|
|
|
Hangert - Rafoth, Schilling (46. Güngör), Kurt -
Oers (46. Efthimiou), Oudshoorn (81. Demir), Rasche,
Destino, Hantzidis - Röder, Aydin
(Trainer: Pusch) |
Schmidt - Maaßen, Gunesch, Jaajoui (36. Türkmen),
Caspers (69. Batmaz) - Schäfer, Derneden, Benthin,
Kothner (59. Nesimi) - Keller, Iddi
(Trainer: Winkhold) |
Die ersten Wochen in der neuen Saison waren für Anhänger unseres
Vereins frustrierend gelaufen. An diesem Wochenende jedoch sollte alles
anders werden. Freitags sorgten die Profis gegen Karlsruhe für den
ersten Sieg, am Sonntagmorgen zog die A-Jugend gegen Düsseldorf nach.
Die Vorzeichen waren also gut für einen angenehmen Sonntag, zumal es
nach Ratingen ging, wo es immer noch das beste kulinarische Angebot der
Oberliga gibt. Bis auf den Kuchen hat sich in Ratingen aber einiges
verändert: die komplette Gegengerade wurde abgerissen, stattdessen soll
im Hinblick auf geplante Leichtathletikveranstaltungen eine zweite
Tribüne gebaut werden. Bei unseren Amateuren fehlte Eddie Bediako, der
am Freitag bei den Profis gespielt hatte. Stefan Kniat wird vermutlich die
ganze Saison ausfallen. So rückte Ralph Gunesch neben Taofik Jaajoui
ins Abwehrzentrum. Im Sturm konnte Marc Keller wieder auflaufen. Mehmet
Türkmen blieb zunächst auf der Bank; Michael Meven und Thomas
Sinkiewicz mussten sogar auf der Tribüne Platz nehmen. Mit Kothner und
Derneden auf den Außenpositionen sowie Schäfer und Benthin im
zentralen Mittelfeld war die Aufstellung der Alemannia insgesamt recht
defensiv orientiert.
Gleich in der ersten Minute hatten Roman Derneden und Marc Keller die erste
Torchance. Derneden legte eine Flanke von links mit dem Kopf vom langen
Pfosten zurück auf Keller, der mit einem Seitfallzieher genau in die
Arme von Torwart Hangert zielte. Schon im Gegenzug zeigte sich allerdings,
wie es an diesem Tag um unsere Mannschaft bestellt sein sollte. Von der
linken Torauslinie rollte ein Ball an Freund und Feind vorbei am Aachener
Tor vorbei, ohne dass ein Abwehrspieler entscheidend eingegriffen hätte.
Entscheidend eingreifen tat dann nach nicht einmal drei Minuten Spielzeit
Christian Schäfer, der den durchgebrochenen Minas Hantzidis
elfmeterwürdig umstieß. Antonio Destino ließ sich nicht
von Christian Schmidts orangem Trikot blenden und verwandelte sicher zum 1:0.
Nach dem Tor gab es viel Leerlauf auf beiden Seiten, wobei unsere Mannschaft
nicht gerade durch ein dem Spielstand angemessenes Engagement auffiel. Ein
Freistoß von Christian Schäfer Mitte der ersten Halbzeit brachte
noch am meisten Gefahr. Auf der anderen Seite scheiterte erst Seger Oudshoorn
aus spitzem Winkel an einem Abwehrbein, dann spielte Michael Röder
Daniel Maaßen aus und scheiterte erst an den Reflexen von Christian
Schmidt. Für die Alemannia sorgte Manuel Benthin mit einem halbhohen
Schuss aus 15 Metern für eine halbwegs ansehnliche Szene. Den
schmeichelhaften Ausgleich für unsere Mannschaft besorgten die Ratinger
dann selber. Eine Flanke von Chrisian Schäfer erreichte Ertan Oers vor
Marcus Kothner und hob den Ball über den eigenen Torwart hinweg zum 1:1
ins Tor. So hätte man mit einem glücklichen Unentschieden in die
Pause gehen können. Leider ließ unsere Abwehr auch weiterhin
jegliche Souveränität vermissen. Mehmet Türkmen war
mittlerweile für Taofik Jaajoui ins Spiel gekommen und Manuel Benthin
in die Abwehr gerückt, was nicht gerade für zusätzliche
Sicherheit sorgte. Der überragende
Costa-Cordalis-Verschnitt Minas Hantzidis spazierte durch unsere Deckung und
bediente Ömer Aydin. Christian Schmidt musste zweimal parieren, obwohl
der Linienrichter längst Abseits angezeigt hatte. Im direkten Gegenzug
hätte Baba Iddi den Spielverlauf völlig auf den Kopf stellen
können, traf aber den Ball nach verunglücktem Schuss von Dirk
Caspers nicht richtig. In der letzten Minute wurde Costa Cordalis für
Arme steil angespielt. Christian Schmidt konnte seinen unplatzierten Schuss
nur abklatschen, und Michael Röder staubte zum 2:1 ab. Eine Minute
später umspielte Ömer Aydin mühelos Manuel Benthin und
hätte beinahe noch vor der Pause das 3:1 erzielt.
Fünf Minuten nach der Pause wurden die ohnehin geringen Hoffnungen auf
eine Wende zunichte gemacht. Mehmet Türkmen ging nicht zum Kopfball hoch,
Ralph Gunesch grätschte am Ball vorbei, und Manuel Benthin ließ
Michael Röder genug Platz, um einen LKW zu wenden, was Röder
relativ mühelos zum 3:1 nutzte. Ein Kopfball und ein Linksschuss von
Marcus Kothner waren in den nächsten 20 Minuten die besten Chancen zum
Anschlusstreffer. Insgesamt waren es jedoch die Ratinger Abwehrspieler, die
den Ratinger Torwart am meisten in Bedrängnis brachten. Auf der Gegenseite
verpasste es Michael Röder mit einem Kopfballaufsetzer, das Ergebnis in die
Höhe zu schrauben. 20 Minuten vor dem Ende war wieder Hantzidis,
den die Aachener Abwehr nie in den Griff bekam, der Vorbereiter für eine
Chance für Andre Rasche, der, umringt von drei tatenlosen Aachenern, aus
16 Metern zum Schuss kam. Eine Viertelstunde vor dem Ende wurde Marc Keller
im Strafraum von Karsten Rafoth festgehalten. Der Schiedsrichter entschied
auf Elfmeter, ließ jedoch Gnade vor Recht ergehen und verzichtete auf
den Platzverweis für den bereits verwarnten Ratinger. Christian
Schäfer verwandelte zum 3:2, aber das große Aufbämen blieb
aus. Ratingen blieb durch Konter gefährlich. Schäfer stand ebenso
weit weg vom flankenden Hantzidis wie Benthin von Aydin, der freistehend
über die Latte köpfte. In der Nachspielzeit hätte Christian
Schäfer mit einem Distanzschuss tatsächlich beinahe noch den
unverdienten Ausgleich erzielt.
Am Ende stand eine hochverdiente Niederlage gegen einen bestenfalls
durchschnittlichen Gegner unter dem Strich. Mit solch desolaten Leistungen
haben wir in der Oberliga nichts zu suchen. Erschreckend ist weniger die
spielerische Impotenz als der mangelnde Siegeswille unserer Mannschaft. Es ist
bezeichnend, dass es eine Minute vor dem Ende noch Ewigkeiten dauert, ehe
man sich zum Freistoß im gegnerischen Strafraum eingefunden hat. Unsere
Abwehr hatte die gegnerische Offensivabteilung nie im Griff, und vorne halfen
nur gegnerische Eigentore und andere Geschenke. Die Mannschaft spielte ohne
Herz, es gab niemanden, der das Heft in die Hand genommen oder die anderen
wachgerüttelt hätte. Tribünengast Jörg Berger
dürfte jedenfalls (außer dem Ratinger Costa Cordalis) niemand
aufgefallen sein, der sich für die erste Mannschaft empfohlen
hätte. Dementsprechend fand Andre
Wnkhold in der Pressekonferenz auch deutliche Worte: Gott sei Dank habe man
nur drei Treffer kassiert, und es sei deprimierend, was einige Spieler
("Jugendnationalspieler"), die sich viel vorgenommen haben, im
Endeffekt für Leistungen abliefern. Das ist sicherlich richtig,
beschissen gespielt haben allerdings auch die anderen. Nach dem 1:1 von
Gürzenich gegen Duisburg haben unsere Amateure nun die rote Laterne der
Oberliga übernommen. Das Spiel gegen Gürzenich am Samstag
gerät nun schon zum vorweggenommenen Endspiel. Sollte man das auch
verlieren, kann man sich schon einmal langsam auf den Aschenplatz von
Eintracht Italia oder das Derby gegen Brand einstellen - und mit einer
Leistung, wie man sie in Ratingen zeigte, wird man auch gegen
Gürzenich nichts zu melden haben.