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Schäfer - Reinhardt, Spiranovic, Goncalves, Pinola -
Kluga, Gygax (80. Breska), Mintal,
Engelhardt (85. Mnari) - Boakye (46. Eigler), Charisteas
(Klewer - Kammermeyer, Masmanidis, Judt / Oenning) |
Stuckmann - Polenz, Szukala, Olajengbesi, Achenbach -
Müller, Lehmann, Plaßhenrich (83. Lagerblom),
Lasnik (61. Milchraum) - Nemeth, Auer (74. Daun)
(Straub - Stehle, Vukovic, Holtby / Seeberger) |
Besonders gut meinte es der Spielplan nicht: Sieben Tage nach der Niederlage
in Rostock ging es zum 1.FC Nürnberg, wo es in den letzten Jahren nur
auf den Sack gab. Den letzten Sieg beim damaligen Deutschen Meister und
Rekordmeister hatte es vor ziemlich genau
40 Jahren gegeben. Trotzdem muss man sich heutzutage
schon freuen, wenn man gegen statt gegen "Wehen Wiesbaden" oder
"FC Ingolstadt" gegen einen Traditionsverein spielen darf, wenn
auch in einem Stadion mit bescheuertem Namen. Wenigstens braucht man keine
Anleihen, wenn man sein Stadion mit einem easy-Credit finanziert.
Spaßig war es vor allem in den Tagen vor dem Spiel, als einige Spieler
den FCN schneller verließen als ihre Kollegen nach Wolfgang Wolfs
Zusammenbruch den Tivoli-Rasen. Anstelle von Thomas von Heesen stand
plötzlich Co-Trainer Michael Oenning an der Seitenlinie, und man fragte
sich, ob das jetzt wohl eher gut oder schlecht für uns sei.
In jedem Fall galt es, gleich in den ersten Minuten die natürliche
Verunsicherung der verbliebenen Nürnberger Spieler auszunutzen, und
unsere Mannschaft (mit Plaßhenrich und Lasnik für Lagerblom und
Milchraum in der Startformation) schien das auch zu beherzigen. Benjamin
Auer hatte nach Ecke Lasnik die frühe Führung auf dem Fuß,
traf den Ball aber nicht voll. Nach zehn Minuten ließ der Anfangsdruck
erwartungsgemäß nach, und die Gastgeber besannen sich ihrer
Stärken. Nach einem langen Einwurf versuchte Seyi Olajengbesi erfolglos
den Ball gegen Boakye abzuschirmen, der Ball sprang unglücklich gegen
Thorsten Stuckmanns Fuß, und Boakye hatte viel Zeit, ein
großes Tor und irgendwo in der Mitte des Tores Olajengbesi vor sich.
Absurderweise schaffte es unser Abwehrspieler tatsächlich, mit einem
Reflex den Rückstand zu verhindern. Das verschaffte ihm so viel Respekt,
dass sich auf der Gegenseite kein Nürnberger Abwehrspieler in seine
Nähe wagte, als er aus drei Metern eine Achenbach-Flanke nach kurzer
Ecke zum 0:1 einköpfte. Fast wäre im Gegenzug der Ausgleich
gefallen, aber Thorsten Stuckmann reagierte bei einem Kopfball von
Charisteas aus fünf Metern nach Flanke Reinhardt ganz stark. Bei der
anschließenden Ecke war es dann Andreas Lasnik, der Charisteas
Kopfball von der Linie wegschlug. Unsere Mannschaft machte gegen keineswegs
schwache Nürnberger einen erstaunlich abgeklärten Eindruck. So
folgte nach lässiger Balleroberung von Szilárd Nemeth an der
Mittellinie ein Doppelpass mit Benjamin Auer, dem der Ball nach Eingreifen
zweier Abwehrspieler glücklich zum 0:2 erneut vor die Füße
sprang. Der Rückstand inspirierte einen Teil der knapp 30000
Nürnberger Zuschauer trotz des temporeichen und unterhaltsamen Spiels zu
einigen Pfiffen.
Ein wenig hatte man den Eindruck gehabt, dass die Nürnberger nur von
ihrer eigenen Verunsicherung vom Toreschießen abgehalten worden waren
und dass beim ersten Tor der Knoten platzen würde. Leider fiel das viel
zu früh nach Ballverlust von Matthias Lehmann in der gegnerischen
Hälfte und schnellem Nürnberger Konter. Kluge schlug einen eher
planlosen denn klugen Ball in die Mitte, aber der gerade eingewechselte
Eigler hatte Glück, dass Lukasz Szukalas Kopfballversuch vor seinen
Füßen landete, und traf aus gut 20 Metern trocken zum 1:2.
Dass Nürnberg daraufhin viel Druck machen würde, war klar, und
dabei spielten sie zum Teil auch noch hervorragenden Fußball.
Trotzdem ist es enttäuschend, wie wenig unsere Mannschaft in dieser
Phase dagegengehalten hat. Hier fehlten zur gleichen Zeit Entschlossenheit,
Luft, Eier und Cleverness. Bei einem Schussversuch von Engelhardt hatten wir
noch Glück, dass Eigler im Abseits stand. Anders sah es aus, als nach
einem weiteren Schussversuch Engelhardts Kluge den Ball schon wieder planlos
in die Mitte flankte und Jérome Polenz den Ball ohne Not in die Mitte
zurückköpfte. Von drei Aachenern, die sich recht konfus selbst im
Weg standen, prallte der Ball unglücklich zu Gygax, der ihn zum
mittlerweile verdienten 2:2 ins Netz spitzelte. Da auch die eingewechselten
Milchraum und Daun für erschreckend wenig Entlastung sorgten, schien die
Niederlage vorhersehbar, aber wenigstens das blieb uns erspart. Nach Flanke
von Mintal landete ein Kopfball von Charisteas am rechten Pfosten, und von da
sprang der Ball über den kurz davor wartenden Eigler zurück ins
Feld. In den letzten Minuten ließen dann auch bei den Gastgebern die
Kräfte nach, so dass das Unentschieden über die Zeit gerettet
werden konnte.
Ein Auswärtspunkt bei starken Nürnbergern ist keine schlechte
Sache, aber das Auftreten in der zweiten Halbzeit hinterlässt doch
einen leicht faden Beigeschmack, zumal es an die letzte halbe Stunde in
Rostock erinnerte. Unsere Aufstiegsmannschaft vor drei Jahren hätte
Nürnberg in der zweiten Halbzeit abgeschossen... aber auch die brauchten
ein paar Spiele um sich zu finden. Um ganz oben mitzuspielen, wird es noch
etwas mehr "Konschtanz" brauchen, wie Herr Seeberger vermutlich
selber in irgendeinem Interview, das ich mir nicht angesehen habe, bemerkt
hat.