Mo, 26.08.02:
ALEMANNIA - 1.FC Köln 0:0 (0:0)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Heeren - van der Luer, Mbwando, Pflipsen, Grlic - Spizak (83. Zimmermann), Ivanovic
(Memmersheim - Benthin, Gunesch, F. Schmidt, Ferl, Lämmermann / Berger)
Bade - Cullmann, Cichon, Sichone - Sinkala, Kreuz (71. Kringe), Lottner, Voigt (68. Happe) - Scherz, Kioyo, Springer
(Pröll - Helbig, Schröder, Kurth, Federico / Funkel)

Zuschauer: 20800 (ausverkauft; ca. 5500 aus Köln)
Gelb: van der Luer, Klitzpera - Lottner, Sinkala



Am dritten Spieltag empfing die Alemannia auf dem Tivoli den 1.FC Cöln. Wer nun an dieser Stelle Gemeinheiten zum Thema Cöln erwartet, muss leider enttäuscht werden. Es sind auf dieser Seite (gerade auch im Gästebuch) in der Vergangenheit viele böse Kommentare über Cöln gefallen. Daher ist es an der Zeit, um Verständnis mit unseren Brüdern zu werben und mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, denn: was wissen wir wirklich über Cöln? Spontan werden die meisten Leute an Prunksitzungen und den CSD denken, an VIVA, die Kelly Family und Jean Pütz, vielleicht auch an Franz Cremer. Aber ist das wirklich die ganze schreckliche Wahrheit? Man sollte sich mal die Mühe machen, zum besseren Verständnis unserer Nachbarn mehr über sie zu lernen und etwas tiefer unter die zugegeben hässliche Fassade zu blicken.
Als erstes bietet es sich da natürlich an, einfach mal im Lexikon unter "C" wie "Cöln" nachzuschlagen: "Die viertgrößte Stadt der Bundesrepublik befindet sich in der Cölner Bucht; der an dieser Stelle über 400 Meter breite Rhein ist eine der bedeutendsten Wasserstraßen Europas, hat aber auch mit erheblichen Schmutzeinleitungen zu kämpfen." Naja, gut, der Dreck. Überspringen wir einfach die unschönen Stellen und lesen im nächsten Abschnitt weiter: "Im Mittelalter hatte der Grundriss Cölns die Form eines Halbmondes, ..." Vielleicht war die Idee mit dem Lexikon doch nicht so gut. Mal sehen, was das Statistik-Buch hergibt:

"Bezirk Cöln lrh. 1915/16
SpV Sülz 07: 14:19 Tore, 5-11 Punkte."
"SpV 07 und FC Hertha Sülz fusionierten 1919 zur SVg Cöln-Sülz 07."
Hmm. Mal lieber etwas weiterblättern:
"Rheinbezirksliga 1946/47
15. SVg Sülz 07: 62:81 Tore, 20-40 Punkte."
"SVg Sülz 07 fusionierte mit Cölner BC zum 1.FC Cöln."
Da steckt scheinbar System hinter: Auf sportlichen Misserfolg reagiert man mit Fusionen. Demnach steht im Zyklus von Misserfolgen und Fusionen offenbar wieder eine Fusion bevor. Nur mit wem? Vielleicht gibt ein näherer Blick auf die möglichen Kandidaten Aufschluss:
Fortuna Cöln: Einerseits naheliegend, da auch die Fortuna bereits Kind diverser Fusionen ist. Auf der anderen Seite spielen die noch schlechteren Fußball als der FC, und von daher würde den FC ein Zusammenschluss mit der Fortuna kaum weiterbringen.
Borussia München Gladbach: Die spielen immerhin besser Fußball als der FC. Wird leider an den Vorurteilen der Landbevölkerung gegen die sexuelle Orientierung vieler Cölner scheitern.
Fortuna Düsseldorf: Durchaus passend. Die reißen gerade ihr Stadion ab, und vom "Rheinstadion" zum "RheinEnergie-Stadion" ist es nur ein kleiner Schritt. Allerdings schaut man im versnobten Neanderthal gerne von oben auf die dummdreisten Cölner herab. Im übrigen wird in Düsseldorf noch schlechterer Fußball gespielt als bei Fortuna Cöln.
Bayer Leverkusen: Davon würden beide profitieren - die Cölner Fans könnten nach Jahren noch einmal so etwas wie Fußball sehen, und Rainer Calmund könnte dann doch noch einige Titel in seinen Briefkopf aufnehmen. Die Sache passt perfekt, man kann also davon ausgehen, dass der 1.FC Cöln und Bayer Leverkusen nach Ablauf der Saison zum FC Bayer Cöln fusionieren werden.
In der laufenden Saison stellten sich die Sülzer aber noch unter dem Namen "1.FC Cöln" am Tivoli vor. Leider hatten viele Alemannia-Fans nur wenig von dem oben angemahnten Verständnis für unsere Gäste aus Cöln übrig. "Cologne, Cologne, die Scheiße vom Dom" hallte es durchs Stadion. Zugegeben, die 5000 Cölner auf dem Aachener Wall machten zu einem großen Teil einen erschreckend verblödeten Eindruck. Gerade die zwanghaft hampelnden Umbro-Kinder im Block Z demonstierten neben unterentwickelter Motorik durch fortwährendes Rauch-Zünden und Tragen von bescheuerten Hüten eine deutliche Tendenz zur Idiotie. Aber ist es nett, sich deswegen über Cöln lustig zu machen? Haben wir nicht auch genug Idioten in unseren Reihen? Krönung der Intoleranz waren die Gesänge gegen den sympathischen Kapitän der Cölner, Dirk Lotter. Der arme Kerl wurde durch die offene Darlegung seiner Familienverhältnisse so sehr verunsichert, dass ihm ein Freistoß völlig misslang.
Aber der Reihe nach: im Gegensatz zum Vorjahr war das Interesse am Derby eher gering, noch am Spieltag waren 3000 Karten zu haben. Dass das Spiel am Ende ausverkauft war, verdankt die Alemannia der Verringerung der Kapazität auf 20800 Zuschauer. Mit dem Intro hatten sich die Aktiven Alemanniafans dieses Mal besonders viel Mühe gegeben. Über schwarzen und gelben Banderolen waren auf Hochziehfahnen die Buchstaben "ATSV" zu lesen. In der Mitte wurde eine Blockfahne mit dem (alten) Alemannia-Logo ausgebreitet. Bei der Alemannia war erstmals Alexander Klitzpera mit von der Partie. Neben Quido Lanzaat spielte er im Abwehrzentrum, dafür rückte George Mbwando auf die rechte Außenbahn. Dort hatte in Fürth noch Thierry Bayock gespielt, der gegen Cöln noch nicht einmal im Kader war.
Die erste Chance des Spiels hatte der FC. Nach Freistoß von Lotter kam Matthias Scherz aus sieben Metern zum Kopfball, zielte aber links am Pfosten vorbei. Nach sechs Minuten setzte sich Francis Kioyo nach einem langen Ball gegen Quido Lanzaat durch. Alexander Klitzpera störte den Ex-Fürther noch im letzten Moment. Kioyo konnte den Ball nur noch in Richtung Aachener Tor stolpern. Stephan Straub streckte sich vergeblich, aber der Ball landete zum Glück nur am rechten Torpfosten. In der Folgezeit bekam die Aachener Verteidigung den Gegner besser in den Griff. Nach vorne lief allerdings zunächst recht wenig zusammen. Gerade die Spitzen Ivanovic und Spizak blieben harmlos und verloren die meisten Bälle, die sie bekamen, prompt wieder. Gerade Josef Ivanovic war zwar redlich bemüht, kam aber meistens einen Schritt zu spät. Mitte der ersten Halbzeit konnte sich die Alemannia durch starken kämpferischen Einsatz allmählich Feldvorteile erarbeiten. Außer einer Vielzahl von Standardsituationen sprang allerdings noch nichts dabei heraus. Miroslaw Spizak hätte in einer Szene eine ganz große Chance einleiten können, wenn er den freistehenden Henri Heeren angespielt hätte. Ein Freistoß von Ivica Grlic strich knapp über das Gehäuse von Alexander Bade. Aachens Überlegenheit wurde mit fortschreitender Spieldauer größer, die Cölner wussten sich nur durch häufige Fouls zu helfen, die vom Schiedsrichter zwar abgepfiffen, aber nicht durch gelbe Karten unterbunden wurden. Nach einer guten halben Stunde prüfte Josef Ivanovic nach einer gelungen Freistoßvariante aus 20 Metern Torwart Bade. Fünf Minuten später versuchte sich Willi Landgraf mit einem Volleyschuss aus 30 Metern, was von Jörg Berger mit einem Lachen und einer Scheibenwischer-Geste zur Kenntis genommen wurde. Eine Minute später wurde George Mbwando 20 Meter vor dem Tor gefoult. Der Abpraller landete bei Henri Heeren, der direkt abzog und halbhoch ins rechte Eck traf. Leider hatte Schiedsrichter Sippel inzwischen den Vorteil abgepfiffen. Mitten in der Aachener Drangperiode hatte der FC dann die bislang größte Chance des Spiels. Aus über 30 Metern hämmerte Dirk Lotter einen Freistoß an die Latte. Der Abpraller landete beim völlig freistehenden Matthias Scherz, der zunächst zu überrascht war, um den Ball richtig anzunehmen und nur das Lattenkreuz traf und dann zu zappelig war, um den zweiten Abpraller im leeren Tor zu versenken. Nach dieser Szene wusste wenigstens auch der letzte Zuschauer, wieso der FC aus der Bundesliga abgestiegen ist.
Die erste Torgelegenheit in der zweiten Halbzeit hatte Henri Heeren mit einem Diszanzschuss nach Ablage von Ivica Grlic. Knappe zehn Minuten waren gespielt, als Christian Springer auf der linken Seite frei zum Flanken kam. Alexander Klitzpera kam in der Mitte gerade noch vor Francis Kioyo an den Ball, um das 0:1 zu verhindern. Nach einer Stunde konnte Stephan Straub einen Distanzschuss von Andrew Sinkala nicht festhalten, im Nachsetzen wurde Kreuz von Mbwando angeschossen und hätte so fast die Gästeführung erzielt. In einer ausgeglichenen zweiten Halbzeit gab es lange Zeit keine weiteren Höhepunkte, bis die Konzentration in der Aachener Hintermannschaft eine Viertelstunde vor dem Ende etwas nachließ und die Gäste zu einigen Chancen kamen. Kringe zielte aus rund 18 Metern in Richtung rechtes oberes Eck, aber Stephan Straub packte sicher zu. Eine Minuten später bediente Karlheinz Pflipsen Ivica Grlic, der zwar das Tor traf, aber wegen Abseits zurückgpfiffen wurde. Auf der Gegenseite stand Kioyo im Abseits, aber Lotter spielte durch die Aachener Abwehr steil auf Scherz, der frei auf Straub zulief. Unser Keeper stürzte sich dem Cölner entgegen und begrub den Ball unter sich. Aachen blieb durch Konter gefährlich, für einige Minuten entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. In den letzten Minuten war Cöln der Führung näher als die Alemannia. Markus Happe tauchte zehn Minuten vor dem Ende halblinks frei vor dem Aachener Tor auf und drosch den Ball über den Kasten. Zwei Minuten vor dem Abpfiff wäre dann fast doch noch das 1:0 für die Alemannia gefallen, aber Ivanovic scheiterte nach Hereingabe von Spizak bedrängt von einem Abwehrspieler.
So blieb es beim insgesamt leistungsgerechten Unentschieden. Die Alemannia hat somit in den ersten drei schweren Spielen kein Tor geschossen, aber immerhin zwei Punkte geholt. Die Niederlage gegen Freiburg ist ärgerlich, ansonsten kann man mit dem Start halbwegs zufrieden sein. Wichtig ist, dass in den nächsten Spielen gegen die etwas niedriger dotierten Gegner ähnlich engagiert und konzentriert gespielt wird wie gegen Sülz.



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