Sa, 29.09.01:
1.FC Schweinfurt 05 - ALEMANNIA 1:0 (0:0)
Scherbaum - Beer, Heberle, Muniz (65. Kresin) - Dorbath, Wirsching, Skoric, Sprecakovic, Rögele - Melunovic (54. Nagorny), Seufert (79. Tuma)
(Keller - Miedl, Karagöz, Campellone / Vasic)
C. Schmidt - Spanier (69. Zimmermann), Rudan, Heeren, Bashi - F. Schmidt, Lozanowski, Lämmermann (44. Zernicke), Caillas (69. Ivanovic) - T. Diane, Xie Hui
(Straub - Hildmann, Bayock, Grlic / Hach)

Zuschauer: 4850 (ca. 160 aus Aachen)
Gelb: Beer, Scherbaum - Caillas, Heeren, Lozanowski, Ivanovic, Zernicke

1:0 Rögele (50.)









Wie schon zuvor gegen Mannheim waren die Vorzeichen klar: eine Niederlage, und die "sieben Punkte aus drei Spielen" wären unmöglich. Demnach war es wieder einmal das potenziell letzte Spiel von Eugen Hach als Alemannia-Trainer. Ort des Geschehens diesmal nicht der Tivoli, sondern Schweinfurt, wo Alemannia in 101 Jahren völlig zurecht noch nie gespielt hatte. Nachdem man entscheidende Fragen wie "Wo genau liegt das überhaupt?", "Heißen die jetzt 05 oder 07?" oder "Müssen wir da wirklich hin?" geklärt hatte, konnte man sich an die Planung des Wochenendes machen. Sehr gelegen kam dabei die Ansage von Achim Kaiser bei time2talk, dass jeder, der in Reutlingen war, die Fahrt bezahlt kriegen würde. Nicht ganz so gelegen kam die spätere Aussage, dass das nur für Leute gelte, die mit dem Bus in Reutlingen waren. Immerhin hieß es dann vier Tage vor dem Spiel, gegen Vorlage der Eintrittskarte aus Reutlingen bekäme man in jedem Fall wenigstens eine Eintrittskarte für Schweinfurt umsonst. Diese Ankündigung kam für einige Leute dann etwas zu spät, aber immerhin war der gute Wille seitens des Vereins irgendwo erkennbar. So schenkte man am Samstagmorgen der Deutschen Bahn sein Vertrauen - eine Zitterpartie, aber wie durch ein Wunder erreichte man pünktlich das Stadion.
Dort erwiesen sich die Schweinfurter Ordner erstmal als ziemliche Nervensägen. Weder Fahnen am Zaun noch Wurfrollen waren erwünscht. Immerhin war der Gästeblock nicht ganz so spärlich besetzt wie noch in Reutlingen. Das Spiel begann wie das letzte Auswärtsspiel mit einer vergebenen Großchance. Stephan Lämmermann legte den Ball vom rechten Flügel in die Mitte auf Xie Hui, der völlig freistehend aus fünf Metern den Torwart anschoss. Scheiße, scheiße, sowas rächt sich meistens. Allerdings blieb Aachen erstmal am Ball und erarbeitete sich Vorteile im Mittelfeld. Gegen Ende der ersten Halbzeit riss dann der Faden, und Schweinfurt hatte nun die besseren Chancen. Im Anschluss an einen Freistoß kam ein Reutlinger im Strafraum frei zum Schuss, und kurze Zeit später wieder einer nach einem katastrophalen Querpass in die Mitte von Mark Rudan. Kurz vor der Halbzeit musste dann noch Stephan Lämmermann nach einem rüden Einsteigen eines Schwein(furter)s ausgewechselt werden.
Zum ersten Mal in dieser Saison lagen wir auswärts zur Pause noch nicht zurück, aber in der zweiten Halbzeit dauerte es dann nur fünf Minuten, ehe es soweit war: große Konfusion in der Aachener Abwehr, Henri Heeren reklamierte irgendetwas anstatt nachzusetzen, Christian Schmidt konnte die ersten beiden Schussversuche noch abwehren, war beim dritten aber machtlos. In der Folgezeit war den Aachenern das Bemühen deutlich anzuerkennen, aber gute Chancen waren Mangelware. Schweinfurt hätte sogar das 2:0 machen können, nachdem Henri Heeren als letzter Mann an der Mittellinie den Ball vertendelt hatte. Auf der Gegenseite zielte der eingewechselte Zernicke aus 30 Metern knapp rechts vorbei. Die größte Chance vergab Taifour Diane mit einem Kopfball an den Pfosten - nun kam zum Unvermögen auch noch Pech hinzu. Die Alemannen versuchten nochmal alles für den Trainer, aber es blieb bei der Niederlage. Die Mannschaft (ohne Trainer) winkte den Fans kurz von weitem zu und verschwand mit hängenden Köpfen in der Kabine.
Recht niedergeschlagen machte man sich auf den Heimweg. Es gab keine Schadenfreude, und den ganzen Tag über hatte man kein einziges Mal "Eugen raus" oder "Vorstand raus" gehört. Die Mannschaft hatte gekämpft, war aber letztlich zu harmlos im Spiel nach vorne, während hinten in einer Szene geschlafen wurde. Vieles erinnerte an diesem Tag an alte Regionalligazeiten - ein hässliches kleines Stadion ohne Atmosphäre, ansehnlicher Support von wenigen Aachenern, eine bemühte, aber hilflose Mannschaft - nur eines hatten wir damals nicht - das Deutsche Scheiß-Fernsehen. Als ich nach Hause kam und mir den Bericht angesehen habe, hätte ich fast den Fernseher eingetreten. Während der Spielausschnitte sind nur Aachener Gesänge zu hören, und dann wird nach einer Aachener Chance der Fanblock eingeblendet mit einem süffisanten Kommentar wie "für diese Aktion gab ersten zaghaften Applaus von den Rängen". Hauptsache, diese widerlichen Geier haben ihre Story, auch wenn sie sie vielleicht schon vor dem Spiel geschrieben haben und sie nicht zum tatsächlichen Ablauf passt.
Nachtrag: mittlerweile ist Eugen Hach nicht mehr Trainer von Alemannia Aachen. Begründung von Hans Bay: keine zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz nach dem achten Spieltag - demnach hätte Eugen Hach auch ein Unentschieden nicht gereicht. Bleibt zu hoffen, dass unter dem neuen Trainer alles besser wird - ist leider schwer vorstellbar im Moment. Wie sich außerdem herausstellte, hat Stephan Lämmermann einen dreifachen Rippenbruch und einen Lungenriss erlitten - alles Gute und baldige Genesung für ihn.

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