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Masuch - Denysyuk, C. Bögüs (70. Ulrich), Flöth -
Schlipper (70. Lo Mele), E. Bögüs,
Bastürk (76. Schlebach), Erdern, Lieg - Badur, Jablonski
(Trainer: Bruns) |
Hodulik - Morton, Schäfer, Mathes, El Hammouchi -
Azmaz (77. Hamacher), Zhang Xiaorui (64. Tümmler), Gülez,
Retterath (56. Hansen) - Keller, Telle
(Trainer: Dooley) |
Oberhausen. Perle des Ruhrgebiets. Immer eine Reise wert. Unumstrittenes
Highlight jeder Zweitligasaison. Diesen Sonntag war es wieder soweit. Nur
konnten wir diesmal das Niederrheinstadion links liegen lassen und
durchfahren bis Oberhausen-Osterfeld, ein schmuckloses Wohngebiet irgendwo
kurz vor Bottrop. Nach gut zwei Minuten Suchen hatten wir auch schon das
Stadion gefunden, wo kurz darauf der Mannschaftsbus eintraf, der 45 Minuten
in Osterfeld herumgekurvt war - blieb zu hoffen, dass sich die Mannschaft auf
dem Spielfeld nicht ähnlich orientierungslos präsentieren
würde. Das nagelneue Waldstadion Rothebusch erwies sich als kleines
Schmuckkästchen mit einer Tribüne für gut 2000 Besucher und
dem Schriftzug "SV Adler Osterfeld 1922" in den Sitzen. Die Aachener
Ultras hatten als Intro zwei Spruchbänder vorbereitet - "Ruhm und Ehre
für Aachen's Amateure" - die zusammen mit Doppelhaltern und
Schwenkfahnen präsentiert wurden.
Beim SV Adler, der schwach in die Saison gestartet war, aber unter dem neuen
Trainer Hans-Günter Bruns im Aufwind ist, musste die Elf von Steven
Dooley wieder auf mehrere Leistungsträger verzichten. Bernd Rauw
ist noch nicht wieder fit, Eddie Bediako, David Marso und Dirk Memmersheim
fallen wohl noch länger aus, und auch Thierry Bayock und Baba Iddi finden
sich seit dem Spiel gegen Düsseldorf II am Mittwoch auf der
Verletztenliste wieder. So musste wieder Aytac Azmaz im defensiven Mittelfeld
ran. Auf der rechten Seite spielte für Bayock bzw. Keller nicht etwa
Stefan Tümmler von Anfang an, sondern für alle überraschend
Zhang Xiaorui. Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst gewesen, dass der
Junge in der Zweiten spielberechtigt ist.
Die erste Chance im Spiel hatte nach einer knappen Viertelstunde Osterfeld, aber -
o Wunder - Petr Hodulik konnte den Schuss eines freistehenden gegnerischen
Stürmers parieren. Fünf Minuten später die erste gute Chance
für die Alemannia, als Bastian Retterath nach einer schönen
Kombination zum Schuss kam. Nach einer weiteren halben Chance auf beiden
Seiten konnte sich unser Team Mitte der ersten Halbzeit, unterstützt
durch guten kontinuierlichen Support der Fans, Feldvorteile
erspielen. Aufregung in der 36. Minute, als Ali Gülez die Osterfelder
Abseitsfalle überlief und 16 Meter vor dem Tor von hinten
umgestoßen wurde. Freistoß? Elfmeter? Der schwache Schiedsrichter
zückte die gelbe Karte wegen Schwalbe. Nur eine Minute später
rutschte Metin Telle in eine Hereingabe von der linken Seite von Marc Keller,
konnte aber aus kurzer Distanz den Torwart nicht überwinden, und auch
Ali Gülez scheiterte mit dem zweiten Nachschuss knapp. Fast mit dem
Pausenpfiff dachten die Aachener Angreifer, sie hätten einen Freistoß
zugesprochen bekommen. Dem war nicht so, der Gegner führte den
Freistoß schnell aus und hätte durch den folgenden Konter den
Spielverlauf auf den Kopf stellen können. Petr Hodulik konnte mit
mutigem Einsatz gerade noch retten.
Fünf Minuten nach der Pause (Schweinfurt lässt grüßen)
folgte dann leider der Rückstand. Christian Schäfer unterlief einen
langen Ball, konnte den Osterfelder Angreifer aber gerade noch zur Torauslinie
abdrängen. Dummerweise hinderte das den Stürmer nicht daran, den Ball aus
extrem spitzen Winkel an Petr Hodulik vorbei zum 1:0 einzuschieben. Wenig
später hätte der Ausgleich fallen können, als Metin Telle im
Strafraum sauber abgegrätscht wurde und Marc Keller frei am Elfmeterpunkt
vor dem Torwart auftauchte, der aber den Winkel geschickt verkürzte -
wieder kein Tor. Jetzt kam das, was man als Alemannia-Fan leider allzu oft
sieht - bei der ersten Mannschaft sowieso und bei der Zweiten auch immer
öfter - die Hintermannschaft verlor jede Ordnung, gerade die rechte
Abwehrseite war meistens offen wie ein Scheunentor. In der 61. Minute wurde
Zhang Xiaorui 30 Meter vor dem eigenen Kasten angespielt, ging dem Ball nicht
entgegen und sah dann nur zu, wie Torsten Jablonski, der schon das 1:0 erzielt
hatte, den Ball aufnahm, Aachens Innenverteidigung umkurvte und unter dem
langsam zu Boden sinkenden Hodulik hindurch das 2:0 erzielte. Drei Minuten
später das nächste Kontertor für Osterfeld. Badur hatte keine
Mühe, völlig frei eine Hereingabe von links zu verwerten. Das Spiel
war jetzt entschieden und plätscherte seinem Ende entgegen, als der
Schiedsrichter kurz vor Schluss seine blühende Fantasie unter Beweis
stellte und überraschend auf Elfmeter für Osterfeld entschied.
Somit setzte es am Ende mit einem 0:4 die dritte deftige Klatsche in den
letzten vier Spielen.
Die ganze Mannschaft hatte in der zweiten Halbzeit unter aller Sau gespielt.
Nach einem Rückstand darf man nicht so auseinanderbrechen. Einige
kosteten den geneigten Fan heute besonders viel Nerven...
Petr Hodulik: in der ersten Halbzeit ein oder zwei Mal gut gerettet, aber der
Rest... beim 1:0 fast von der Torauslinie überwunden, beim 2:0 und 4:0
zu langsam gefallen. Laut Interview im Osterfelder Stadionheft hatte Dooley
überlegt, dem Torhüter der A-Jugend sein Vertrauen zu schenken -
vielleicht ist das das nächstes Mal das beste.
Christian Schäfer: durch die Verletzungen von Rauw und Bediako von der
Außen- in die Innenverteidigung gerückt - wird dort von den Gegnern
ähnlich mühelos überlaufen wie man es von gewissen Herren
namens Bashi, Schmidt oder Hildmann kennt.
Zhang Xiaorui: ganz schwach, verschuldete das 2:0. Fand keine Bindung zum
Spiel, was nicht verwundert, da er bis jetzt noch nicht mal einen Testspieleinsatz bei
den Amateuren gehabt hatte. Er hätte aber wenigstens mehr Einsatz zeigen
können, immerhin ist die zweite Mannschaft eine Chance, sich für
die Erste zu empfehlen. Ich frage mich, wer die Idee hatte, Zhang spielen zu
lassen. Steven Dooley, weil ihm die Alternativen ausgingen? Oder Andre
Winkhold, der Zhang Spielpraxis sammeln lassen wollte?
Der Schiedsrichter: konkurrierte mit den oben genannten um den Titel
"schwächster Mann auf dem Platz". Ali Gülez wurde
für alle deutlich erkennbar umgestoßen. Im Nachhinein die
wahrscheinlich spielentscheidende Szene.
Insgesamt ist den Worten von Steven Dooley im Stadionheft-Interview nicht
mehr viel hinzuzufügen: " Ich bin bitter enttäuscht. Die
Situation verdaue ich nur schlecht. Die Gründe für unsere sportliche
Talfahrt liegen eindeutig in unserem Verletzungspech und im unausgeglichenen
Kader. Spieler, die tragende Säulen in unserem System sind, können
einfach nicht gleichwertig durch unsere Reservisten ersetzt werden. Kurzum:
wir bemerken, dass wir mit unserer Mannschaft keine großen Sprünge
machen können und an unsere Leistungsgrenzen stoßen."