So, 03.03.02:
MSV Duisburg A - ALEMANNIA A 6:0 (4:0)
Rott - Tesic, Batale, Conrad, Spitali (46. Heller) - Lenhart, Wittwer (65. Mertens), Kempers, Rühl - Glatt (74. Cho), Jansen
(Trainer: Suchanek)
Hesse - Gunesch, Mathes (43. Hamacher), Marso - Schäfer (34. Hansen), Maaßen, Retterath, El Hammouchi, Morton (65. Türkmen) - Tümmler, Iddi
(Trainer: Dooley)

Zuschauer: 200 (ca. 35 aus Aachen)
Gelb: Spitali, Batale, Glatt - Gunesch

1:0 Glatt (12.)
2:0 Rühl (20.)
3:0 Jansen (29.)
4:0 Wittwer (39.)
5:0 Kempers (49.)
6:0 Glatt (60.)



"Hallo, MSV-Fans!
So langsam wird es für uns Zeit, endlich mal wieder ein Spiel zu gewinnen. Mit dem heutigen Gegner aus Aachen wird dies jedoch wieder ein schwieriges Unterfangen."
Wurde es beim besten Willen nicht. Aber das konnte der Kapitän der MSV-Amateure, Jörg Wittwer, nun wirklich nicht ahnen, als er das Vorwort für das Stadionheft schrieb. Aber der Reihe nach:
Rund 200 Zuschauer hatten sich in der Bezirkssportanlage an der Westender Straße eingefunden. Darunter waren vielleicht 10-20 Duisburger Ultras mit zwei Zaunfahnen und gut 30 Aachener mit fünf Zaunfahnen. Die größte Fangruppe stellte jedoch die Polizei, die mit mehreren Fanbüschen anreiste. Unter ihnen waren ca. 80% Kutten. Allerdings hatten sie weder Zaunfahnen noch eine Choreographie vorbereitet, und auch der akkustische Support muss als nicht vorhanden bezeichnet werden. Es ist schon seltsam, dass unsere Amateure so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nur weil sie zwei Spiele in Folge gewonnen haben. Diese uniformierten Modefans müssen sich die Frage gefallen lassen, wo sie denn in Velbert waren. Die meisten dieser "Fans" schienen auch mehr am Tausch von Fotos und Collagen und an der Vereinbarung irgendwelcher Treffpunkte als am Geschehen auf dem Rasen interessiert zu sein. Wahrscheinlich waren sie nur der Randale wegen angereist - also nicht nur Modefans, sondern auch noch Kategorie C. Da wären sie natürlich besser Düsseldorf gegen RWE in der Regionalliga gucken gefahren. Wären sie vielleicht auch, wenn sie den Ground nicht schon gehabt hätten. Aber genug über diese Menschen. Irgendwann wird der Amateursupport bei ihnen aus der Mode kommen, und sie werden wieder nach Gladbach, Cöln oder sonstwohin fahren.
Zum Spiel:
Wie schon gegen Wegberg-Beeck musste Steven Dooley ohne Edwin Bediako (Profieinsatz), Ali Gülez und Dirk Memmersheim (beide verletzt) auskommen. Allerdings gab es einige Umstellungen in der Aufstellung. So spielten David Marso und Ralph Gunesch von Anfang an, während Alan Hansen und Aytac Azmaz auf der Bank Platz nahmen. Raschid El Hammouchi wechselte von der rechten Abwehrseite auf die linke Außenbahn, dafür spielte Bastian Retterath neben Daniel Maaßen im zentralen Mittelfeld. Leider spielte all dies überhaupt keine Rolle, denn unsere Mannschaft präsentierte sich vollkommen desolat, schlafmützig und lustlos. Unsere Spieler ließen ihren Gegenspielern viel zu viel Platz, zeigten kaum Laufbereitschaft und ließen im Spielaufbau Konzentration geschweige denn Ideen vermissen. Die meisten Spieler trabten sinnlos über den Platz, und wenn sie mal liefen, dann liefen sie meist erfolglos einem Gegner hinterher.
Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, als der MSV die erste hochkarätige Chance hatte, die noch im Außennetz des Aachener Tores landete. Nach zwölf Minuten klarer Duisburger Überlegenheit war es passiert: wie im Training wurde die Aachener Innenverteidigung mit einem Doppelpass ausgespielt und zum 1:0 vollendet. Leider wurde die Aachener Abwehr dadurch kein bisschen wachgerüttelt. Nur eine Minute nach dem 1:0 glich das Abwehrzentrum einem Schlaflabor, und Marcus Hesse wurde aus kurzer Distanz gründlich warmgeschossen. Wie aus einer Ballmaschine beim Tennis kamen unserem bedauernswerten Torwart die Bälle um die Ohren geflogen, und er hatte nicht nur in dieser Szene alle Hände und Füße voll zu tun, um die Schussversuche der Duisburger Stürmer noch irgendwie von der Linie zu kratzen. Nach 20 Minuten griffen die Duisburger wie so oft über links an und wurden weder von Schäfer, Gunesch noch Mathes ernsthaft daran gehindert. So flog die Flanke von der rechten Abwehrseite zum langen Pfosten, wo ein Duisburger sieben Meter vor dem Tor mehr als fünf Meter Platz hatte, um den Ball volley zum 2:0 im kurzen Eck zu versenken. Vier Minuten später eine unübersichtliche Situation im Aachener Fünfmeterraum. Hesse war schon ausgespielt, aber irgendwie wurde David Marso auf der Linie noch angeschossen. Auf der Gegenseite hatten Baba Iddi mit einem Kopfball und Stefan Tümmler aus 15 Metern nach Vorbereitung von Gunesch und Morton die ersten halbwegs guten Chancen für die Alemannia. Allerdings läuteten diese Angriffsversuche nicht etwa eine Aufholjagd ein. Vielmehr fiel das 3:0, als Ralph Gunesch seinen Gegenspieler nicht am Flanken hinderte und in der Mitte ein Kopfballduell verloren wurde. Auch in Mannheim stand es 3:0, auch dort kamen die Angriffe, die zu den Toren führten, über die rechte Abwehrseite. Da Willi Landgraf gar nicht mitspielte, wurde Christian Schäfer ausgewechselt, dafür kam Alan Hansen, und Raschid El Hammouchi wechselte auf die rechte Seite. Vielleicht ging ja noch was. Duisburg hatte acht Treffer gegen Cöln und sechs in Wuppertal kassiert. Die spielerischen Möglichkeiten hat unsere Mannschaft. Es war aber kein Aufbäumen erkennbar. Alle Angriffe verpufften harmlos. Baba Iddi trat drei Meter vor dem Tor ein gegnerisches Schienbein statt des Balles, und Alan Hansens Schuss aus 25 Metern wurde vom Duisburger Torwart ohne Probleme aufgenommen. Fünf Minuten vor der Pause kam Duisburg wieder über links, nur wurde der Ball zur Abwechslung nicht in die Mitte geflankt, sondern in den Rücken der Aachener Abwehr zurückgelegt. Aus 25 Metern landete der folgende Schuss in der linken Ecke des Aachener Tores zum 4:0. Eine Minute später parierte Hesse einen weiteren Distanzschuss, bevor nach einer Kopie des 3:0 der Ball diesmal nicht im Tor landete, sondern knapp am langen Pfosten vorbeistrich. Mittlerweile war Stephan Hamacher für den überforderten Carsten Mathes eingewechselt worden. Eigentlich hätte man die ganze Mannschaft auswechseln müssen.
Nach der Pause warf sich ein Duisburger Abwehrspieler in einen Schuss von Bastian Retterath. Ob der Schiedsrichter hier ein Handspiel übersehen hatte oder nicht, war bei dem Spielstand jetzt auch egal, jedenfalls fiel im Gegenzug das 5:0. Nach einem Konter über (wie immer) links musste ein Duisburger in der Mitte nur noch den Fuß hinhalten. Eine Minute später hätte Fußhinhalten auch gereicht, aber das war den Duisburgern mittlerweile zu langweilig geworden, und so drosch man den Ball kurzerhand volley aus vier Metern in die Wolken. Nachdem Ralph Gunesch noch einmal in höchster Not klären konnte, behielten die Duisburger den Zehn-Minuten-Takt relativ konstant bei - 6:0 nach 60 Minuten. Nach einem groben Stellungsfehler von Stephan Hamacher lief ein Duisburger frei auf Hesse zu und machte das halbe Dutzend voll. Erst jetzt hatte unser Gegner ein Einsehen und verzichtete gnädig auf die weiteren hochgerechnet drei Tore. Zudem verhalf Stürmer Stefan Tümmler der Abwehr zu ein wenig Stabilität. So boten sich Bastian Retterath und Raschid El Hammouchi gute Einschussgelegenheiten für die Aachener. Eine Viertelstunde vor dem Ende brachte es der eingewechselte A-Jugendliche Mehmet Türkmen bei seinem ersten Oberligaeinsatz fertig, den Ball aus vier Metern über das Tor zu dreschen, dann scheiterte Raschid El Hammouchi nach einem indirekten Freistoß im Strafraum gleich zweimal, und wieder Türkmen, Gunesch, El Hammouchi und Retterath vergaben weitere Chancen teils kläglich, teils unglücklich. Als fünf Minuten vor dem Ende Ralph Gunesch aus 25 Metern den Duisburger Torwart prüfte, gab es höhnische "Heya Alemannia"-Rufe von der Handvoll Aachener Fans, die noch nicht Richtung Ausgang gegangen war.
Dann hatte das Elend endlich ein Ende. Erstmals in dieser Saison hatten es unsere Amateure geschafft, desolater als die Profis bei ihren schlimmsten Auswärtspleiten aufzutreten. So schlecht hatte zuletzt eigentlich nur unsere A-Jugend gespielt. Wenigstens hatte Mehmet Türkmen auf diese Weise wahrscheinlich keine Probleme, sich einzugewöhnen. All dies wohlgemerkt nicht gegen eine Spitzenmannschaft, sondern gegen ein Team, das die letzten beiden Partien mit 2:8 und 2:6 verloren hatte. Dass man sich schwertun würde, war klar, auch mit einem erfolglosen Anrennen wie beim 0:1 in Hamborn war zu rechnen, aber eine dermaßen peinliche Vorstellung unserer Amateure ist etwas Neues, das man erstmal verdauen muss. Zu keiner Zeit war ein Aufbäumen gegen die Niederlage erkennbar, kein Willen, kein Kampf, gar nichts. Das Spiel gegen Wegberg-Beeck hätte ähnlich enden können, wenn die Beecker wenigstens ein paar der vielen Einladungen zum Toreschießen angenommen hätten, aber da war wenigstens noch der Wille erkennbar. Im Zeichen des sicheren Klassenerhalts scheinen es einige Spieler leider nicht mehr für nötig zu halten, die Sache ernst zu nehmen. Sie sollten sich mal Gedanken machen, dass es Leute gibt, die ihren Sonntag opfern, um stundenlang mit dem Zug zum Spiel zu fahren und auch noch Eintritt zahlen. Als Hobbyfußballer in der Landesliga kann man vielleicht so auftreten, aber in der Oberliga sollte ein Mindestmaß an Gegenwehr vorhanden sein.

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