Fr, 24.05.02:
Fortuna Düsseldorf II - ALEMANNIA A 1:2 (0:2)
Pelzer - Vucic, Weber (67. Ulrich), Cuskarevski - Abelski, Stanimirovic (6. Kocaman), Ouass (67. Wodniok), Nounouh, Mollenhauer - Stevic, Yesilyöz
(Trainer: Weidemann)
Memmersheim - Derneden (60. Maaßen), Schäfer, Azmaz - Mathes (46. Hamacher), Morton, Hansen, Marso (20. El Hammouchi), Batmaz - Retterath, Tümmler
(Trainer: Dooley)

Zuschauer: 152 (ca. 20 aus Aachen)
Gelb: Yesilyöz - Tümmler
Rot: Nounouh (27.; Tätlichkeit)

0:1 Tümmler (5.; Derneden)
0:2 Tümmler (21.)
1:2 Vucic (81.)





Zum Abschluss einer erfolgreichen Oberligasaison musste unsere U23 bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf antreten. Ebenso wie der FC Wegberg-Beeck spielte man bereits freitags, um vor dem wichtigen Pokalfinale am Donnerstag ein paar zusätzliche Tage zum Verschnaufen zu gewinnen. Dies war auch dringend nötig, denn durch den gedrängten Spielplan in den letzten Wochen und die vielen Ausfälle krochen die verbliebenen Spieler auf dem Zahnfleisch. Grund genug für Herrn Berger, ein paar "seiner" Spieler zur zweiten Mannschaft abzukommandieren? Scheinbar nicht. Wen interessieren schon die Amateure - abgesehen vom Schatzmeister, der nach dem Pokalsieg und dem großen Los das eingenommene Geld zählt. Immerhin war unser Sportdirektor anwesend, um zur Abwechslung mal ein Spiel der Fortuna zu sehen, ohne ständig hinter sich greifen zu müssen. Neben ihm saß Markus von Ahlen, der - anstelle von Andre Winkhold, wie ursprünglich geplant - in der neuen Saison unsere Amateure trainieren wird. Steven Dooley und Frank Küchen, die nach zweieinhalb sehr erfolgreichen Jahren den Verein verlassen müssen, standen zum vorletzten Mal an der Seitenlinie und mussten dabei wieder auf eine ganze Reihe von verletzten Spielern verzichten. Dazu gehört seit dem Pokalhalbfinale auch Baba Iddi, so dass mit Stefan Tümmler nur ein gelernter Stürmer übrigblieb. Anstelle von Iddi rückte Bastian Retterath in die Sturmspitze, während Gökhan Batmaz auf der linken Außenbahn sein erstes Oberligaspiel für die Alemannia bestritt.
Immerhin konnte Steven Dooley insgesamt 17 Spieler aufbieten - drei mehr als Kollege Uwe Weidemann, der - zu Beginn der Saison noch in der Regionalliga aktiv - mittlerweile die zweite Mannschaft der Fortuna trainiert. Ganze drei Überschneidungen gab es zwischen der Startformation der längst abgestiegenen Fortuna-Reserve mit der im Hinspiel im Oktober. Überhaupt rückt so ein Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf sämtliche Probleme der Alemannia in ein ganz anderes Licht - vergleichbar mit einem durchschnittlichen Mitteleuropäer, der denkt, er habe Probleme, bis er im Urlaub zum ersten Mal brasilianische Slums aus der Nähe sieht. Auch den Spott des singenden Hauptsponsors der Fortuna nach der Oberligasaison 93/94 kann man heute aus einer ganz anderen Perspektive betrachten. Nachdem die Düsseldorfer in der letzten Saison noch durch den Lizenzentzug von Wilhelmshaven gerettet worden waren, hat der ehemalige Deutsche Meister, Pokalsieger und Europapokalfinalist es dieses Mal tatsächlich geschafft, in die Viertklassigkeit abzurutschen. Während das Rheinstadion leersteht und die neue Arena alle Jubeljahre ein Rockkonzert oder ein Testspiel der Nationalmannschaft erleben wird, ist die Fortuna im Laufe der Saison wieder an den Flinger Broich zurückgekehrt, wo in den 60er-Jahren bis zu 28000 Zuschauer die Spiele der Fortuna in der Bundesliga und Regionalliga verfolgten. Seit dem Umbau erinnern im Paul-Janes-Stadion höchstens die frisch rot gestrichenen Bänke der Haupttribüne noch ein wenig an den alten Glanz. Die Süd- und Osttribünen bestehen mittlerweile aus ganzen fünf Stufen oberhalb von hässlichen Betonwänden. Auf der Nordseite zeugen einige übriggebliebene alte Wellenbrecher auf dem Gipfel eines Erdhügels von besseren Tagen.
Zum Amateurspiel wurden nur die Ost- und Haupttribünen geöffnet, auf die sich rund 180 (davon 152 zahlende) Zuschauer verteilten. Immerhin sorgten die heimischen Fans mit sechs Zaunfahnen, einem großen Spruchband und einer Reihe Bengalos für etwas Atmosphäre. Rund 20 Anhänger waren aus Aachen angereist, die den scheidenden Trainer mit zwei Spruchbändern ("geilster Doc der Welt") verabschiedeten.
Der Gastgeber begann furios, gleich in der ersten Minute sorgte Vladimir Stanimirovic für den ersten Torschuss der Fortuna - und zugleich für den für lange Zeit letzten. Die Elf von Uwe Weidemann war insgesamt zu schwach, um das Tor von Dirk Memmersheim ernsthaft in Gefahr zu bringen. Auf der Gegenseite dauerte es fünf Minuten bis zur ersten Torszene. Nach Steilpass von Roman Derneden war Stefan Tümmler schneller als sein Gegenspieler und hob den Ball über Torwart Dennis Pelzer hinweg zum 0:1 ins Netz. Nach zwanzig Minuten beendete Emin Yesilyöz die Saison von David Marso mit einem unnötigen Tritt von hinten in die Beine irgendwo an der Seitenlinie. Um die Sache positiv zu sehen: immerhin hat der gute Herr Yesilyöz mitgedacht und ausgerechnet David Marso umgetreten, der am Donnerstag ohnehin nicht spielberechtigt gewesen wäre. Eine Minute nach dieser Szene legte Stefan Tümmler seinen zweiten Treffer nach, als er einen zu kurzen Rückpass eines Düsseldorfers erlief, den Keeper umspielte und alle Zeit der Welt hatte, um den Ball zum 0:2 ins leere Tor zu schieben. Fünf Minuten nach dem Tor zerrte Gökhan Batmaz beim Zweikampf regelwidrig am Trikot seines Gegenspielers Hassan Nounouh. Der wusste sich zu wehren und verschaffte sich mit einem Ellenbogenschlag ins Gesicht von Batmaz etwas Platz. Den hatten danach auch die 11 Aachener gegen die restlichen 10 Düsseldorfer, tatan aber zu wenig, um ihn auszunutzen. So wurde der Gastgeber gegen Ende der ersten Halbzeit etwas stärker und kam kurz vor der Pause zu seiner ersten guten Torchance. Nach Flanke von Sascha Weber zielte Emin Yesilyöz mit einem Kopfball genau ins rechte Eck, musste aber mitansehen, wie Dirk Memmersheim sein ganzes Können aufbot und den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke lenkte.
Fünf Minuten nach dem Wechsel hatte Stefan Hamacher nach Pass von Christian Schäfer viel Platz im nicht vorhandenen Düsseldorfer Abwehrzentrum und legte den Ball auf Kris Morton, der aus 15 Metern an Torwart Pelzer scheiterte. Mitte der zweiten Halbzeit war die Alemannia klar überlegen, allerdings ohne allzu große Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne auszustrahlen. Bastian Retterath mit einem Kopfball an die Unterkante der Latte nach Flanke von Kris Morton vergab die beste Aachener Chance in der zweiten Halbzeit. Danach flachte das Spiel weiter ab (als ob es nicht ohnehin schon langweilig gewesen wäre). Lediglich einige Fortuna-Fans sorgten für Unterhaltung, als sie lautstark sich selbst und ihre Spieler feierten, denen der Abstieg nicht annähernd so krumm genommen wird wie denen der ersten Mannschaft. Der am lautesten gefeierte Goran Vucic war es dann auch, der zehn Minuten vor dem Ende nach einem Freistoß von Ben Abelski höher stieg als die gesamte Aachener Abwehr und per Kopf auf 1:2 verkürzte. Beim Gastgeber war danach noch einige Minuten der Wille zu einer Schlussoffensive erkennbar, aber dabei blieb es dann auch. Nach Hereingabe von Stefan Tümmler hätte ein Düsseldorfer noch fast ein Eigentor erzielt, dann beendete der Schiedsrichter für beide Teams die Oberligasaison.
Einige Düsseldorfer Fans stürmten nun feiernd den Platz, müssen aber mangels unrasierter Zivilpolizisten vermutlich keine fünfjährigen Stadionverbote befürchten. Für die Elf von Steven Dooley beginnt derweil die Vorbereitung auf das Pokalfinale. Düsseldorfs Mit-Absteiger Wegberg-Beeck wird sicherlich eine bessere Mannschaft aufbieten können als die überforderte Elf der Fortuna, die in keiner Phase des Spiels ihre Oberligatauglichkeit unter Beweis stellen konnte. Immerhin stehen die Chancen für Düsseldorf nicht schlecht, in der nächsten Saison eine etwas bessere Oberligamannschaft aufzubieten, die mindestens für einen gesicherten Mittelfeldplatz gut ist. Wahrscheinlich bleibt uns der Spott im Halse stecken, wenn wir die Lizenzauflagen nicht erfüllen und ebenfalls mit der ersten Mannschaft in der Oberliga spielen müssen, aber bis es soweit ist, kann man sich wunderbar an dem im Rhein untergehenden Fußball erfreuen.



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