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Memmersheim - Schäfer, Gunesch, Jaajoui, Rosin, Caspers -
Marotta (84. Türkmen), Lehnen (72. Maaßen), Marso, Iddi -
Sinkiewicz (64. Meven)
(Trainer: Winkhold) |
Kirn - Turna, H. Katemann, Zepanski (72. Hasecke) -
Stempel, Lütkebomert, Büssing, Giruc (88. Lohmann),
L. Katemann - Jansen, Brouwer (84. Duric)
(Trainer: Tenhagen) |
Zum Rückrundenauftakt gab es auf dem Rasenplatz Emmastraße bei
Minusgraden die Minuskulisse von knapp 100 Zuschauern - erst zur Pause wurde
die Besucherzahl durch den verspätet eingetroffenen Bocholter Fanbus
dreistellig. Im Vorjahr hatte es noch ein dramatisches Spiel mit
anschließenden Rangeleien gegeben, dieses Mal herrschte nur noch
allgemeine Trostlosigkeit. Die Alemannia musste auf Marc Keller, Edwin
Bediako, Daniel Ferl, Thierry Bayock und Mark Zimmermann verzichten, die alle
tags darauf im Profikader stehen sollten.
Nach fünf Minuten tat sich die erste größere Lücke in
der Aachener Abwehr auf, die Sascha Brouwer zum Querpass auf Stefan Jansen
nutzte. Der stand in der Mitte frei vor Memmersheim und machte eigentlich
alles richtig, als er den Ball gegen die Laufrichtung unseres Torwarts im
linken Eck versenken wollte. Mit einem sensationellen Reflex bekam Dirk
Memmersheim noch eine Hand an den Ball und lenkte den Ball zur Ecke. Auf der
Gegenseite hatte die Alemannia nach 12 Minuten den ersten Eckball. Ein
Bocholter verlängerte die von Dirk Caspers von der rechten Seite
getretene Ecke unglücklich zum langen Pfosten. Dort köpfte Ralph
Gunesch den Ball aus einem Meter Entfernung zunächst gegen die Latte,
bekam den Abpraller aber wieder vor die Füße und schoss aus dem
Gewühl zum 1:0 ein, während die Bocholter vergeblich Handspiel
reklamierten. Man hätte sich darüber freuen können, aber die
Statistik ließ Schlimmes befürchten: Zum achten Mal in dieser
Saison lagen unsere Amateure mit 1:0 in Führung, und keines dieser Spiele
konnte gewonnen werden. Danach hatte unsere Mannschaft den Gegner eigentlich
gut im Griff. Während von Bocholt gar nichts zu sehen war, erarbeitete
sich die Alemannia immerhin einige Freistöße in der Nähe des
Bocholter Tores, die aber alle harmlos verpufften. Ein Fernschuss von Piero
Marotta nach einer Viertelstunde und ein Kopfball von Andre Lehnen nach
Freistoß von Marotta waren noch die besten Möglichkeiten. Trotz
der Unzulänglichkeiten im Spiel nach vorne stand bis kurz vor der Pause
unter dem Strich ein 1:0, bevor man sich wieder einmal durch
eine haarsträubende Defensivleistung auf die Verliererstraße brachte.
Taofik Jaajoui leistete sich als letzter Mann einen Fehler, und die Bocholter
waren mit mehreren Angreifern zur Stelle, um die bei einer 1:0-Führung
unnötig offene Aachener Deckung auszuhebeln. Harald Katemann wurde auf
der rechten Seite angespielt und legte den Ball in die Mitte auf den
freistehenden Sascha Brouwer. Der hätte den Ausgleich erzielen
müssen, trat aber in den Boden. Leider hatte er Glück, dass sein
verunglückter Schuss am langen Pfosten bei Lars Katemann landete, der
aus kurzer Distanz das 1:1 erzielte.
Nach dem Wechsel hatte Bocholt 15 starke Minuten, die sie auch prompt zur
Führung nutzten. Wie so oft in dieser Saison begann das Unheil mit einem
Ballverlust im Mittelfeld. Den nutzte Miroslaw Giruc zu einem Flankenlauf,
bei dem er ebensowenig von Daniel Rosin gestört wurde wie in der Mitte
Sascha Brouwer beim Kopfball von Dirk Caspers. In der Folgezeit hatte der
Gast wenig Mühe, unsere nunmehr desolat auftretende Mannschaft in Schach
zu halten und hätte in einigen Szenen das 1:3 nachlegen können.
Sascha Brouwer nutzte den großzügig bemessenen Platz, der ihm
gelassen wurde, zu einem Schuss aus 20 Metern, der ebenso knapp am linken
Pfosten vorbeiging wie ein Freistoß von Harald Katemann fünf
Minuten später. Dann musste sich Dirk Memmersheim bei einem 18m-Schuss
von Lars Katemann ganz lang machen, und wenig später traf Miroslaw Giruc
aus aussichtsreicher Position nur das Außennetz. Als eigentlich niemand
mehr damit rechnete, dass unsere Amateure noch zum Ausgleich kommen
würden, folgte 20 Minuten vor dem Ende die Szene, die symptomatisch
für das Elend unserer Mannschaft war. Michael Meven köpfte aus
kurzer Distanz nur einen Gegenspieler an und brauchte zu lange, um den
Abpraller unter Kontrolle zu bringen. Ein Bocholter spitzelte ihm den Ball
vom Fuß in Richtung Christian Schäfer. Der hielt aus 18 Metern
drauf, und Torwart Frank Kirn faustete den Ball zur Seite. Dort konnte sich
Ralph Gunesch gegen einen Bocholter durchsetzen und hatte an der Seitenlinie
viel Platz. Den nutzte er auch zu einer präzisen Hereingabe am Torwart
vorbei auf Michael Meven, der wenige Zentimeter vor der Torlinie nur noch den
Fuß hinhalten musste. Das tat er auch und riss jubelnd die Arme hoch.
Allerdings hatte er den Ball nicht richtig getroffen, so dass ein Bocholter
den Ball kurz hinter der Torlinie noch erreichte. Der Ball drehte sich aus
dem Tor heraus gegen den Innenpfosten. Alle sahen erwartungsfroh in Richtung
Schiedsrichter, aber der zeigte tatsächlich nicht zum Mittelkreis,
sondern ließ weiterspielen. Um ehrlich zu sein: wie dieser Ball nicht
ins Tor gehen konnte, ist mir ein Rätsel. Zur Verteidigung von Michael
Meven muss gesagt werden, dass so ziemlich jeder mit Ausnahme des
Schiedsrichters den Ball im Tor gesehen hat, aber aus wenigen Zentimetern
Torentfernung sollte man einen Ball eigentlich so im Tor unterbringen
können, dass es keine Zweifel mehr geben kann. Das blieb die letzte
Chance für unsere Mannschaft. Sebastian Stempel, Stefan Jansen und
Miroslaw Giruc vergaben noch Chancen für die Gäste, zu erhöhen.
Durch die gleichzeitigen Siege von Freialdenhoven gegen Bonn und Duisburg
gegen Düsseldorf sind es nunmehr vier Punkte und ein Spiel, die unsere
Amateure vom Nichtabstiegsplatz trennen. Fast größer als die
Wahrscheinlichkeit, diese vier Punkte aufzuholen, ist nach dem
Insolvenzantrag von Ratingen die Möglichkeit, durch Zwangsabstiege
andere Mannschaften in der Klasse zu bleiben. Zu wünschen ist einem
Verein wie Ratingen die Pleite sicherlich nicht - zumal unsere
Amateure den Klassenerhalt nach den bisher gezeigten Leistungen mit Sicherheit
nicht verdient hätten. Die Abwehr ist löchriger als die
"Öcher-Jonge"-Fanclubfahne, im Mittelfeld folgt auf fünf
Querpässe entweder ein Rückpass oder ein Ballverlust, und die
Stürmer erreichen nicht ganz das Laufpensum einer durchschnittlichen
Parkuhr. So setzte es an diesem Tag eine letztlich verdiente Niederlage gegen
einen mittelmäßigen Gegner. Dass man am Ende nur Zentimeter vom
Unentschieden entfernt war, sollte nicht über die wieder einmal schlechte
Leistung hinwegtäuschen.