So, 17.03.02:
Borussia Wuppertal - ALEMANNIA A 3:0 (2:0)
Maly - Ersoy, Wüster, Heinzmann - Kraft, Hartwig (80. Wurst), Riechmann, Reinert (74. Laazizi), Yüzel - Benedyk, Borzek (84. Prentzel)
(Trainer: del Cueto)
Memmersheim - Mathes, Schäfer, Azmaz - El Hammouchi, Gülez, Marso (92. Hansen), Retterath, Morton (66. Keller; 74. Derneden) - Tümmler, Iddi
(Trainer: Dooley)

Zuschauer: 510 (ca. 35 aus Aachen)
Gelb: Benedyk - Memmersheim, Schäfer, Tümmler

1:0 Benedyk (3.)
2:0 Hartwig (5.)
3:0 Prentzel (95.)





Die Mannschaft, die unseren Amateuren in der Hinrunde am deutlichsten die Grenzen aufgezeigt hatte, war nicht etwa der WSV oder Velbert, sondern Borussia Wuppertal. Der Aufsteiger hat sich mittlerweile bis auf den dritten Platz in der Oberliga vorgearbeitet und gewann zuletzt das Derby gegen den WSV mit 3:2. Zum Glück für die Konkurrenten um den Meistertitel hat die Borussia jedoch keine Lizenz für die Regionalliga beantragt. Eine verständliche Entscheidung, denn das Zuschauerinteresse ist mäßig, und der Kunstrasenplatz an der Nevigeser Straße ist nicht regionalligatauglich. Mehr als sechs hohe Stufe auf einer Seite und ein Vereinsheim hat der Platz nicht zu bieten. Schon in der Oberliga muss manchmal ins große Zoo-Stadion ausgewichen werden. Gegen die Amateure der Alemannia wurde darauf zum Glück verzichtet - zur Zähmung der seit Velbert berüchtigten, gemeingefährlichen Alemannia-Fans beschränkte man sich auf intensive Leibesvisitationen seitens der Polizei. Der wie schon in Duisburg nicht gerade zahlreich angereiste Aachener Anhang mischte sich unauffällig unter die Wuppertaler Zuschauer auf den Stufen und zog bei seinen äußerst sporadischen Anfeuerungsrufen überraschte Blicke auf sich.
Steven Dooley vertraute erstmals in dieser Saison denselben elf Spielern wie in der Vorwoche - allzuviel Alternativen wären auch im Moment nicht vorhanden. Ralph Gunesch war am Vormittag für die A-Jugend gegen diesen Dorfverein aus der Nähe von Rheydt aktiv gewesen, und Eddie Bediako ist mittlerweile zum Stammspieler bei den Profis avanciert. Marc Keller saß nach seinem Fußbruch immerhin wieder auf der Bank. So beschränkten sich die Umstellungen auf Positionswechsel. Christian Schäfer rückte ins Abwehrzentrum, Raschid El Hammouchi auf die rechte Außenbahn.
Leider verschlief unsere Elf den Beginn des Spiels völlig. Kaum hatte die Polizei die letzten Fans durchsucht, stand es schon 2:0. Nach zwei Minuten gab es nach einem Foul von Ali Gülez Freistoß für Borussia Wuppertal 20 Meter zentral vor dem Aachener Tor. Freistoßspezialist Krzystof Benedyk, schon in Hamborn und gegen den WSV erfolgreich, zirkelte den Ball unhaltbar über die Mauer zum 1:0 in den rechten oberen Torwinkel. Nur zwei Minuten nach dem Rückstand war die rechte Aachener Abwehrseite völlig offen. Knut Hartwig lief frei auf das Aachener Tor zu und hob den Ball über den herauseilenden Memmersheim hinweg zum 2:0 ins Tor. Nun roch es schon wieder nach einer ganz üblen Klatsche wie beim 0:6 in Duisburg. Auf der anderen Seite erinnerte man sich daran, wie schnell Zwei-Tore-Rückstände gegen Bonn oder in Freialdenhoven aufgeholt waren. Borussia Wuppertal erwies sich jedoch wie schon im Hinspiel als abgezockte Mannschaft mit erfahrenen Spielern, die kaum Chancen der Aachener zuließen und immer mit Kontern gefährlich waren. Immerhin brach unsere Mannschaft nicht komplett ein wie in Duisburg, sondern gestaltete den Rest der ersten Halbzeit halbwegs ausgeglichen.
Nach einer Viertelstunde hatte Baba Iddi mit einem noch leicht abgefälschten Schuss aus 15 Metern die erste gute Chance für die Alemannia. Fünf Minuten später übersah Iddi bei einem Konter den günstig postierten Bastian Retterath. Der Angriff verpuffte, und im Gegenzug zeigten sich die Ölberger zielstrebiger. Auf der rechten Abwehrseite war ein Wuppertaler nach Beinschuss gegen Christian Schäfer frei vor Dirk Memmersheim aufgetaucht, der den Schuss aus kurzer Distanz zur Ecke lenken konnte und sichtlich erbost über die Leistung seiner Vorderleute war. Zehn Minuten später war er völlig zurecht wieder sauer, denn der Schiedsrichter hatte die Sechs-Sekunden-Regel allzu kleinlich ausgelegt und auf indirekten Freistoß für Wuppertal entschieden. Den hart und flach geschossenen Freistoß konnte Memmersheim parieren; drei Minuten später hatte er Glück, dass ein Schuss knapp über seinen Kasten strich. Kurz vor der Pause verhinderte unser Torwart mit einer Glanzparade das 3:0, als fünf Meter vor ihm ein Stürmer alle Zeit der Welt hatte, sich den Ball zurechtzulegen und sich eine Ecke auszusuchen. 2:0 war der verdiente Pausenstand für den Tabellendritten.
Nach der Pause stellte Steven Dooley die Abwehr um, Carsten Mathes wechselte auf die linke und Aytac Azmaz auf die rechte Seite. Nachdem die Wuppertaler kurz nach dem Wechsel eine Einladung zum Torschuss nur mit einem Lattentreffer gedankt hatten, stand die Aachener Deckung endlich sicherer, und unsere Mannschaft erspielte sich leichte Feldvorteile, begünstigt durch viele Abspielfehler auf Seiten der Gastgeber. Nach knapp zehn Minuten hatten Stefan Tümmler und Kris Morton die ersten vielversprechenden Schusschancen in der zweiten Halbzeit. Insgesamt kam aber zuwenig, um die routinierte Hintermannschaft der Ölberger in Gefahr zu bringen. Mitte der zweiten Halbzeit spielten die Wuppertaler eine Überzahlsituation clever aus, aber Knut Hartwig wollte es zu schön machen und schlenzte den Ball am Winkel des Aachener Gehäuses vorbei. Mittlerweile war Marc Keller für Kris Morton eingewechselt worden. Leider dauerte sein Comeback weniger als zehn Minuten, dann humpelte er wieder in Richtung Bank. Eine Viertelstunde vor Schluss starteten die Schwarz-Gelben die Schlussoffensive gegen immer schwächer werdende Wuppertaler. Ein Kopfball von Baba Iddi brachte noch wenig Gefahr. Eine Minute später hatte Stefan Tümmler den Anschlusstreffer auf dem Fuß, als David Marso ein schönes Solo mit einer scharfen Hereingabe in die Mitte abschloss. Zehn Minuten vor dem Ende folgte die beste Chance. Nach einem Freistoß schoss Roman Derneden Bastian Retterath an, der wiederum aus fünf Metern am Torwart scheiterte. Der Abpraller landete bei Ali Gülez, dessen Schuss wie ein Billardstoß zwischen diversen Beinen hin und her, aber nicht ins Tor prallte. Spätestens jetzt war klar, dass es an diesem Tag nicht sein sollte. Wuppertal hatte noch drei oder vier gute Kontergelegenheiten, von denen Markus Prentzel die letzte im Nachschuss zum 3:0-Endstand nutzte.
Wie schon im Hinspiel war man spielerisch gleichwertig, scheiterte aber letztendlich an der größeren Routine des Gegners. Konnte man sich damals über eine verpasste Chance von Metin Telle und grobe Patzer von Petr Hodulik ärgern, musste man diesmal den ersten Minuten des Spiels nachtrauern, in denen einige noch nicht richtig auf dem Platz waren. Gegen eine Mannschaft wie Borussia Wuppertal ist so ein Rückstand dann kaum wieder wettzumachen. Unsere Jungs zeigten sich zwar meistens bemüht, aber letztlich zu harmlos, um den Gegner ernsthaft in Gefahr zu bringen. Das Fehlen der Spieler, die in den Profikader aufgerückt sind, macht sich doch deutlich bemerkbar. Es fehlt jemand, der das Spiel an sich reißen und die anderen mitziehen könnte, wie Bernd Rauw es zu Beginn der Saison teilweise getan hatte. Im Spiel nach vorne fehlen die Impulse eines Thierry Bayock, hinten die Sicherheit und Kopfballstärke von Bediako und Gunesch. Zudem hat man den Eindruck, dass bei einigen der letzte Wille fehlte, so ein Spiel noch umzubiegen, nach dem Motto "nächstes Jahr spiele ich ohnehin nicht mehr hier" bzw. "bei dem neuen Trainer werden die Karten eh neu gemischt". Gute Noten verdienten sich in Wuppertal vor allem Raschid El Hammouchi, David Marso und Dirk Memmersheim. Insgesamt war die Leistung bei weitem nicht so schlecht wie noch in Duisburg, und dass im gesicherten Tabellenmittelfeld etwas die Luft raus ist, ist normal. Ohnehin wäre es vermessen, von einer jungen Mannschaft, die vor zwei Jahren noch in der Landesliga gespielt hat, konstant sehr gute Leistungen in der Oberliga zu erwarten. Und solange es lustige Siege gegen verhasste Gegner wie Freialdenhoven, Velbert oder den FC Cöln zu feiern gibt, lässt es sich leicht verschmerzen, wenn man einigen anderen Gegnern das Punkten leicht macht - zumal es ein zusätzlicher Lacherfolg wäre, wenn die Borussia den WSV in der Tabelle noch überrundete - bis auf einen Punkt sind sie dran. Spätestens am vorletzten Spieltag, wenn der WSV am Tivoli antreten muss, ist es soweit...



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