Sa, 22.02.03:
Borussia Wuppertal - ALEMANNIA A 3:2 (2:1)
Schulz - Hartwig, Skrobisch, Wüster - Borzek, Ersoy (81. Reinert), Riechmann, Tönnies, Kurtz (81. Hoffmann) - Gaißmayer, Benedyk
(Trainer: Kasper)
Memmersheim - Hartmann, Tümmler, Gunesch, Marso (46. Maaßen) - Schäfer, Kothner (72. Marotta), Lämmermann, Ferl - Keller, Iddi (65. Sinkiewicz)
(Trainer: Emmerling)

Zuschauer: 200 (ca. 10 aus Aachen)
Gelb: Kothner, Keller

1:0 Borzek (11.)
2:0 Tönnies (28.; Foulelfmeter)
2:1 Hartmann (36.; Schäfer)
2:2 Ferl (76.; Schäfer)
3:2 Tönnies (91.)









Die Amateure der Alemannia hatten eine desolate bis trostlose Hinserie gespielt. Mit sechs bzw. neun Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz (je nach Lizenzentzügen) bestand kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt, und die rund 30 Fans, die zu Beginn der Saison noch zu den Auswärtsspielen mitgereist waren, hatte man mit wenigen Ausnahmen vergrault. Neben einer Handvoll Angehöriger der Spieler wollten gerade mal vier Anhänger der Alemannia das Spiel in Wuppertal sehen. Dabei war es das erste Pflichtspiel unter dem neuen Trainer Stefan Emmerling, und vielleicht sollte ja von nun an alles besser werden.
Die Borussia hat dasselbe Problem wie unsere Amateure: In der Oberliga Nordrhein darf nur ein Jahr mit einer Ausnahmegenehmigung auf Kunstrasen gespielt werden. Dementsprechend finden die Heimspiele der Borussia in diesem Jahr nicht mehr auf dem heimischen Ölberg statt, sondern im großen Zoostadion. Dieses ist schon für die Heimspiele des WSV viel zu groß, und für ein Heimspiel der Borussia ist es extrem überdimensioniert. Gegengerade und Gästeblock blieben geschlossen, auf den Stehplätzen neben der alten Stadiongaststätte fanden sich 20-30 Zuschauer ein, dazu kamen knapp 200 auf der Tribüne, davon nur wenige zahlende. Eine Handvoller blau-gelber Kutten versuchte zumindest in der ersten Halbzeit, für ein bisschen Stimmung zu sorgen, was eine fast unmögliche Aufgabe war.
Stefan Emmerling erhielt aus der ersten Mannschaft die Unterstützung, die Andre Winkhold beim letzten Spiel in Essen versagt worden war. Neben Dirk Memmersheim, Daniel Ferl und Marc Keller lief auch erstmals Stephan Lämmermann in einem Meisterschaftsspiel für die Zweite auf. Stefan Tümmler wechselte die Position und begann neben Ralph Gunesch im Abwehrzentrum. David Marso übernahm die Position von Dirk Caspers auf der linken Abwehrseite, Daniel Ferl spielte im linken Mittelfeld und Baba Iddi stürmte neben Marc Keller. Piero Marotta und Thomas Sinkiewicz blieben zunächst auf der Bank.
Die Mannschaft fing zunächst da an, wo sie unter Andre Winkhold aufgehört hatte, der Gegner wurde nicht zu knapp zum Toreschießen eingeladen. Nach zwei Minuten hätte es schon 1:0 stehen können. Krzystof Benedyk lief an zwei Aachener Abwehrspielern vorbei, die damit beschäftigt waren, einen anderen Wuppertaler ins Abseits zu stellen. Frei vor Dirk Memmersheim reichte die Kraft aber nur noch zu einem recht laschen Schuss mit der Fußspitze, den unser Torwart zur Ecke lenken konnte. Diese Ecke verlängerte der lange Abwehrrecke Wüster mit dem Hinterkopf gegen den Innenpfosten, von wo der Ball entlang der Torlinie in die Arme von Memmersheim sprang. Nach zehn Minuten hatte das Glück dann kein Einsehen mehr mit unserer Hintermannschaft. Michael Borzek hatte auf der rechten Seite viel Platz, war lange unterwegs und schloss schließlich mit einem Schuss in das kurze obere Toreck ab, während sowohl Ralph Gunesch als auch Dirk Memmersheim eher mit einer Flanke gerechnet hatten. Die erste gute Szene für die Alemannia hatte Marc Keller, der aus 17 Metern in Bedränis am linken Pfosten vorbeizielte. Nach einer Viertelstunde erreichte ein Lupfer dank eines Stellungsfehlers von Stefan Tümmler den als Chancentod berüchtigten Cölner Holger Gaißmayer, der aus fünf Metern an Dirk Memmersheim scheiterte. Eine knappe halbe Stunde war gespielt, als das Spiel vermeintlich schon frühzeitig entschieden wurde. Benedyk spielte steil in den Rücken von Stefan Tümmler auf Dominik Kurtz. Der schlug einen Haken rückwärts, stolperte dabei über die eigenen Füße und versuchte im Liegen, den Ball weiterzuspielen. Unverständlicher Weise zeigte der Schiedsrichter in dieser Szene auf den Elfmeterpunkt. Dirk Tönnies verwandelte sicher zum 2:0. Drei Minuten später hob Skrobisch den Ball über die Aachener Abwehr auf Benedyk, der freistehend mit einem Flachschuss ins kurze Eck an Dirk Memmersheim scheiterte. Die Alemannia war mit dem 2:0 bis dahin noch relativ gut bedient, als der überraschende Anschlusstreffer fiel. David Marso wurde in der Nähe des linken Strafraumecks bedrängt, und der Schiedsrichter entschied (warum auch immer) auf Freistoß. Christian Schäfer brachte den Ball in die Mitte, wo die nicht nur in dieser Szene eher unsortiert wirkende Wuppertaler Abwehr nur zusah, wie Oliver Hartmann den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Eine halbe Minute später hatte Baba Iddi nach Steilpass von Schäfer sogar das 2:2 auf dem Fuß, schoss aber aus vollem Lauf links vorbei. Mit dem Pausenpfiff hatte Benedyk nach einer Hereingabe von links die letzte Chance zum 3:1.Eine wirklich Verbesserung war bis dahin im Spiel unserer Mannschaft nicht zu sehen, die Führung für die Borussia war mehr als verdient.
Nach dem Wechsel lief das Spiel zunächst nur in eine Richtung, unsere Amateure konnten sich nur selten aus der eigenen Hälfte befreien. Nach einer knappen Stunde kam Dirk Memmersheim nach einem langen Ball weit aus seinem Tor heraus, klärte aber viel zu kurz. So konnte sich Benedyk mit einem Heber in Richtung leeres Tor versuchen, der sein Ziel zum Glück knapp verfehlte. Dann standen mit Borzek und Benedyk nach einem Tönnies-Freistoß gleich zwei Wuppertaler frei. Da gerade kein Aachener in der Nähe war, behinderten sie sich eben gegenseitig und verpassten so das sichere 3:1. Für den Gipfel der stümperhaften Chancenverwertung sorgte aber der Experte Holger Gaißmayer persönlich. Drei Wuppertaler sahen sich zwei Aachenern gegenüber, und nach gut getimeten Steilpass von Tönnies lief Gaißmayer zusammen mit einem Mitspieler auf Dirk Memmersheim zu. Er umspielte unseren Torhüter und hatte zwischen sich und dem Tor nur noch Marc Keller, der mittlerweile zurückgeeilt und hingefallen war und eher hilflos auf dem Boden lag. Unter entnervtem Gestöhne der Wuppertaler Zuschauer brachte es Gaißmayer fertig, Kellers Fuß anzuschießen, von dem der Ball ins Toraus trudelte. Die ausgelassenen Chancen sollten sich für die Borussia rächen. Die Alemannia zeigte Einsatzwillen und erarbeite sich gegen den zunehmend nervös werdenden Gastgeber einige Torgelegenheiten. So kamen nach einem Freistoß Keller und Sinkiewicz im Gewühl nicht zum Schuss. Besser machte es Daniel Ferl eine Viertelstunde vor dem Ende. Eine Ecke von Christian Schäfer wurde zunächst abgewehrt, aber im zweiten Versuch fand Schäfer mit seiner Flanke Daniel Ferl, der den Ball volley über Torwart Schulz hinweg zum 2:2 ins lange Eck verlängerte. Die Tribüne erbebte, als der harte Kern der mitgereisten Fans unter den entsetzten Blicken der Wuppertaler Spieler-Uschis in der VIP-Loge ein lautstarkes "Auf, auf, ihr Alemannen!" erklingen ließ. Nicht mehr gekannte freudige Nervosität machte sich beim gesamten Aachener Anhang breit, als sich in den nächsten Minuten abzeichnete, das hier etwas drin war. Wuppertal war nun völlig von der Rolle, und das 2:3 lag in der Luft. Eine Sensation schien möglich zu sein, den Gastgebern blieb kaum Zeit zum Luft holen. Leider fehlte bei den Angriffsbemühungen der Alemannia die letzte Präzision, und klare Chancen blieben selbst in dieser Phase aus. Trainer Kasper reagierte, und wechselte im nicht mehr vorhandenen Mittelfeld zwei Mal aus. Das zeigte Wirkung, der Favorit fing sich und entwickelte in den letzten Minuten zunehmend Druck auf das Aachener Tor. Zunächst hielt Gaißmayer bei einem Konter nach einer Hereingabe von rechts in der Mitte den Fuß hin, aber der Ball ging am linken Pfosten vorbei. Zwei Minuten vor dem Ende wurde eine Flanke mit dem Kopf in die Mitte verlängert, wo ein Wuppertaler 15 Meter vor dem Tor völlig frei stand. Zum Glück war es nur Holger Gaißmayer, der den Ball in die Wolken drosch. Ein gutes Gefühl hatte man mittlerweile nicht mehr, und man sehnte sich den Abpfiff herbei. Der Schiedsrichter pfiff dann auch, allerdings Freistoß für Wuppertal, 20 Meter vor dem Aachener Tor. Warum er das tat, bleibt sein Geheimnis, er wollte wohl ein gefährliches Spiel erkannt haben, obwohl ein Wuppertaler den Kopf in Kniehöhe hielt. Jedenfalls passierte das, was einer Mannschaft passiert, die unten drin steht. Der Ball wurde zweimal angetippt, und Dirk Tönnies zirkelte ihn zum 3:2 in den rechten oberen Torwinkel.
Über 90 Minuten gesehen geht der Sieg für Wuppertal aufgrund der zahlreichen Torchancen in Ordnung, aber am Ende war es durch den unberechtigten Freistoß für die Alemannia mehr als unglücklich. Nachdem die Leistung in der ersten Hälfte ähnlich katastrophal war wie in den meisten Spielen der Hinrunde, war in der zweiten Halbzeit eine deutliche Steigerung erkennbar. Leider wird der Klassenerhalt selbst mit der Leistung der zweiten Halbzeit kaum zu schaffen sein, nachdem man erneut leer ausging, während die Konkurrenz punktete.

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