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Schulz - Hartwig, Skrobisch, Wüster - Borzek,
Ersoy (81. Reinert), Riechmann, Tönnies,
Kurtz (81. Hoffmann) - Gaißmayer, Benedyk
(Trainer: Kasper) |
Memmersheim - Hartmann, Tümmler, Gunesch,
Marso (46. Maaßen) - Schäfer, Kothner (72. Marotta),
Lämmermann, Ferl - Keller, Iddi (65. Sinkiewicz)
(Trainer: Emmerling) |
Die Amateure der Alemannia hatten eine desolate bis trostlose Hinserie
gespielt. Mit sechs bzw. neun Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz (je nach
Lizenzentzügen) bestand kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt, und
die rund 30 Fans, die zu Beginn der Saison noch zu den Auswärtsspielen
mitgereist waren, hatte man mit wenigen Ausnahmen vergrault. Neben einer
Handvoll Angehöriger der Spieler wollten gerade mal vier Anhänger
der Alemannia das Spiel in Wuppertal sehen. Dabei war es das erste
Pflichtspiel unter dem
neuen Trainer Stefan Emmerling, und vielleicht sollte ja von nun an alles
besser werden.
Die Borussia hat dasselbe Problem wie unsere Amateure: In der Oberliga
Nordrhein darf nur ein Jahr mit einer Ausnahmegenehmigung auf Kunstrasen
gespielt werden. Dementsprechend finden die Heimspiele der Borussia in diesem
Jahr nicht mehr auf dem heimischen Ölberg statt, sondern im großen
Zoostadion. Dieses ist schon für die Heimspiele des WSV viel zu
groß, und für ein Heimspiel der Borussia ist es extrem
überdimensioniert. Gegengerade und Gästeblock blieben geschlossen,
auf den Stehplätzen neben der alten Stadiongaststätte fanden sich
20-30 Zuschauer ein, dazu kamen knapp 200 auf der Tribüne, davon nur
wenige zahlende. Eine Handvoller blau-gelber Kutten versuchte zumindest in
der ersten Halbzeit, für ein bisschen Stimmung zu sorgen, was eine fast
unmögliche Aufgabe war.
Stefan Emmerling erhielt aus der ersten Mannschaft die Unterstützung,
die Andre Winkhold beim letzten Spiel in Essen versagt worden war. Neben
Dirk Memmersheim, Daniel Ferl und Marc Keller lief auch erstmals Stephan
Lämmermann in einem Meisterschaftsspiel für die Zweite auf. Stefan
Tümmler wechselte die Position und begann neben Ralph Gunesch im
Abwehrzentrum. David Marso übernahm die Position von Dirk Caspers auf
der linken Abwehrseite, Daniel Ferl spielte im linken Mittelfeld und Baba Iddi
stürmte neben Marc Keller. Piero Marotta und Thomas Sinkiewicz blieben
zunächst auf der Bank.
Die Mannschaft fing zunächst da an, wo sie unter Andre Winkhold
aufgehört hatte, der Gegner wurde nicht zu knapp zum Toreschießen
eingeladen. Nach zwei Minuten hätte es schon 1:0 stehen können.
Krzystof Benedyk lief an zwei Aachener Abwehrspielern vorbei, die damit
beschäftigt waren, einen anderen Wuppertaler ins Abseits zu stellen. Frei
vor Dirk Memmersheim reichte die Kraft aber nur noch zu einem recht laschen
Schuss mit der Fußspitze, den unser Torwart zur Ecke lenken konnte.
Diese Ecke verlängerte der lange Abwehrrecke Wüster mit dem
Hinterkopf gegen den Innenpfosten, von wo der Ball entlang der Torlinie in
die Arme von Memmersheim sprang. Nach zehn Minuten hatte das Glück dann
kein Einsehen mehr mit unserer Hintermannschaft. Michael Borzek hatte auf der
rechten Seite viel Platz, war lange unterwegs und schloss schließlich
mit einem Schuss in das kurze obere Toreck ab, während sowohl Ralph
Gunesch als auch Dirk Memmersheim eher mit einer Flanke gerechnet hatten. Die
erste gute Szene für die Alemannia hatte Marc Keller, der aus 17 Metern
in Bedränis am linken Pfosten vorbeizielte. Nach einer Viertelstunde
erreichte ein Lupfer dank eines Stellungsfehlers von Stefan Tümmler den
als Chancentod berüchtigten Cölner Holger Gaißmayer, der aus
fünf Metern an Dirk Memmersheim scheiterte. Eine knappe halbe Stunde war
gespielt, als das Spiel vermeintlich schon frühzeitig entschieden wurde.
Benedyk spielte steil in den Rücken von Stefan Tümmler auf Dominik
Kurtz. Der schlug einen Haken rückwärts, stolperte dabei über
die eigenen Füße und versuchte im Liegen, den Ball weiterzuspielen.
Unverständlicher Weise zeigte der Schiedsrichter in dieser Szene auf den
Elfmeterpunkt. Dirk Tönnies verwandelte sicher zum 2:0. Drei Minuten
später hob Skrobisch den Ball über die Aachener Abwehr auf Benedyk,
der freistehend mit einem Flachschuss ins kurze Eck an Dirk Memmersheim
scheiterte. Die Alemannia war mit dem 2:0 bis dahin noch relativ gut bedient,
als der überraschende Anschlusstreffer fiel. David Marso wurde in der
Nähe des linken Strafraumecks bedrängt, und der Schiedsrichter
entschied (warum auch immer) auf Freistoß. Christian Schäfer brachte den Ball in die
Mitte, wo die nicht nur in dieser Szene eher unsortiert wirkende Wuppertaler
Abwehr nur zusah, wie Oliver Hartmann den Ball aus kurzer Distanz über
die Linie drückte. Eine halbe Minute später hatte Baba Iddi nach
Steilpass von Schäfer sogar das 2:2 auf dem Fuß, schoss aber aus
vollem Lauf links vorbei. Mit dem Pausenpfiff hatte Benedyk nach einer
Hereingabe von links die letzte Chance zum 3:1.Eine wirklich Verbesserung war
bis dahin im Spiel unserer Mannschaft nicht zu sehen, die Führung
für die Borussia war mehr als verdient.
Nach dem Wechsel lief das Spiel zunächst nur in eine Richtung, unsere
Amateure konnten sich nur selten aus der eigenen Hälfte
befreien. Nach einer knappen Stunde kam Dirk Memmersheim nach einem langen
Ball weit aus seinem Tor heraus, klärte aber viel zu kurz. So konnte
sich Benedyk mit einem Heber in Richtung leeres Tor versuchen, der sein Ziel
zum Glück knapp verfehlte. Dann standen mit Borzek und Benedyk nach
einem Tönnies-Freistoß gleich zwei Wuppertaler frei. Da gerade
kein Aachener in der Nähe war, behinderten sie sich eben gegenseitig und
verpassten so das sichere 3:1. Für den Gipfel der stümperhaften
Chancenverwertung sorgte aber der Experte Holger Gaißmayer
persönlich. Drei Wuppertaler sahen sich zwei Aachenern gegenüber,
und nach gut getimeten Steilpass von Tönnies lief Gaißmayer
zusammen mit einem Mitspieler auf Dirk Memmersheim zu. Er umspielte unseren
Torhüter und hatte zwischen sich und dem Tor nur noch Marc Keller, der
mittlerweile zurückgeeilt und hingefallen war und eher hilflos auf dem
Boden lag. Unter entnervtem Gestöhne der Wuppertaler Zuschauer brachte
es Gaißmayer fertig, Kellers Fuß anzuschießen, von dem der
Ball ins Toraus trudelte. Die ausgelassenen Chancen sollten sich für die
Borussia rächen. Die Alemannia zeigte Einsatzwillen und erarbeite sich
gegen den zunehmend nervös werdenden Gastgeber einige Torgelegenheiten.
So kamen nach einem Freistoß Keller und Sinkiewicz im Gewühl nicht
zum Schuss. Besser machte es Daniel Ferl eine Viertelstunde vor dem Ende.
Eine Ecke von Christian Schäfer wurde zunächst abgewehrt, aber im
zweiten Versuch fand Schäfer mit seiner Flanke Daniel Ferl, der den
Ball volley über Torwart Schulz hinweg zum 2:2 ins lange Eck
verlängerte. Die Tribüne erbebte, als der harte Kern der
mitgereisten Fans unter den entsetzten Blicken der Wuppertaler Spieler-Uschis
in der VIP-Loge ein lautstarkes "Auf, auf, ihr Alemannen!"
erklingen ließ. Nicht mehr gekannte freudige Nervosität machte sich
beim gesamten Aachener Anhang breit, als sich in den nächsten Minuten
abzeichnete, das hier etwas drin war. Wuppertal war nun völlig von der
Rolle, und das 2:3 lag in der Luft. Eine Sensation schien möglich zu
sein, den Gastgebern blieb kaum Zeit zum Luft holen. Leider fehlte bei den
Angriffsbemühungen der Alemannia die letzte Präzision, und klare
Chancen blieben selbst in dieser Phase aus. Trainer Kasper reagierte, und
wechselte im nicht mehr vorhandenen Mittelfeld zwei Mal aus. Das zeigte
Wirkung, der Favorit fing sich und entwickelte in den letzten Minuten
zunehmend Druck auf das Aachener Tor. Zunächst hielt Gaißmayer
bei einem Konter nach einer Hereingabe von rechts in der Mitte den Fuß
hin, aber der Ball ging am linken Pfosten vorbei. Zwei Minuten vor dem Ende
wurde eine Flanke mit dem Kopf in die Mitte verlängert, wo ein
Wuppertaler 15 Meter vor dem Tor völlig frei stand. Zum Glück war
es nur Holger Gaißmayer, der den Ball in die Wolken drosch. Ein gutes
Gefühl hatte man mittlerweile nicht mehr, und man sehnte sich den
Abpfiff herbei. Der Schiedsrichter pfiff dann auch, allerdings Freistoß
für Wuppertal, 20 Meter vor dem Aachener Tor. Warum er das tat, bleibt
sein Geheimnis, er wollte wohl ein gefährliches Spiel erkannt haben,
obwohl ein Wuppertaler den Kopf in Kniehöhe hielt.
Jedenfalls passierte das, was einer Mannschaft passiert, die unten drin
steht. Der Ball wurde zweimal angetippt, und Dirk Tönnies zirkelte ihn
zum 3:2 in den rechten oberen Torwinkel.
Über 90 Minuten gesehen geht der Sieg für Wuppertal aufgrund der
zahlreichen Torchancen in Ordnung, aber am Ende war es durch den
unberechtigten Freistoß für die Alemannia mehr als
unglücklich. Nachdem die Leistung in der ersten Hälfte ähnlich
katastrophal war wie in den meisten Spielen der Hinrunde, war in der zweiten
Halbzeit eine deutliche Steigerung erkennbar. Leider wird der Klassenerhalt
selbst mit der Leistung der zweiten Halbzeit kaum zu schaffen sein, nachdem
man erneut leer ausging, während die Konkurrenz punktete.