|
|
|
Schober - Brecko, Pohl, Gledson, Hartmann - Rydlewicz,
Sebastian, Bülow, Prica (81. Madsen) -
Schied (91. Arvidsson), di Salvo (86. Löw)
(Keller - Flavio, Gaede, Maul / Pagelsdorf) |
Nicht - Rauw (49. Reghecampf), Stehle, Klitzpera (84. Casper),
Noll - Sukalo, Fiel (64. Koen), Rösler - Pinto, Schlaudraff,
Meijer
(Hesse - Sichone, Landgraf / Hecking) |
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Einige Leute nehmen samstags ein Bad,
andere essen freitags Fisch, und wieder andere fahren montags in den Osten. Dieses
klare System im Spielplan macht übrigens die (in letzter Zeit durch
Mittwochnachmittagstermine durcheinandergebrachte) Urlaubslisten von Aachens
Betrieben viel übersichtlicher.
An diesem Montag ging die allmontagliche lustige Kaffeefahrt zum ersten Mal
zu Hansa Rostock, gegen die die Alemannia bisher nur einmal ein
Testspiel ausgetragen hatte. Trotz kleinerer
Zwischenfälle wie Übelkeit einiger Reisender oder defekter
Klotüren verlief die Fahrt mit dem Fanbus vor allem dank der
stimmungsvollen, wenn auch anspruchsvollen, aber zum besseren Verständnis
alle zwei Stunden wiederholten Musik sehr kurzweilig. Auch die kulturellen
Interessen der Fans kamen nicht zu kurz. Bereits drei Stunden vor Anpfiff in
der bis dato für die meisten unbekannten Stadt an der Ostsee angekommen,
wurde die Zeit sinnvoll mit der Besichtigung eines Schnellrestaurants
außerhalb der Stadt genutzt. (Völlig fehl am Platz waren in
diesem Zusammenhang unqualifizierte Kommentare kulturell uninteressierter
Mitreisender wie "kotzen kann ich auch zuhause".)
Lobend erwähnt sei die Gastfreundschaft einiger Rostocker Fans,
die sehr um das leibliche Wohl ihrer Gäste besorgt waren ("wir wissen, wo ihr
geparkt habt"). Beeindruckend auch das Ostseestadion, in dem sich die
Alemannia erstmals die Ehre geben durfte: Der Stehplatzpöbel wird hier
dezent in allen vier Ecken des Stadions versteckt, wo er andere Besucher
nicht zu sehr stört.
Bei der Alemannia ersetzte Cristian Fiel im defensiven Mittelfeld den nach
Marcel Ketelaers Ellbogencheck ausfallenden Reiner Plaßhenrich. Nach
einem 15-minütigen beiderseitigen Abtasten lag der Ball plötzlich
schon wieder im falschen Tor. Michael Hartmann überlief Sergio Pinto
auf der linken Seite und brachte den Ball nach innen. Dort stand Alexander
Klitzpera zu weit weg von Antonio di Salva, der den Ball mit etwas Glück
zum 1:0 ins Tor spitzelte. Die restlichen 75 Minuten dominierte die Alemannia
das Spiel, agierte aber oft zu umständlich und versäumte den
richtigen Moment zum Abschluss. Immerhin stimmte anders als in Cottbus der
Einsatz; die Alemannia ging engagiert in die Zweikämpfte und eroberte
verlorene Bälle in der Regel schnell zurück. Die besseren Chancen
hatte aber zunächst Rostock: Antonio di Salvo prüfte Kristian
Nicht nach vom Linienrichter übersehener Abseitsstellung. In der 36.
Minute bot sich Jan Schlaudraff nach Anspiel von Sergio Pinto die große
Ausgleichschance. In halbrechter Position frei vor Matthias Schober
übersah Schlaudraff den mitgelaufenen Sascha Rösler und scheiterte
am Rostocker Torhüter. Auch ein Volleyschuss von Cristian Fiel nach
Ecke von Sergio Pinto fand nicht seinen Weg ins Tor.
Rade Prica verpasste fünf Minuten nach dem Wechsel bei einem Konter
die Entscheidung, auch René Rydlewicz hatte kein Schussglück.
Nach einer Stunde ging eine Flanke von Miso Brecko ins Leere, als
der Schiedsrichter von seinem Assistenten zu sich geholt wurde, der einen
Ellbogencheck
von Sergio Pinto gegen Marcel Schied gesehen haben wollte. René Rydlewicz erhielt die
Gelegenheit, per Elfmeter zu erhöhen, aber Kristian Nicht hielt die
Alemannia vorerst im Spiel. Die Alemannia erhöhte den Druck noch weiter,
brachte aber trotz der Einwechslungen von Laurentiu Reghecampf und Erwin Koen
nichts Zählbares zustande. Ein Kopfball von Erik Meijer nach Pinto-Ecke
ging über die Latte. Zwei Minuten später brachte Erwin Koen eine
Flanke hoch in die Mitte. Sascha Rösler sprang am höchsten,
Matthias Schober parierte glänzend, und zwei Rostocker waren im
Nachsetzten Sekundenbruchteile vor Sascha Rösler zur Stelle und
beförderten den Ball über das Tor. Dann kam Goran Sukalo frei zum
Kopfball, machte aber nichts draus. Nach der gelb-roten Karte für Miso
Brecko war die Alemannia in den letzten zehn Minuten in Überzahl, aber
selbst das half nichts mehr. Auch von der Bank kam keine Rettung: Ohne Marius
Ebbers, Florian Bruns oder Jens Scharping im Kader wechselte Dieter Hecking
mit Mirko Casper noch einen Abwehrspieler ein. Ebenso wie die Mannschaft
bemühten sich die knapp 150 mitgereisten Fans nach Kräften und
legten einen Dauersupport hin, der aber trotz Dach genauso verpuffte wie die
meisten Angriffe der Alemannia.
So blieb es bei der dritten Niederlage im vierten Auswärtsspiel. Das
erfolglose Anrennen erinnerte ein wenig an die 0:1-Niederlagen in Duisburg
oder Frankfurt in der letzten Saison. Damit blieb man auch der Serie treu, aus
dem Osten nichts mitzunehmen. Wir freuen uns schon wahnsinnig auf die
nächste schöne Fahrt nach Dresden, die wir leider erst in drei
Wochen antreten dürfen.