So, 07.10.01:
Adler Osterfeld - ALEMANNIA A 4:0 (0:0)
Masuch - Denysyuk, C. Bögüs (70. Ulrich), Flöth - Schlipper (70. Lo Mele), E. Bögüs, Bastürk (76. Schlebach), Erdern, Lieg - Badur, Jablonski
(Trainer: Bruns)
Hodulik - Morton, Schäfer, Mathes, El Hammouchi - Azmaz (77. Hamacher), Zhang Xiaorui (64. Tümmler), Gülez, Retterath (56. Hansen) - Keller, Telle
(Trainer: Dooley)

Zuschauer: 532 (ca. 50 aus Aachen)
Gelb: Retterath, Gülez, Tümmler

1:0 Jablonski (50.)
2:0 Jablonski (61.)
3:0 Badur (64.)
4:0 E. Bögüs (89.; Foulelfmeter)





Oberhausen. Perle des Ruhrgebiets. Immer eine Reise wert. Unumstrittenes Highlight jeder Zweitligasaison. Diesen Sonntag war es wieder soweit. Nur konnten wir diesmal das Niederrheinstadion links liegen lassen und durchfahren bis Oberhausen-Osterfeld, ein schmuckloses Wohngebiet irgendwo kurz vor Bottrop. Nach gut zwei Minuten Suchen hatten wir auch schon das Stadion gefunden, wo kurz darauf der Mannschaftsbus eintraf, der 45 Minuten in Osterfeld herumgekurvt war - blieb zu hoffen, dass sich die Mannschaft auf dem Spielfeld nicht ähnlich orientierungslos präsentieren würde. Das nagelneue Waldstadion Rothebusch erwies sich als kleines Schmuckkästchen mit einer Tribüne für gut 2000 Besucher und dem Schriftzug "SV Adler Osterfeld 1922" in den Sitzen. Die Aachener Ultras hatten als Intro zwei Spruchbänder vorbereitet - "Ruhm und Ehre für Aachen's Amateure" - die zusammen mit Doppelhaltern und Schwenkfahnen präsentiert wurden.
Beim SV Adler, der schwach in die Saison gestartet war, aber unter dem neuen Trainer Hans-Günter Bruns im Aufwind ist, musste die Elf von Steven Dooley wieder auf mehrere Leistungsträger verzichten. Bernd Rauw ist noch nicht wieder fit, Eddie Bediako, David Marso und Dirk Memmersheim fallen wohl noch länger aus, und auch Thierry Bayock und Baba Iddi finden sich seit dem Spiel gegen Düsseldorf II am Mittwoch auf der Verletztenliste wieder. So musste wieder Aytac Azmaz im defensiven Mittelfeld ran. Auf der rechten Seite spielte für Bayock bzw. Keller nicht etwa Stefan Tümmler von Anfang an, sondern für alle überraschend Zhang Xiaorui. Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst gewesen, dass der Junge in der Zweiten spielberechtigt ist.
Die erste Chance im Spiel hatte nach einer knappen Viertelstunde Osterfeld, aber - o Wunder - Petr Hodulik konnte den Schuss eines freistehenden gegnerischen Stürmers parieren. Fünf Minuten später die erste gute Chance für die Alemannia, als Bastian Retterath nach einer schönen Kombination zum Schuss kam. Nach einer weiteren halben Chance auf beiden Seiten konnte sich unser Team Mitte der ersten Halbzeit, unterstützt durch guten kontinuierlichen Support der Fans, Feldvorteile erspielen. Aufregung in der 36. Minute, als Ali Gülez die Osterfelder Abseitsfalle überlief und 16 Meter vor dem Tor von hinten umgestoßen wurde. Freistoß? Elfmeter? Der schwache Schiedsrichter zückte die gelbe Karte wegen Schwalbe. Nur eine Minute später rutschte Metin Telle in eine Hereingabe von der linken Seite von Marc Keller, konnte aber aus kurzer Distanz den Torwart nicht überwinden, und auch Ali Gülez scheiterte mit dem zweiten Nachschuss knapp. Fast mit dem Pausenpfiff dachten die Aachener Angreifer, sie hätten einen Freistoß zugesprochen bekommen. Dem war nicht so, der Gegner führte den Freistoß schnell aus und hätte durch den folgenden Konter den Spielverlauf auf den Kopf stellen können. Petr Hodulik konnte mit mutigem Einsatz gerade noch retten.
Fünf Minuten nach der Pause (Schweinfurt lässt grüßen) folgte dann leider der Rückstand. Christian Schäfer unterlief einen langen Ball, konnte den Osterfelder Angreifer aber gerade noch zur Torauslinie abdrängen. Dummerweise hinderte das den Stürmer nicht daran, den Ball aus extrem spitzen Winkel an Petr Hodulik vorbei zum 1:0 einzuschieben. Wenig später hätte der Ausgleich fallen können, als Metin Telle im Strafraum sauber abgegrätscht wurde und Marc Keller frei am Elfmeterpunkt vor dem Torwart auftauchte, der aber den Winkel geschickt verkürzte - wieder kein Tor. Jetzt kam das, was man als Alemannia-Fan leider allzu oft sieht - bei der ersten Mannschaft sowieso und bei der Zweiten auch immer öfter - die Hintermannschaft verlor jede Ordnung, gerade die rechte Abwehrseite war meistens offen wie ein Scheunentor. In der 61. Minute wurde Zhang Xiaorui 30 Meter vor dem eigenen Kasten angespielt, ging dem Ball nicht entgegen und sah dann nur zu, wie Torsten Jablonski, der schon das 1:0 erzielt hatte, den Ball aufnahm, Aachens Innenverteidigung umkurvte und unter dem langsam zu Boden sinkenden Hodulik hindurch das 2:0 erzielte. Drei Minuten später das nächste Kontertor für Osterfeld. Badur hatte keine Mühe, völlig frei eine Hereingabe von links zu verwerten. Das Spiel war jetzt entschieden und plätscherte seinem Ende entgegen, als der Schiedsrichter kurz vor Schluss seine blühende Fantasie unter Beweis stellte und überraschend auf Elfmeter für Osterfeld entschied. Somit setzte es am Ende mit einem 0:4 die dritte deftige Klatsche in den letzten vier Spielen.
Die ganze Mannschaft hatte in der zweiten Halbzeit unter aller Sau gespielt. Nach einem Rückstand darf man nicht so auseinanderbrechen. Einige kosteten den geneigten Fan heute besonders viel Nerven...
Petr Hodulik: in der ersten Halbzeit ein oder zwei Mal gut gerettet, aber der Rest... beim 1:0 fast von der Torauslinie überwunden, beim 2:0 und 4:0 zu langsam gefallen. Laut Interview im Osterfelder Stadionheft hatte Dooley überlegt, dem Torhüter der A-Jugend sein Vertrauen zu schenken - vielleicht ist das das nächstes Mal das beste.
Christian Schäfer: durch die Verletzungen von Rauw und Bediako von der Außen- in die Innenverteidigung gerückt - wird dort von den Gegnern ähnlich mühelos überlaufen wie man es von gewissen Herren namens Bashi, Schmidt oder Hildmann kennt.
Zhang Xiaorui: ganz schwach, verschuldete das 2:0. Fand keine Bindung zum Spiel, was nicht verwundert, da er bis jetzt noch nicht mal einen Testspieleinsatz bei den Amateuren gehabt hatte. Er hätte aber wenigstens mehr Einsatz zeigen können, immerhin ist die zweite Mannschaft eine Chance, sich für die Erste zu empfehlen. Ich frage mich, wer die Idee hatte, Zhang spielen zu lassen. Steven Dooley, weil ihm die Alternativen ausgingen? Oder Andre Winkhold, der Zhang Spielpraxis sammeln lassen wollte?
Der Schiedsrichter: konkurrierte mit den oben genannten um den Titel "schwächster Mann auf dem Platz". Ali Gülez wurde für alle deutlich erkennbar umgestoßen. Im Nachhinein die wahrscheinlich spielentscheidende Szene.
Insgesamt ist den Worten von Steven Dooley im Stadionheft-Interview nicht mehr viel hinzuzufügen: " Ich bin bitter enttäuscht. Die Situation verdaue ich nur schlecht. Die Gründe für unsere sportliche Talfahrt liegen eindeutig in unserem Verletzungspech und im unausgeglichenen Kader. Spieler, die tragende Säulen in unserem System sind, können einfach nicht gleichwertig durch unsere Reservisten ersetzt werden. Kurzum: wir bemerken, dass wir mit unserer Mannschaft keine großen Sprünge machen können und an unsere Leistungsgrenzen stoßen."

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