So, 15.09.02:
Germania Ratingen - ALEMANNIA A 3:2 (2:1)
Hangert - Rafoth, Schilling (46. Güngör), Kurt - Oers (46. Efthimiou), Oudshoorn (81. Demir), Rasche, Destino, Hantzidis - Röder, Aydin
(Trainer: Pusch)
Schmidt - Maaßen, Gunesch, Jaajoui (36. Türkmen), Caspers (69. Batmaz) - Schäfer, Derneden, Benthin, Kothner (59. Nesimi) - Keller, Iddi
(Trainer: Winkhold)

Zuschauer: 400 (ca. 30 aus Aachen)
Gelb: Schilling, Rafoth, Efthimiou, Kurt - Schäfer, Kothner, Keller

1:0 Destino (3.; Foulelfmeter)
1:1 Oers (38; Eigentor; Schäfer)
2:1 Röder (45.)
3:1 Röder (50.)
3:2 Schäfer (74.; Foulelfmeter; Keller)







Die ersten Wochen in der neuen Saison waren für Anhänger unseres Vereins frustrierend gelaufen. An diesem Wochenende jedoch sollte alles anders werden. Freitags sorgten die Profis gegen Karlsruhe für den ersten Sieg, am Sonntagmorgen zog die A-Jugend gegen Düsseldorf nach. Die Vorzeichen waren also gut für einen angenehmen Sonntag, zumal es nach Ratingen ging, wo es immer noch das beste kulinarische Angebot der Oberliga gibt. Bis auf den Kuchen hat sich in Ratingen aber einiges verändert: die komplette Gegengerade wurde abgerissen, stattdessen soll im Hinblick auf geplante Leichtathletikveranstaltungen eine zweite Tribüne gebaut werden. Bei unseren Amateuren fehlte Eddie Bediako, der am Freitag bei den Profis gespielt hatte. Stefan Kniat wird vermutlich die ganze Saison ausfallen. So rückte Ralph Gunesch neben Taofik Jaajoui ins Abwehrzentrum. Im Sturm konnte Marc Keller wieder auflaufen. Mehmet Türkmen blieb zunächst auf der Bank; Michael Meven und Thomas Sinkiewicz mussten sogar auf der Tribüne Platz nehmen. Mit Kothner und Derneden auf den Außenpositionen sowie Schäfer und Benthin im zentralen Mittelfeld war die Aufstellung der Alemannia insgesamt recht defensiv orientiert.
Gleich in der ersten Minute hatten Roman Derneden und Marc Keller die erste Torchance. Derneden legte eine Flanke von links mit dem Kopf vom langen Pfosten zurück auf Keller, der mit einem Seitfallzieher genau in die Arme von Torwart Hangert zielte. Schon im Gegenzug zeigte sich allerdings, wie es an diesem Tag um unsere Mannschaft bestellt sein sollte. Von der linken Torauslinie rollte ein Ball an Freund und Feind vorbei am Aachener Tor vorbei, ohne dass ein Abwehrspieler entscheidend eingegriffen hätte. Entscheidend eingreifen tat dann nach nicht einmal drei Minuten Spielzeit Christian Schäfer, der den durchgebrochenen Minas Hantzidis elfmeterwürdig umstieß. Antonio Destino ließ sich nicht von Christian Schmidts orangem Trikot blenden und verwandelte sicher zum 1:0. Nach dem Tor gab es viel Leerlauf auf beiden Seiten, wobei unsere Mannschaft nicht gerade durch ein dem Spielstand angemessenes Engagement auffiel. Ein Freistoß von Christian Schäfer Mitte der ersten Halbzeit brachte noch am meisten Gefahr. Auf der anderen Seite scheiterte erst Seger Oudshoorn aus spitzem Winkel an einem Abwehrbein, dann spielte Michael Röder Daniel Maaßen aus und scheiterte erst an den Reflexen von Christian Schmidt. Für die Alemannia sorgte Manuel Benthin mit einem halbhohen Schuss aus 15 Metern für eine halbwegs ansehnliche Szene. Den schmeichelhaften Ausgleich für unsere Mannschaft besorgten die Ratinger dann selber. Eine Flanke von Chrisian Schäfer erreichte Ertan Oers vor Marcus Kothner und hob den Ball über den eigenen Torwart hinweg zum 1:1 ins Tor. So hätte man mit einem glücklichen Unentschieden in die Pause gehen können. Leider ließ unsere Abwehr auch weiterhin jegliche Souveränität vermissen. Mehmet Türkmen war mittlerweile für Taofik Jaajoui ins Spiel gekommen und Manuel Benthin in die Abwehr gerückt, was nicht gerade für zusätzliche Sicherheit sorgte. Der überragende Costa-Cordalis-Verschnitt Minas Hantzidis spazierte durch unsere Deckung und bediente Ömer Aydin. Christian Schmidt musste zweimal parieren, obwohl der Linienrichter längst Abseits angezeigt hatte. Im direkten Gegenzug hätte Baba Iddi den Spielverlauf völlig auf den Kopf stellen können, traf aber den Ball nach verunglücktem Schuss von Dirk Caspers nicht richtig. In der letzten Minute wurde Costa Cordalis für Arme steil angespielt. Christian Schmidt konnte seinen unplatzierten Schuss nur abklatschen, und Michael Röder staubte zum 2:1 ab. Eine Minute später umspielte Ömer Aydin mühelos Manuel Benthin und hätte beinahe noch vor der Pause das 3:1 erzielt.
Fünf Minuten nach der Pause wurden die ohnehin geringen Hoffnungen auf eine Wende zunichte gemacht. Mehmet Türkmen ging nicht zum Kopfball hoch, Ralph Gunesch grätschte am Ball vorbei, und Manuel Benthin ließ Michael Röder genug Platz, um einen LKW zu wenden, was Röder relativ mühelos zum 3:1 nutzte. Ein Kopfball und ein Linksschuss von Marcus Kothner waren in den nächsten 20 Minuten die besten Chancen zum Anschlusstreffer. Insgesamt waren es jedoch die Ratinger Abwehrspieler, die den Ratinger Torwart am meisten in Bedrängnis brachten. Auf der Gegenseite verpasste es Michael Röder mit einem Kopfballaufsetzer, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. 20 Minuten vor dem Ende war wieder Hantzidis, den die Aachener Abwehr nie in den Griff bekam, der Vorbereiter für eine Chance für Andre Rasche, der, umringt von drei tatenlosen Aachenern, aus 16 Metern zum Schuss kam. Eine Viertelstunde vor dem Ende wurde Marc Keller im Strafraum von Karsten Rafoth festgehalten. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, ließ jedoch Gnade vor Recht ergehen und verzichtete auf den Platzverweis für den bereits verwarnten Ratinger. Christian Schäfer verwandelte zum 3:2, aber das große Aufbämen blieb aus. Ratingen blieb durch Konter gefährlich. Schäfer stand ebenso weit weg vom flankenden Hantzidis wie Benthin von Aydin, der freistehend über die Latte köpfte. In der Nachspielzeit hätte Christian Schäfer mit einem Distanzschuss tatsächlich beinahe noch den unverdienten Ausgleich erzielt.
Am Ende stand eine hochverdiente Niederlage gegen einen bestenfalls durchschnittlichen Gegner unter dem Strich. Mit solch desolaten Leistungen haben wir in der Oberliga nichts zu suchen. Erschreckend ist weniger die spielerische Impotenz als der mangelnde Siegeswille unserer Mannschaft. Es ist bezeichnend, dass es eine Minute vor dem Ende noch Ewigkeiten dauert, ehe man sich zum Freistoß im gegnerischen Strafraum eingefunden hat. Unsere Abwehr hatte die gegnerische Offensivabteilung nie im Griff, und vorne halfen nur gegnerische Eigentore und andere Geschenke. Die Mannschaft spielte ohne Herz, es gab niemanden, der das Heft in die Hand genommen oder die anderen wachgerüttelt hätte. Tribünengast Jörg Berger dürfte jedenfalls (außer dem Ratinger Costa Cordalis) niemand aufgefallen sein, der sich für die erste Mannschaft empfohlen hätte. Dementsprechend fand Andre Wnkhold in der Pressekonferenz auch deutliche Worte: Gott sei Dank habe man nur drei Treffer kassiert, und es sei deprimierend, was einige Spieler ("Jugendnationalspieler"), die sich viel vorgenommen haben, im Endeffekt für Leistungen abliefern. Das ist sicherlich richtig, beschissen gespielt haben allerdings auch die anderen. Nach dem 1:1 von Gürzenich gegen Duisburg haben unsere Amateure nun die rote Laterne der Oberliga übernommen. Das Spiel gegen Gürzenich am Samstag gerät nun schon zum vorweggenommenen Endspiel. Sollte man das auch verlieren, kann man sich schon einmal langsam auf den Aschenplatz von Eintracht Italia oder das Derby gegen Brand einstellen - und mit einer Leistung, wie man sie in Ratingen zeigte, wird man auch gegen Gürzenich nichts zu melden haben.



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