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Lobeck - Hanisch, Niang, Ehrhardt - Stüttgen, Kaesberg,
Mukuna, Shcherbin, Khalag - N'Dombasi (91. Addai),
Freitas de Almeida (60. Sugiura)
(Trainer: Schmickler) |
Memmersheim - Mathes (63. Meven), Schäfer, Azmaz - Marso,
El Hammouchi (81. Maaßen), Morton, Hansen,
Retterath (73. Gunesch) - Iddi, Tümmler
(Trainer: Dooley) |
Mit fünf Siegen aus den ersten acht Spielen waren unsere Amateure gut
ins neue Jahr gestartet und hatten den Klassenerhalt frühzeitig
gesichert. Nun ging es zum Bonner SC, mit dem man noch eine Rechnung zu
begleichen hatte. In der Verbandsligasaison 2000/01 hatte die Alemannia beim
BSC, den man in einem hochklassigen Hinspiel noch mit 3:1 geschlagen hatte,
zwei Spieltage vor Schluss die Meisterschaft und den direkten Aufstieg
verspielt. Nach 1:0-Führung und weiteren hochkarätigen Chancen hatte man kurz vor
Schluss noch mit 1:2 den kürzeren gezogen. Auch das Hinspiel in dieser
Saison brachte einige Aufregung, als die Alemannia in Unterzahl noch ein 0:2
aufholte und es nach dem Schlusspfiff zu tumultartigen Szenen kam. Leider
versprach dieses Spiel weniger Spannung. Durch die große Distanz zu den
Auf- und Abstiegsrängen ging es für beide Mannschaften nur noch um
die Ehre, und so fanden nur gut 200 Zuschauer den Weg in den Sportpark Nord
(das zeitgleiche Heimspiel des Bundesliga-Absteigers FC Sülz 48 tat wohl
sein übriges). In der Verbandsliga vor einem Jahr waren es noch knapp
2000 gewesen, darunter 500 Aachener. Dieses Mal bildeten beim Anpfiff ganze
vier Aachener den Gästeblock, ein weiteres Dutzend mit dem Zug
angereister Fans war unterwegs von einigen unfehren Polizisten aufgehalten
worden.
Positiv fiel hingegen das hervorragend gestaltete und zudem kostenlose
Stadionheft des BSC auf. Besonders interessant im "Löwenecho"
war das Interview mit Steven Dooley, der sein Unverständnis und seine
Enttäuschung über den Verein äußerte: "Mit mir hat
von Vereinsseite noch keiner gesprochen. Ich weiß nur, dass André
Winkhold, den Cheftrainer Jörg Berger nicht als Co-Trainer haben
wollte, einen Vierjahresvertrag erhalten hat und mein Nachfolger ist. Ich bin
der schwierigen Zeit der Alemannia zum Opfer gefallen. [...] Ich bin sehr
traurig und total enttäuscht. Das war unprofessionelles Verhalten vom
Verein und viele in unserem Umfeld können diese vorschnelle Entscheidung
nicht nachvollziehen. [...] Ich habe noch keinen neuen Verein. Aber
vielleicht ergibt sich noch etwas. Ich würde mich freuen, weil der
Fußball nämlich meine Leidenschaft ist. Dafür könnte ich
sogar in meinem Beruf kürzer treten." Dooleys
Enttäuschung kann man gut nachvollziehen, zumal auch viele Spieler um
ihre Zukunft bei der Alemannia bangen müssen. Schon in Bonn
musste man auf einige Spieler verzichten: Roman Derneden fehlte ebenso wie
Ali Gülez, der wie Marc Keller mit gebrochenem Fuß durchs Stadion
humpelte. Dafür war Carsten Mathes wieder fit, und da die U19 am
Wochenende nicht aktiv war, saßen Ralph Gunesch und erstmals auch Alex
Calianu und Oliver Hartmann auf der Bank.
Das Spiel war im Gegensatz zu den vorherigen Aufeinandertreffen beider
Teams langweilig und schwach. Fast zwanzig Minuten dauerte es, bis sich David
Marso die erste halbwegs gute Schusschance eröffnete, die aber ebenso
wenig von Erfolg gekrönt war wie ein Flachschuss von Kris Morton
fünf Minuten später. Nachdem in der nächsten Szene der Bonner Torwart Christoph Lobeck
gegen Stefan Tümmler Kopf und Kragen riskieren musste, verpasste es
Kris Morton, den Ball in Richtung leeres Tor zu schießen. Beim
Gastgeber dauerte es eine halbe Stunde, bevor man das erste Mal
gefährlich vor dem Tor auftauchte. Raschid El Hammouchi ermöglichte
mit einem Stellungsfehler seinem Gegenspieler einen Drehschuss aus acht
Metern, den Dirk Memmersheim glänzend abwehren konnte. Zwei Minuten
später kam ein Bonner Stürmer nach Flanke von links am langen
Pfosten völlig frei zum Kopfball, traf aber aus fünf Metern das
Tor nicht. Auf der anderen Seite verpasste Baba Iddi eine Ecke von Alan
Hansen nur knapp, dann traf Christoph Lobeck mit einer Faustabwehr einen
Mitspieler, von dem der Ball beinahe ins eigene Tor abgeprallt wäre.
In dem eigentlich fairen (bzw. langweiligen) Spiel gab es dann doch noch
einige Aufregung. Stefan Tümmler hatte in seiner unnachahmlichen Art
schon eine gelbe Karte für sich und den Bonner Thorsten Hanisch
provoziert, bevor kurz vor der Pause der Bonner Maksim Shcherbin im
Strafraum von hinten bedrängt wurde, einen Elfmeter forderte und sich
dabei wohl dermaßen in der Wortwahl vergriff, dass er des Feldes
verwiesen wurde.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Pyro-Einlage der verspätet
eingetroffen Aachener, und auch die Aachener auf dem Feld machten einen eher
benebelten Eindruck. So bot sich Dominik Kaesberg nach verunglückter
Abwehr von Carsten Mathes eine gute Einschusschance. Die Alemannia konnte die
Überzahl bis zu diesem Zeitpunkt nicht nutzen, hatte aber ab der 57.
Minute noch mehr Platz. Nach Foul an Alan Hansen sah Thorsten Hanisch Gelb,
und da er nach seiner Diskussion mit Tümmler schon Gelb gesehen hatte,
musste Bonn zu neunt weiterspielen. Leider zeigten die neun Bonner
vorbildichen kämpferischen Einsatz gegen elf hilflose Aachener, die
sich zwar einige Ecken und Freistöße, aber keine
zwingenden Torchancen erarbeiten konnten. In der Schlussphase boten sich dem
Gastgeber sogar noch Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. Eine
Viertelstunde vor dem Ende setzte sich Jimmy Mukuna im Strafraum durch und
scheiterte vom rechten Fünfmeterraumeck an Dirk Memmersheim. Die
Aachener zeigten sich, selbst wenn sie mal Platz hatten, zu unentschlossen.
So enstand zehn Minuten vor dem Ende aus einer 5:3-Situation nur ein relativ
harmloser Distanzschuss von Alan Hansen. In der Folgezeit setzten neun Bonner
elf Aachener zunehmend unter Druck und erzielten dabei ein Abseitstor, das
den Schiedsrichter bei den Bonner Zuschauern endgültig unbeliebt machte.
Auch der Bonner Trainer wurde kurz darauf wegen Reklamierens auf die
Tribüne verwiesen. In der Schlussminute fehlte René N'Dombasi
zum Glück die Kraft, einen Konter zum 1:0 zu vollenden, auf der anderen
Seite verpuffte ein vielversprechender Aachener Angriff, als Baba Iddi wie so
oft den Zeitpunkt des Abspiels um Ewigkeiten versäumte.
So blieb es beim 0:0, die Aachener hätten den Sieg auch nicht verdient
gehabt. Zu planlos hatte man im Spiel 11 gegen 9 agiert. Vielleicht waren
einige Spieler auch durch die Sorge um ihre Zukunft bei der Alemannia gehemmt.
Das Spiel war jedenfalls grottenschlecht. Für das Pokalspiel gegen
Geilenkirchen am Donnerstag wird diese Leistung nicht ausreichen. Allgemein
sollte man dieses Spiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das
Ausscheiden bei Blau-Weiß Brühl im Vorjahr und das 0:3 der
Sülzer Amateure in Junkersdorf sind warnende Beispiele. Außerdem
lohnt es sich, die Sache ernst zu nehmen, da es nach dem Ausscheiden von
Chemie Leverkusen und Sülz 07 noch nie so einfach war, den
FVM-Pokal zu gewinnen und da eine DFB-Pokal-Teilnahme bei möglichen Losen
wie Bayern, Dortmund etc. eine gute Gelegenheit ist, Geld in die Kassen des
Vereins zu bringen.