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Schell - Schäfer, Kothner, Gunesch, Tümmler (71. Jaajoui),
Maaßen - Dussin, Lehnen, Marso (85. Hartmann) - Marotta,
Keller (86. Sinkiewicz)
(Trainer: Emmerling) |
Görgens - Hönerbach, Welter, Ewig - Nikolaidis,
Ramadani (46. Otten), Brüggemann (81. Scheiner),
Feldberg, Ysewyn - Burger, Demandt (46. Khelaifia)
(Trainer: Hönerbach) |
Nach dem desolaten 0:3 gegen Solingen konnte man das Thema Klassenerhalt bei
den Amateuren der Alemannia endgültig abhaken und mit den Planungen
für die neue (Verbandsliga-)Saison beginnen. So verzichtete man im Spiel
gegen Victoria Cöln auf "Verstärkungen" aus dem
Profikader. Zudem fehlten der immer noch angeschlagene Frederic Donkor, Florim
Nesimi und Baba Iddi, der den Verein zum Saisonende verlassen wird. So bekamen
u.a. Michael Dussin und im Tor Daniel Schell von Beginn an die Chance, ihr
Talent unter Beweis zu stellen.
Bei der Victoria aus Cöln konnte man nach großen Finanzsorgen und
drohendem Spielerstreik froh sein, überhaupt noch antreten zu
können. 27 Punkte (10 mehr als die Amateure der Alemannia) hatte die
Mannschaft von Spielertrainer Matthias Hönerbach vor dem Spiel, von denen
sie immerhin 6 am grünen Tisch zugesprochen bekam. Bei 3 Punkten
Vorsprung auf die Amateure von Duisburg ging es für die Victoria um
alles, und in Aachen wartete die Chance auf drei vermeintlich leichte
Punkte.
Die junge Alemannia-Mannschaft spielte endlich einmal befreit auf und
hätte nach vier Minuten schon mit 2:0 führen können.
Zunächst scheiterte David Marso freistehend an Torwart Patrick Görgens,
danach Marc Keller nach Pass von Piero Marotta am rechten Torpfosten. Nach
einer knappen Viertelstunde war es dann doch passiert. Ein Pass von Christian
Schäfer aus der eigenen Hälfte erreichte Andre Lehnen 35 Meter vor
dem gegnerischen Tor vor Torwart Görgens, der völlig unnötig
weit aus seinem Strafraum herauslief. Lehnen hob den Ball an Görgens
vorbei zum 1:0 ins leere Tor. Nur zwei Minuten später legte Marc Keller
den Ball links auf Piero Marotta, der das Leder zum 2:0 in die lange Ecke
schob. Vom Gast aus Cöln war in den ersten 20 Minuten gar nichts zu
sehen, bevor Daniel Burger im Strafraum nach innen zog und sich im Zweikampf mit
Christian Schäfer geschickt fallen ließ. Matthias Hönerbach verwandelte
den Elfmeter zum Anschlusstreffer. Dieses Tor schien dem Spiel eine Wende zu
geben. Unter lautstarker Anfeuerung des zahlreich mitgereisten Anhangs
drängten die Gäste auf den Ausgleich. Fünf Minuten nach dem 2:1
setzte sich Sven Demandt auf der linken Seite durch und prüfte Daniel
Schell aus rund 16 Metern mit einem Flachschuss. Eine Minute später
hatte Julius Ewig nach einer Ecke wenige Meter vor dem Tor das 2:2 auf dem
Fuß, brauchte aber Ewig-keiten, um zum Abschluss zu kommen, so dass sich
Daniel Schell schließlich noch in seinen Schuss werfen konnte. Kurz
vor der Pause konnte sich die Alemannia etwas befreien und erzielte prompt das
3:1. Michael Dussin wurde im zentralen Mittelfeld zu viel Platz gelassen, den
er schließlich zu einem Pass auf Marc Keller nutzte. Der wurde 14 Meter
vor dem Tor noch bedrängt und traf aus der Drehung mit der Picke die
Querlatte. Von dort sprang der Ball hoch in die Luft. Piero Marotta reagierte
am schnellsten und staubte aus spitzem Winkel ab. Nach diesem Tor brachen in
der Abwehr der Victoria alle Dämme. Nur eine Minute nach dem 3:1
marschierte Marc Keller über die linke Seite. Er wurde nach außen
abgedrängt, konnte den Ball aber noch nach innen bringen, wo Andre Lehnen
den Ball im zweiten Versuch im Sitzen unter gütiger Mithilfe von
Torpfosten und -wart über die Linie brachte. Direkt vor dem Halbzeitpfiff
wusste sich der schwerfällige Matthias Hönerbach kurz vor dem
eigenen Strafraum gegen einen Aachener Konter nur noch mit einem Foul zu
helfen; David Marso zirkelte den fälligen Freistoß an die Latte.
So ging man "nur" mit einem 4:1 in die Pause, ein sensationeller
Zwischenstand. Vier Tore und drei Lattenschüsse - für unsere oft
allzu harmlose Mannschaft nicht für möglich gehaltene Zahlen. Auch
die Cölner Fans konnten das Desaster kaum glauben: "4:1 beim
Tabellenletzten", "unglaublich", "dieser
Hühnerhaufen" etc. In der Tat wurde in der ersten Hälfte allzu
deutlich, wieso die Victoria vom Abstieg bedroht ist.
Zur zweiten Halbzeit hoffte man auf ein Schützenfest, aber die Victoria
kam bei einsetzendem starken Regen wie verwandelt aus der Kabine. Besonders
Andre Otten, der für den altersschwachen Sven Demandt eingewechselt
worden war, hatte sich viel vorgenommen: 46. Minute Einwechslung, 47. Minute
Gelb, 49. Minute Gelb-Rot, 50. Minute Mülltonne umgetreten, 51. Minute
Eckfahne umgetreten - ein beeindruckender Auftritt, der die Zuschauer für
das schlechte Wetter mehr als entschädigte. In der Folgezeit holten sich
die völlig frustrierten Gäste innerhalb weniger Minuten drei weitere
gelbe Karten ab. Je mehr sie sich dabei mit dem Schiedsrichter anlegten, desto
überzogener wurden dessen Reaktionen. Unsere Mannschaft versäumte es
in dieser Phase, weitere Tore gegen die mehr mit Meckern als Fußballspielen
beschäftigten Cölner zu erzielen. Zunächst hob Piero Marotta
den Ball herrlich über zwei Gegenspieler, scheiterte dann aber
freistehend an Torwart Görgens. Dann hatte Marc Keller erst Pech mit
einem Distanzschuss und ließ sich eine Minute später noch ablaufen,
als er schon alleine in Richtung Tor unterwegs war. Mitte des zweiten
Durchgangs wurde auch der zweite eingewechselte Spieler der Gäste vom
Schiedsrichter wegen Reklamierens ersatzlos wieder ausgewechselt.
Höhnisch Beifall klatschend stapfte der Cölner Spieler vom Platz,
während der Cölner Anhang erste Verschwörungstheorien
bemühte. Einige Minuten später verpasste Marc Keller nach Hereingabe
von David Marso knapp das 5:1. Als ein verletzer Spieler länger an der
Seitenlinie behandelt werden musste, waren die Gäste zwischenzeitlich
nur noch zu acht und taten ihr bestes, sich weiter zu dezimieren. Immerhin
hatte der Schiedsrichter allmählich ein Einsehen und drückte auch
dann ein Auge zu, als Julius Ewig aus zwei Metern Entfernung mit voller Wucht
den Linienrichter anschoss - derselbe Linienrichter, über den sich ein
Cölner Zuschauer mit den Worten beschwerte: "der hebt die Fahne doch
nur, wenn ich es ihm zurufe". Ganz nebenbei wurde in dieser Phase auch
deutlich, wieso unsere Amateure Tabellenletzter sind - im Spiel 11 gegen 9
und sogar bei 11 gegen 8 fand man kaum ein Mittel, sich weitere klare Torchancen zu
erspielen.
Trotzdem überwog am Ende der gute Gesamteindruck. Die meisten Zuschauer
führten die Leistungsexplosion auf das Fehlen der vermeintlichen
Verstärkungen aus dem Profikader zurück. In der Tat zeigten alle
eingesetzten Spieler mehr Einsatz als die Profiverstärkungen in den
Wochen zuvor. Andererseits standen auch etwa beim 0:4 bei Schwarz-Weiß
Essen oder bei der einen oder anderen Testspielpleite gegen Bezirksligisten
keine Profis auf dem Platz. Böse Zungen würden behaupten, das Spiel
sei der Beweis gewesen, dass die Aussicht auf einen neuen Vertrag oder einen
neuen Verein einem Fußballer eher Beine macht als der Abstiegskampf.