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Olschewski - Zeppenfeld, Richardt, Welter -
Burger (46. Jaia), Nikolaidis, Rehhagel, Rudy,
Pöttgen (75. Kublay) - Otten (29. Khelaifia), Schwarz
(Trainer: Hönerbach) |
Memmersheim - Azmaz, Schäfer, Derneden, Marso - Gülez,
Morton, Hansen, Retterath (84. Meven) -
Iddi (72. El Hammouchi), Tümmler (86. Peiffer)
(Trainer: Dooley) |
Renault Brühl, Bergisch-Gladbach, Eintracht Italia, Yurdumspor,
Blau-Weiß Brühl, SC West - einer der begrüßtesten
Umstände des Aufstiegs aus der Verbandsliga ist, dass man nicht mehr so
oft nach Cöln muss wie im Jahr zuvor. Am Ostermontag war es dann doch
so weit; der Alemannia-Tross steuerte das Flughafenstadion zu
Cöln-Höhenberg an. In der Stadt der Fusionsvereine lesen sich die
Stammbäume der meisten Clubs wie der des britischen Königshauses -
wirr und von Inzest geprägt. Der im Flughafenstadion beheimatete SCB
Preußen bildet da keine Ausnahme. 1994 war der Verein aus einer Fusion
vom SC Viktoria 04 mit dem SC Brück hervorgegangen. Der SC Viktoria war
aus einer Fusion von Preußen Dellbrück und dem SC Rapid entstanden,
der wiederum der Nachfolgerverein vom Mülheimer SV und dem VfR 04 rrh.
war. Der VfR war das Produkt der Fusion vom SV 1904 Kalk mit dem Müheimer
FC gewesen. Der SV Kalk schließlich entstand, als Germania 1904 Kalk mit
dem FC 1905 Kalk fusionierte. Heute lebt der SCB Preußen
hauptsächlich von der Tradition des SC Viktoria, der immerhin fast 40
Jahre Bestand hatte und jahrelang in der Oberliga West und 2. Liga Nord
spielte. Zudem hat man im Sportpark Höhenberg, in dem die Alemannia zu
Oberliga-Nordrhein-Zeiten noch Stammgast war, eine ansehnliche Heimat,
die bei dem schönen Wetter ein angenehmes Ambiente bot. Beim
benachbarten Damen-Regionalligisten TuS rrh. gab es sogar Fritten und neben
Cölsch auch Bier zu kaufen. Von der Terrasse des Vereinsheims
hätte man gerne das Damenspiel verfolgt, aber leider spielten im
großen Stadion unsere Amateure.
Diese mussten beim SCB neben Marc Keller auch auf Carsten Mathes verzichten,
der mit einer Zerrung ausfiel. Zudem standen weder Edwin Bediako noch Ralph
Gunesch (geschweige denn Bayock, Rauw oder Rosin) zur Verfügung, obwohl
weder Profis noch U19 im Einsatz waren. So erhielten Aytac Azmaz und Roman
Derneden die Gelegenheit, 90 Minuten Spielpraxis in der Oberliga zu
sammeln. Da der Klassenerhalt ohnehin so gut wie gesichert ist, ist es so
wahrscheinlich auch am sinnvollsten. Beim Blick auf die Aufstellung des SCB
Preußen sprangen bekannte Namen wie Jens Rehhagel (Sohn von diesem
einen Otto), Matthias Opitz (ehemals Wuppertal) und Andrzej Rudy
(ex-Bundesliga-Profi beim FC Cöln) ins Auge. Der zweite Ex-FC-Profi bei
den Preußen, Matthias Hönerbach konzentriert sich mittlerweile auf
seine Trainertätigkeit. Beim 4:0 der Alemannia U23 im Hinspiel war er
noch maßgeblich an einigen der Gegentore beteiligt gewesen (von denen
ein gewisser Metin Telle nach eigenen Angaben drei erzielt hatte).
Unsere U23 ging gleich konzentriert zu Werke und stand in der Defensive trotz
des Fehlens von Carsten Mathes sicher. Nach acht Minuten spielte Bastian
Retterath auf der linken Seite einen Steilpass auf David Marso, der den Ball
von der Eckfahne nach innen flankte. Baba Iddi nahm den Ball volley aus der
Drehung und traf unhaltbar zur 1:0-Führung ins rechte Eck. In der
Folgezeit passierte nicht viel, die Preußen boten Sommerfußball
und brachten das Tor von Dirk Memmersheim nicht einmal ansatzweise in Gefahr.
Nach 25 Minuten sahen sich Baba Iddi und Stefan Tümmler bei einem Konter
drei Gegenspielern gegenüber, deren Alibi-Verteidigung Iddi zu einem
Solo und anschließendem Pass auf Tümmler ausnutzte. Der wurde von
seinem Gegenspieler mitten im Strafraum nicht eng genug gedeckt und traf mit
einem platzierten Flachschuss ins linke Eck. Eine halbe Stunde war gespielt,
und dank 100-prozentiger Chancenauswertung stand es 2:0. Erst jetzt wurde das
Spiel besser, da die Cöner aufwachten und Druck entwickelten. Nach 28
Minuten musste Dirk Memmersheim den ersten (harmlosen) Schuss abwehren, nach
einer halben Stunde hatten die Preußen ihren ersten Eckball. Bis zur
Pause folgte ein offener Schlagabtausch, bei dem beide Mannschaften beste
Einschussgelegenheiten ausließen. Zuerst schoss Stefan Tümmler vom
rechten Strafraumeck aus über das Tor, dann setzte Andrzej Rudy einen
Heber nach zu kurzer Abwehr von Memmersheim zu hoch an. Nach 35 Minuten
hatte Tasso Nikolaidis gleich zweimal den Anschlusstreffer auf dem Fuß,
aber einmal traf er freistehend den Ball nicht, dann scheiterte er an
Memmersheim. Im Gegenzug spielte Kris Morton einen langen Ball auf Baba Iddi,
der sich schön durchsetzte und den Ball über den Keeper, aber auch
über das Tor hob. Auf der anderen Seite musste Dirk Memmersheim nach
einem Schuss von Mario Schwarz sein ganzes Können aufbieten, und wieder
nur eine Minute später hätte das 3:0 fallen müssen. Zu dritt
gegen einen liefen die Aachener auf das Tor zu. Bastian Retterath bediente
Baba Iddi, der ebenso am Torwart scheiterte wie im Nachschuss Christian
Schäfer. Drei Minuten vor dem Wechsel stand Ali Gülez nach Pass von
Morton völlig frei vor dem Tor, wollte es aber allzu lässig machen
und hob den Ball über Torwart Olschewski am Tor vorbei. Die letzte
Chance vor der Pause vergab Baba Iddi bei einem der vielen Konter.
Die zweite Halbzeit begann mit nur wenig inspirierten Versuchen der
Preußen, dem Spiel noch eine Wende zu geben. Mario Schwarz hätte
im Aachener Strafraum Zeit gehabt, den Ball anzunehmen, entschloss sich aber
zu einem letztlich harmlosen Volleyschuss, und eine abgefälschte Flanke
landete knapp neben dem Tor von Dirk Memmersheim. Begleitet von vereinzelten
"Aufhören"-Rufen und Pfiffen von der Tribüne verstrich
die Zeit, bis Baba Iddi an der Mittellinie einen Befreiungsschlag aufnahm und
auf das Cölner Tor zustürmte. Noch von einem Gegenspieler
bedrängt, umkurvte er Olschewski und schob den Ball zum 3:0 ins Tor.
Fünf Minuten später war es wieder Mario Schwarz, der halblinks frei
vor dem Tor stand, aber am aufmerksamen Memmersheim scheiterte, der sich
rechtzeitig fallen ließ und mit dem Arsch auf dem Ball landete. Im
Gegenzug setzte sich David Marso schön durch, verfehlte aber mit einem
Heber aus 25 Metern das Tor. Wenig später schüttelte der
eingewechselte Raschid El Hammouchi zwei Gegner ab und bediente Bastian
Retterath, der aus 15 Metern an Olschewski scheiterte. Eine Viertelstunde vor
dem Ende rächte sich die nachlassende Konzentration der Schwarz-Gelben.
Nach einem Ballverlust kam Andrzej Rudy links zum Flanken, und
Aytac Azmaz prüfte akrobatisch den eigenen Torwart. Mario Schwarz nahm
den Abpraller auf und erzielte nach mehreren Fehlversuchen endlich sein Tor.
In der Folgezeit geriet unsere Mannschaft noch einmal ins Schwimmen, aber
weder ein Kopfball von Fabrizio Jaia noch ein Schüsschen von Nourredine
Khelaifia fanden den Weg ins Tor. Bastian Retterath nach Flanke von
Tümmler und Raschid El Hammouchi nach Flanke von Gülez hatten noch
Chancen, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Fünf Minuten vor
dem Ende kam Manuel Peiffer zu seinem ersten Oberligaeinsatz und wurde dank
verwechseltem Trikot als Daniel Maaßen angekündigt.
3:1 hieß es am Ende verdient für unsere Amateure, die einen
zugegeben lustlosen Gegner über weite Strecken sicher im Griff gehabt
hatten. Bei konsequenterer Chancenauswertung wäre sogar ein höherer
Sieg im Bereich des möglichen gewesen. Insgesamt zeigte sich unsere Elf
wesentlich engagierter und wacher als der Gegner und konnte auch spielerisch
überzeugen. Zu den besten Spielern gehörten Roman Derneden,
Endstation vieler Angriffe der Preußen, Bastian Retterath, der seinen
Gegenspielern ein ums andere Mal davonlief, Kris Morton, der sein bestes Spiel
seit langem machte, Dirk Memmersheim, der mehrmals
gut parierte sowie die stets torgefährlichen Baba Iddi und Stefan
Tümmler. Einen weniger guten Tag erwischte Ali Gülez, der wieder
von Anfang an spielte und es an Spritzigkeit und Durchsetzungsvermögen
vermissen ließ. Mit diesem Auswärtssieg dürfte der
Klassenerhalt der Amateure endgültig gesichert sein. Bleibt zu hoffen,
dass man in der nächsten Saison trotz aller Sparmaßnahmen eine
oberligataugliche Mannschaft auf die Beine stellen kann. Wenn ja, kann es
eine lustige Saison werden. Im günstigsten Fall spielen dann
Wuppertal und Velbert ebenso in der Liga wie Düsseldorf I, Fortuna
Cöln und Solingen. In dieser Saison geht es nur noch um die Ehre und eine
mögliche Qualifikation für den DFB-Pokal. Leider finden drei der
nächsten fünf Meisterschaftsspiele zeitgleich mit Profispielen
statt.