So, 16.09.01:
ALEMANNIA A - MSV Duisburg A 1:1 (0:0)
Memmersheim - Schäfer, Rauw, Mathes, El Hammouchi (46. Marso) - Gülez, Tümmler (70. Iddi), Bayock, Hansen - Telle, Keller
(Trainer: Winkhold)
Rott - Backer, Trienekens, Schyrba - Spitali, Kempers, Torres, Wittwer, Batale - Glatt (62 .Rühl), Jansen (68. Cho)
(Trainer: Suchanek)

Zuschauer: 500 (ca. 45 aus Duisburg)
Gelb: Tümmler, Bayock, Gülez, Mathes, Rauw, Iddi - Rott
Gelb-Rot: Spitali (81.; wiederholtes Foulspiel)

0:1 Spitali (49.)
1:1 Iddi (92.)





Nachdem die meisten Leute das vormittagliche A-Jugend-Spiel dazu genutzt hatten, das Reutlingen-Debakel auszudiskutieren, freute man sich auf richtigen Fußball - die U23 spielte gegen die Amateure des MSV Duisburg, bis dato zusammen mit Hamborn 07 die Schießbude der Liga, aber mit erkennbarem Aufwärtstrend. Nachdem man das Gladbach-Spiel wegen des gleichzeitigen Profi-Spiels in Ahlen verpasst hatte und gegen Velbert im Stadion gespielt wurde, zeigte sich zum ersten Mal, was Oberligafußball auf der Münzenberg-Kampfbahn bedeutet: am Eingang werden Rücksäcke durchsucht, drinnen liegen Pflastersteine, Kies und Metallrohre neben dem Spielfeld und werden Getränke in Gläsern verkauft. Ca. 40 meist halbwüchsige Duisburger Ultras waren angereist und versuchten, Stimmung zu machen. Insgesamt waren nur ca. 500 Zuschauer gekommen, viel weniger als noch gegen Velbert - ist ja auch viel bequemer, zu Hause im Sessel ein paar reichen Idioten beim Im-Kreis-Fahren zuzusehen. Unter den Zuschauern auch ein alter Bekannter - lässig am Flutlichtmast lehnend, ganz schick mit engem türkisem T-Shirt und offener Lederjacke, warf Winnie Hannes schon mal ein Auge auf den nächsten Gegner.
Unsere Mannschaft wurde von Andre Winkhold betreut, da Steven Dooley noch in den USA festsaß. Der Gast aus Duisburg begann überraschend aggressiv und störte früh. Ob das die Aachener so verunsicherte oder die Abwesenheit des Trainers, weiß man nicht. Jedenfalls schlief man in der Deckung ein ums andere Mal und konnte froh sein, mit einem 0:0 in die Pause zu gehen. Mehrfach klärte Dirk Memmersheim gegen frei vor ihm auftauchende Duisburger.
Kurz nach der Pause war es passiert: einer der immer wieder freistehenden Duisburger ließ es an der nötigen Unfähigkeit mangeln, und schon stand es 0:1. Die Alemannia spielte jetzt endlich etwas entschlossener nach vorne, aber Chancen blieben Mangelware. Eine Viertelstunde vor Schluss hatten die Aachener Anhänger den Torschrei auf den Lippen, als Metin Telle in die Mitte flankte und der eingewechselte Baba Iddi das Kunststück fertigbrachte, aus zwei Metern den Torwart anzuköpfen, der den Ball gerade noch auf (oder hinter?) der Torlinie unter sich begrub. Als Iddi den Ball wenig später aus 20 Metern mit der Picke übers Tor hob, fragte ich mich ehrlich gesagt, was dieser Mensch eigentlich auf dem Spielfeld zu suchen hat. Der Duisburger Torschütze Spitali sah noch Gelb-Rot, wonach die Aachener nochmal zur Schlussoffensive bliesen. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen, die Duisburger Fans starteten eine Polonaise entlang der Torauslinie, einige Aachener wollten die Auseinandersetzung suchen, anstatt die Mannschaft anzufeuern, und zur Krönung des ganzen war von irgendeinem Aachener "Fan" zu hören: "Wann pfeift der endlich ab?" Und das beim Stand von 0:1 gegen die eigene Mannschaft. Einige sollten sich mal fragen, warum genau sie so ein Spiel besuchen. Als niemand mehr damit rechnete, war es ausgerechnet Baba Iddi, der mit einem schönen Volleyschuss aus der Drehung den Ball im rechten unteren Eck versenkte. Da der Schiedsrichter nicht zur Mitte zeigte, sondern das Spiel direkt beendete, waren sich die Zuschauer zuerst nicht sicher, ob das Tor überhaupt zählte - so setzte der Jubel mit leichter Verzögerung ein.
Die Amateure boten an diesem Tag ihre mit Abstand schlechteste Saisonleistung. Lag es am Gegner, der nicht den Angsthasenfußball unserer bisherigen Gegner bot, oder hatten einige in Reutlingen zu genau hingesehen, wie man es besser nicht macht? Schwer zu sagen. Jedenfalls war das Unentschieden am Ende sehr schmeichelhaft. Das Spiel machte deutlich, dass unsere Amateure noch längst keine Spitzenmannschaft in der Oberliga sind. Es sieht wohl so aus, dass die Aufstiegseuphorie langsam verfliegt, und sich die Mannschaft im Endeffekt Richtung Tabellenmittelfeld orientieren wird - womit man nach zwei Aufstiegen in Folgen durchaus zufrieden sein kann.
Nach dem Spiel wurde es noch ein bisschen asozial, als ein gehirnkranker Duisburger es scheinbar für cool hielt, Frauen zu schlagen. Wenigstens ist einer von den Zappelzebra-Trotteln fürs Rauchzünden von den Ordnern abgeführt worden.

Zurück