich diesmal (aus mir unerfindlichen Gründen) auf die Sitzplatztribüne. Obwohl aufgrund der Bedeutung des Spiels klar war, dass mehr Zuschauer als gegen Wuppertal kommen würden, öffnete man nur zwei Kassen am Würselner Wall. Zudem wurden die äußeren vier Blöcke der Tribüne zunächst abgesperrt. So brach dann das große Chaos aus, als unerwartet knapp 2000 Zuschauer zu den Kassenhäuschen drängten. Da viele Leute noch draußen Schlange standen, musste das Spiel mit 15 Minuten Verspätung angepfiffen werden. Im Stadion ging es auch nicht wesentlich geordneter zu. Die rund 150 mitgereisten Fans und Jugendspieler des FC Wegberg-Beeck wurden in die Blöcke C und D geleitet, die Aachener Zuschauer in die Blöcke E, F und G. Diese waren irgendwann überfüllt. Die Ordner bedienten hektisch ihre Funkgeräte, wussten nicht so recht weiter und öffneten schließlich doch noch die Blöcke H und I, aus denen man kurz zuvor noch Leute verscheucht hatte.
Bevor das mit Spannung erwartete Finale dann endlich angepfiffen werden konnte, kam es noch zum traurigen Teil des Nachmittags, der Verabschiedung einiger Spieler und des Trainers. Im Verein hat man scheinbar aus Fehlern der Vergangenheit gelernt und sorgte für einen würdigen Abschied, indem man trotz Finanzkrise eine ganze Reihe Blumensträuße zu verschenken hatte. Einer ging an Ersatztorwart Christian Schiefer, der den Verein ebenso verlassen wird wie Carsten Mathes, der als sicherer Rückhalt in der Defensive entscheidenden Anteil am Durchmarsch in die Oberliga hatte und nun zum Oberligaaufsteiger GFC Düren wechselt. Auch Kris Morton und Alan Hansen absolvierten ihr letztes Spiel für die Alemannia. Beide folgen ihren Brüdern zu Borussia Freialdenhoven. Für Bastian Retterath geht die Reise in ein etwas größeres Dorf, er wird im nächsten Jahr für Fortuna Düsseldorf spielen. Auch Bart Meulenberg erhielt einen Blumenstrauß. Mit ihm verlässt einer der letzten der Aufstiegshelden von 1999 den Verein. Die letzten drei Jahre waren bei ihm geprägt vom Verletzungspech. Ebenso wie Manuel Peiffer wird er demnächst für den belgischen Zweitligasufsteiger AS Eupen auflaufen, wo mit Pascal Jost bereits ein ehemaliger Alemanne unter Vertrag steht. Zuletzt wurde der Erfolgstrainer Steven Dooley verabschiedet, der zusammen mit Frank Küchen in den letzten drei Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat. Unter seiner Regie schafften unsere Amateure zweimal in Folge den Aufstieg und etablierten sich in der Oberliga. Zudem schafften mit Bernd Rauw, Thierry Bayock und Eddie Bediako einige Spieler den Sprung in die erste Mannschaft. Sein Abschied hat leider einen etwas bitteren Beigeschmack. Wieso der Verein so einen Trainer nicht weiterbeschäftigen will, ist mir unverständlich. Immerhin steht mit Markus von Ahlen ein ähnlich sympathischer und engagierter Nachfolger bereit, der sich allerdings als Trainer erst einmal beweisen muss und es nicht leicht haben wird, an die Erfolge seines Vorgängers anzuknüpfen.
Abschied nehmen heißt es auch für den FC Wegberg-Beeck, der aus der Oberliga abgestiegen ist und aus finanziellen Gründen im nächsten Jahr nicht in der Verbandsliga, sondern in der Landesliga antreten wird. Unser bedauernswerter Gast hätte den Pokalsieg und die Einnahmequelle DFB-Pokal sicherlich noch nötiger gehabt als wir. Die Chancen dazu standen gar nicht so schlecht. Zwar gingen beide Spiele in der Oberliga an die Alemannia (3:1 und 2:0), aber beim Rückspiel hatten die Beecker das Spiel dominiert und waren nur an der ungenügenden Chancenauswertung gescheitert. Zudem konnte der Gast größtenteils in Bestbesetzung antreten - trotz des früh bekanntgewordenen Rückzugs spielten die Akteure die Saison ehrenhaft zu Ende. Steven Dooley musste hingegen auf die verletzten Ali Gülez, Marc Keller und Baba Iddi sowie den nicht spielberechtigten David Marso verzichten. So stand mit Stefan Tümmler wieder nur ein gelernter Stürmer zur Verfügung, und wie schon in Düsseldorf rückte Bastian Retterath in die Sturmspitze. Im zentralen Mittelfeld übernahm Claudio Marasa die Position von David Marso. Die Außenbahnen besetzten Gökhan Batmaz und Roman Derneden; Raschid El Hammouchi musste vorerst auf der Bank bleiben.
Beide Mannschaften begannen verhalten. "Bloß nicht in Rückstand geraten", schien die Devise beider Trainer zu sein. Vor der ungewohnt großen und lautstarken Kulisse machten besonders die Aachener einen nervösen Eindruck. Oliver Röder hatte nach sieben Minuten die erste Torchance für die Gäste, als er nach einem Freistoß höher stieg als Carsten Mathes und aus zwölf Metern nur knapp das Tor verfehlte. Auf der anderen Seite strich ein Freistoß aus 30 Metern von Christian Schäfer um Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Dies waren für lange Zeit auch schon die letzten Torszenen. Das Spiel plätscherte dahin, keine der Mannschaften ließ sich aus der Defensive locken. Auf der Tribüne wurde es zunehmend ruhiger; das Spiel hielt in der ersten Hälfte nicht das, was sich die Zuschauer versprochen hatten. Die Aachener Offensive wurde noch zusätzlich durch den Ausfall von Bastian Retterath geschwächt, der nach sich zwanzig Minuten ohne Einwirkung eines Gegenspielers verletzte. Für ihn kam Raschid El Hammouchi. Zehn Minuten vor der Pause konnte Claudio Marasa einen Freistoß gerade noch vor dem günstig postierten Guido Schmitz klären. Für die Alemannia sprang nur ein harmloser Fernschuss von Raschid El Hammouchi heraus. In der Nachspielzeit hatte der Kapitän der Gäste, Marcus Lehnen, nach einer missglückten Faustabwehr von Dirk Memmersheim die beste Einschussgelegenheit in der ersten Halbzeit, hob den Ball aber über das Tor. Bei der Alemannia waren alle Spieler bis dahin emsig bemüht, aber auch mut- und ideenlos.
Nach dem Wechsel besserte sich das Bild zunächst, die Alemannia konnte sich einige Torszenen erarbeiten. Ein Schussversuch von Claudio Marasa wurde abgeblockt, dann kam Torwart Marco Schmitz nach Hackentrick von Stefan Tümmler gerade noch vor dem einschussbereiten Kris Morton an den Ball. Danach drückte erst einmal jemand anderes dem Spiel seinen Stempel auf, der ebenfalls sein letztes Spiel bestritt: Schiedsrichter Jörg Hotop, der die ganze Partie über sehr kleinlich pfiff. Nach einem harmlosen Rempler (wenn überhaupt) an der Seitenlinie sah der bereits verwarnte Gökhan Batmaz die gelb-rote Karte. Nun wurde es wenigstens wieder richtig laut auf den Rängen, aber unsere Elf geriet zu zehnt in der Folgezeit das eine oder andere Mal in Bedrängnis. So kam Michael Röder nach Flanke von Nico Vanek frei zum Kopfball. Zum Glück stieg er etwas zu spät hoch und konnte den Ball nicht mehr unter die Latte drücken. Mitte der zweiten Halbzeit hatte sich unsere Mannschaft vom Schock der Unterzahl erholt. Stefan Tümmler verpasste einen scharf hereingetretenen Freistoß von Alan Hansen und irritierte dabei den Torwart, der Mühe hatte, den Ball noch aus dem Eck zu fischen. Im Nachsetzen flankte Claudio Marasa auf Kris Morton, dessen Kopfball in den Armen von Torwart Schmitz landete. Einige Minuten danach ließ Marasa auf der linken Seite seinen Gegenspieler stehen und legte den Ball in den Fünfmeterraum auf Stefan Tümmler. Der stand mit dem Rücken zum Tor, wollte sich mit einer Körpertäuschung an seinem Gegenspieler vorbeidrehen und fiel über dessen ausgestrecktes Bein. Damit zog sich Schiedsrichter Hotop nun endgültig den Zorn der Aachener Fans im Block H auf sich. Zwei Minuten später sorgte Stefan Tümmler, der schon vorher einige Rangeleien provoziert hatte, für weitere Hektik, als er abseits des Balles im Strafraum liegenblieb. Weder Schieds- noch Linienrichter hatten einen Tätlichkeit gesehen. In jedem Fall wurde das Spiel immer zerfahrener, nur wenige Sekunden, nachdem der Schiedsrichter nach den vorangegangen Diskussionen den Ball wieder freigegeben hatte, wurde Kris Morton von den Beinen geholt. Auch bei den erfahrenen Gästespielern lagen die Nerven jetzt blank.
Den nach dem Foul an Morton fälligen Freistoß schlug Alan Hansen genau auf den Kopf von Tümmler, der zum vielumjubelten 1:0 ins linke Eck traf. Die Gäste machten nun auf, und es eröffnete sich Platz zum Kontern. Zwei Minuten nach dem 1:0 bediente Roman Derneden Christian Schäfer mit einem schönen Steilpass. Der ließ noch einen Gegner ins Leere grätschen und schloss mit Links aus 15 Metern ab. Der herausstürzende Marco Schmitz war zwar noch am Ball, musste aber mit ansehen, wie das Leder hinter ihm langsam zum 2:0 ins Tor rollte. Wieder nur zwei Minuten später konnte Schmitz eine Hereingabe von Kris Morton nur abklatschen, hatte aber Glück, dass der Nachschuss von Stefan Tümmler genau in seinen Armen landete. In einer ähnlichen Szene drei Minuten danach zielte Tümmler genauer, übertrieb es mit der Genauigkeit allerdings, so dass der Ball von linken Innenpfosten zurück ins Feld prallte. Die Gäste steckten nie auf und hatten fünf Minuten vor dem Ende durch Michael Röder noch eine Kopfballchance. Die machte Dirk Memmersheim ebenso zunichte wie einen Drehschuss von Oliver Röder kurz vor Schluss.
Dann war es vorbei, nach 1997 und 1999 ging der Mittelrheinpokal wieder nach Aachen. Da die Aachener Fans gerade keine Bochum-Schals dabeihatten, wurden sie zum Feiern nicht aufs Feld gelassen. Dort führte ein Verantwortlicher des Fußballverbandes die Siegerehrung durch. Der tapfere Gegner erhielt Applaus, der Schiedsrichter eher weniger, was der Mensch vom FVM mit den Worten "ich finde Ihre Reaktion nicht in Ordnung" kommentierte. Dann durfte Kapitän Christian Schäfer den Siegerpokal in die Höhe stemmen, und es konnte gefeiert werden. Der Vater des Erfolges, Steven Dooley, wurde von seinen Spielern auf Händen durchs Stadion getragen, danach spritzte (wie schon beim Relegationsspiel in Wegberg-Beeck) der Champagner durch die Gegend. Die Spieler werden bei ihrer Abschlussfahrt nach Mallorca noch einige Tage weiterfeiern. Es ist schade, dass diese Mannschaft, die uns in den letzten drei Jahren so viel Freude bereitet hat, nun zumindest zum Teil auseinanderbricht. Man kann nur hoffen, dass die Spieler, die sich noch unschlüssig sind, gehalten werden können und dass die Spieler, die aus der A-Jugend nachrücken, sich in der Oberliga durchsetzen können, damit insgesamt auch im nächsten Jahr wieder eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die ähnlich ansehnlichen Fußball wie in diesem Jahr spielen und in der Oberliga mithalten kann - und vielleicht den DFB-Pokal gewinnt (im Finale gegen Alemannia Aachen). In jedem Fall war die Vorfreude auf eine DFB-Pokal-Auslosung noch nie so groß wie in diesem Jahr.



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