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Pelzer - Vucic, Weber (67. Ulrich), Cuskarevski - Abelski,
Stanimirovic (6. Kocaman), Ouass (67. Wodniok), Nounouh, Mollenhauer -
Stevic, Yesilyöz
(Trainer: Weidemann) |
Memmersheim - Derneden (60. Maaßen), Schäfer, Azmaz -
Mathes (46. Hamacher), Morton, Hansen,
Marso (20. El Hammouchi), Batmaz - Retterath, Tümmler
(Trainer: Dooley) |
Zum Abschluss einer erfolgreichen Oberligasaison musste unsere U23
bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf antreten. Ebenso wie
der FC Wegberg-Beeck spielte man bereits freitags, um vor dem wichtigen
Pokalfinale am Donnerstag ein paar zusätzliche Tage zum Verschnaufen zu
gewinnen. Dies war auch dringend nötig, denn durch den gedrängten
Spielplan in den letzten Wochen und die vielen Ausfälle krochen die
verbliebenen Spieler auf dem Zahnfleisch. Grund genug für Herrn Berger,
ein paar "seiner" Spieler zur zweiten Mannschaft abzukommandieren?
Scheinbar nicht. Wen interessieren schon die Amateure - abgesehen vom
Schatzmeister, der nach dem Pokalsieg und dem großen Los das
eingenommene Geld zählt. Immerhin war unser Sportdirektor anwesend, um
zur Abwechslung mal ein Spiel der Fortuna zu sehen, ohne ständig hinter
sich greifen zu müssen. Neben ihm saß Markus von Ahlen, der -
anstelle von Andre Winkhold, wie ursprünglich geplant - in der neuen
Saison unsere Amateure trainieren wird. Steven Dooley und Frank Küchen,
die nach zweieinhalb sehr erfolgreichen Jahren den Verein verlassen
müssen, standen zum vorletzten Mal an der Seitenlinie und mussten dabei
wieder auf eine ganze Reihe von verletzten Spielern verzichten. Dazu
gehört seit dem Pokalhalbfinale auch Baba Iddi, so dass mit Stefan
Tümmler nur ein gelernter Stürmer übrigblieb. Anstelle von
Iddi rückte Bastian Retterath in die Sturmspitze, während
Gökhan Batmaz auf der linken Außenbahn sein erstes Oberligaspiel
für die Alemannia bestritt.
Immerhin konnte Steven Dooley insgesamt 17 Spieler aufbieten - drei mehr als
Kollege Uwe Weidemann, der - zu Beginn der Saison noch in der Regionalliga
aktiv - mittlerweile die zweite Mannschaft der Fortuna trainiert. Ganze drei
Überschneidungen gab es zwischen der Startformation der längst
abgestiegenen Fortuna-Reserve mit der im Hinspiel im Oktober. Überhaupt rückt
so ein Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf sämtliche Probleme der
Alemannia in ein ganz anderes Licht - vergleichbar mit einem
durchschnittlichen Mitteleuropäer, der denkt, er habe Probleme, bis er
im Urlaub zum ersten Mal brasilianische Slums aus der Nähe sieht. Auch
den Spott des singenden Hauptsponsors der Fortuna nach der Oberligasaison 93/94
kann man heute aus einer ganz anderen Perspektive betrachten. Nachdem die
Düsseldorfer in
der letzten Saison noch durch den Lizenzentzug von Wilhelmshaven gerettet
worden waren, hat der ehemalige Deutsche Meister, Pokalsieger und
Europapokalfinalist es dieses Mal tatsächlich geschafft, in die
Viertklassigkeit abzurutschen. Während das Rheinstadion leersteht und
die neue Arena alle Jubeljahre ein Rockkonzert oder ein Testspiel der
Nationalmannschaft erleben wird, ist die Fortuna im Laufe der Saison wieder
an den Flinger Broich zurückgekehrt, wo in den 60er-Jahren bis zu 28000
Zuschauer die Spiele der Fortuna in der Bundesliga und Regionalliga
verfolgten. Seit dem Umbau erinnern im Paul-Janes-Stadion höchstens die
frisch rot gestrichenen Bänke der Haupttribüne noch ein wenig an den
alten Glanz. Die Süd- und Osttribünen bestehen mittlerweile aus
ganzen fünf Stufen oberhalb von hässlichen Betonwänden. Auf
der Nordseite zeugen einige übriggebliebene alte Wellenbrecher auf dem
Gipfel eines Erdhügels von besseren Tagen.
Zum Amateurspiel wurden nur die Ost- und Haupttribünen geöffnet,
auf die sich rund 180 (davon 152 zahlende) Zuschauer verteilten. Immerhin
sorgten die heimischen Fans mit sechs Zaunfahnen, einem großen
Spruchband und einer Reihe Bengalos für etwas Atmosphäre. Rund 20
Anhänger waren aus Aachen angereist, die den scheidenden Trainer mit
zwei Spruchbändern ("geilster Doc der Welt") verabschiedeten.
Der Gastgeber begann furios, gleich in der ersten Minute sorgte Vladimir
Stanimirovic für den ersten Torschuss der Fortuna - und zugleich für
den für lange Zeit letzten. Die Elf von Uwe Weidemann war insgesamt zu
schwach, um das Tor von Dirk Memmersheim ernsthaft in Gefahr zu bringen. Auf
der Gegenseite dauerte es fünf Minuten bis zur ersten Torszene. Nach
Steilpass von Roman Derneden war Stefan Tümmler schneller als sein
Gegenspieler und hob den Ball über Torwart Dennis Pelzer hinweg zum 0:1
ins Netz. Nach zwanzig Minuten beendete Emin Yesilyöz die Saison von
David Marso mit einem unnötigen Tritt von hinten in die Beine irgendwo
an der Seitenlinie. Um die Sache positiv zu sehen: immerhin hat der gute Herr
Yesilyöz mitgedacht und ausgerechnet David Marso umgetreten, der am
Donnerstag ohnehin nicht spielberechtigt gewesen wäre.
Eine Minute nach dieser Szene legte Stefan Tümmler seinen zweiten
Treffer nach, als er
einen zu kurzen Rückpass eines Düsseldorfers erlief, den Keeper
umspielte und alle Zeit der Welt hatte, um den Ball zum 0:2 ins leere Tor zu
schieben. Fünf Minuten nach dem Tor zerrte Gökhan Batmaz beim
Zweikampf regelwidrig am Trikot seines Gegenspielers Hassan Nounouh. Der
wusste sich zu wehren und verschaffte sich mit einem Ellenbogenschlag ins
Gesicht von Batmaz etwas Platz. Den hatten danach auch die 11 Aachener gegen
die restlichen 10 Düsseldorfer, tatan aber zu wenig, um ihn auszunutzen.
So wurde der Gastgeber gegen Ende der ersten Halbzeit etwas stärker und
kam kurz vor der Pause zu seiner ersten guten Torchance. Nach Flanke von
Sascha Weber zielte Emin Yesilyöz mit einem Kopfball genau ins rechte
Eck, musste aber mitansehen, wie Dirk Memmersheim sein ganzes Können
aufbot und den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke lenkte.
Fünf Minuten nach dem Wechsel hatte Stefan Hamacher nach Pass von
Christian Schäfer viel Platz im nicht vorhandenen Düsseldorfer
Abwehrzentrum und legte den Ball auf Kris Morton, der aus 15 Metern an
Torwart Pelzer scheiterte. Mitte der zweiten Halbzeit war die Alemannia klar
überlegen, allerdings ohne allzu große Zielstrebigkeit im Spiel
nach vorne auszustrahlen. Bastian Retterath mit einem Kopfball an die
Unterkante der Latte nach Flanke von Kris Morton vergab die beste Aachener
Chance in der zweiten Halbzeit. Danach flachte das Spiel weiter ab (als ob
es nicht ohnehin schon langweilig gewesen wäre). Lediglich einige
Fortuna-Fans sorgten für Unterhaltung, als sie lautstark sich selbst und
ihre Spieler feierten, denen der Abstieg nicht annähernd so krumm
genommen wird wie denen der ersten Mannschaft. Der am lautesten gefeierte
Goran Vucic war es dann auch, der zehn Minuten vor dem Ende nach einem
Freistoß von Ben Abelski höher stieg als die gesamte Aachener
Abwehr und per Kopf auf 1:2 verkürzte. Beim Gastgeber war danach noch
einige Minuten der Wille zu einer Schlussoffensive erkennbar, aber dabei
blieb es dann auch. Nach Hereingabe von Stefan Tümmler hätte ein
Düsseldorfer noch fast ein Eigentor erzielt, dann beendete der
Schiedsrichter für beide Teams die Oberligasaison.
Einige Düsseldorfer Fans stürmten nun feiernd den Platz, müssen
aber mangels unrasierter Zivilpolizisten vermutlich keine
fünfjährigen Stadionverbote befürchten. Für die Elf von
Steven Dooley beginnt derweil die Vorbereitung auf das Pokalfinale.
Düsseldorfs Mit-Absteiger Wegberg-Beeck wird sicherlich eine bessere
Mannschaft aufbieten können als die überforderte Elf der Fortuna,
die in keiner Phase des Spiels ihre Oberligatauglichkeit unter Beweis stellen
konnte. Immerhin stehen die Chancen für Düsseldorf nicht schlecht,
in der nächsten Saison eine etwas bessere Oberligamannschaft aufzubieten,
die mindestens für einen gesicherten Mittelfeldplatz gut ist.
Wahrscheinlich bleibt uns der Spott im Halse stecken, wenn wir die
Lizenzauflagen nicht erfüllen und ebenfalls mit der ersten Mannschaft in
der Oberliga spielen müssen, aber bis es soweit ist, kann man sich
wunderbar an dem im Rhein untergehenden Fußball erfreuen.