So, 23.09.01:
ALEMANNIA - SV Waldhof Mannheim 1:0 (1:0)
C. Schmidt - Landgraf, Rudan, Heeren, Bashi - F. Schmidt, Lozanowski (73. Rauw), Lämmermann, Caillas (84. Ivanovic) - T. Diane, Xie Hui
(Straub - Spanier, Zernicke, Hildmann, Zimmermann / Hach)
Hollerieth - Vukotic, Pasieka (80. Teber), Santos, Everaldo (60. Iwanow) - Licht, Trares (46. Boukadida), Montero, Catic - Bundea, Klausz
(Nulle - Drincic, Zinnow / Rapolder)

Zuschauer: 11414 (ca. 150 aus Mannheim)
Gelb: Landgraf, Bashi, Heeren, Rauw - Vukotic, Santos
Gelb-Rot: Licht (31.; wiederholtes Foulspiel), Bundea (65.; wiederholtes Foulspiel)
Rot: Catic (84.; grobes Foulspiel)

1:0 T. Diane (36.; Xie Hui, Caillas)



"Sieben Punkte aus drei Spielen" hieß die Vorgabe, die sich Eugen Hach gesetzt hatte (bzw. ihm vielleicht auch nahegelegt wurde). Folglich hätte eine Niederlage das Ende der Ära Hach bedeutet, und das ausgerechnet gegen Ballwurf Mannheim. So war leider von vielen Leuten vor dem Spiel sinngemäß zu hören: "hoffentlich verlieren wir, dann ist der Typ endlich weg". Das konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Unabhängig von Eugen Hach: Erstens brauchen wir dringend jeden Punkt, zweites empfinde ich jede Heimniederlage als Demütigung, auf die ich gut verzichten kann, und drittens hätte es mir schwer zugesetzt, an einem einzigen Wochenende gegen Borussia Freialdenhoven und Waldhof Mannheim zu verlieren. Außerdem wäre Uwe Rapolder der Sieg wirklich nicht zu gönnen gewesen. Im Interview noch Eugens bester Freund ("ich habe eben noch mit ihm telefoniert, ich bin sicher, dass er es schafft"), macht er sich abseits der Kameras auch gerne schon mal über seinen ehemaligen Co-Trainer lustig ("der Eugen denkt ja immer noch, er steigt auf").
Im Stadion kam es nicht zu den von einigen Seiten angekündigten größeren Protestaktionen wie Blocksperren o.ä. Immerhin wurde neben einigen "Eugen raus"-Spruchbändern und einem "Hach für Helgoland"-Plakat auch ein riesiges "Bay, verpiss dich!"-Spruchband auf dem Würselner Wall ausgerollt. Dazu wurde im oberen Teil des S-Blocks mit Taschentüchern gewunken und hämisch "Auf Wiedersehen!" angestimmt. Bedenklich stimmt dabei, dass viele Beteiligte das eher lustig fanden und offensichtlich ihren Spaß dabei hatten. Mir ist im Moment eigentlich das Lachen vergangen. Kurz vor Spielbeginn hallten schließlich laute "Vorstand raus"- und "Eugen raus"-Sprechchöre durchs Stadion. Robert Moonen verzichtete vorsorglich darauf, die Mannschaftsaufstellung von den Fans ansagen zu lassen. Als Schiedsrichter war übrigens Hellmut Krug angesetzt, dessen Erfahrung helfen sollte, das brisante Spiel ordnungsgemäß über die Bühne zu bringen. Nicht, dass ihn seine Erfahrung daran gehindert hätte, auf die Schwalbe von Amoruso reinzufallen, die Juventus unter der Woche in letzter Minute den Sieg gegen Celtic beschert hatte, aber na gut.
Als das Spiel anfing, war es deutlich ruhiger als sonst auf den Rängen. Zwar waren während des Spiels kaum "Eugen raus"-Rufe zu hören, aber auch nur sporadischer und zaghafter Support. Wenn mal was zu hören war, dann leider allzu oft altbekannte Nazi-Scheiße wie "Waldhof ist ein Judenclub" oder "Eine U-Bahn bauen wir..." (... von unserem Gehirn bis in die nächste Kloake). Unbeeindruckt vom Drumherum begann die Mannschaft ähnlich druckvoll wie in den vorangegangenen Heimspielen - und genauso abschlussschwach. Die erste gute Chance vergab Xie Hui. Sein Schuss wurde ebenso abgeblockt wie Dianes Nachschuss. Nur wenig später kam Stephan Lämmermann im Strafraum frei zum Schuss und versuchte es mit einem Heber, der sich auf die Latte senkte. Nach einem groben Fehler in Mannheims Abwehr fiel der Ball etwas zu überraschend Xie Hui für die Füße, dessen Volleyschuss über das Tor ging. Von Mannheim war gar nichts zu sehen. Einen derart harmlosen Gegner wie den ersatzgeschwächten, vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelten SV Waldhof hat man lange nicht mehr auf dem Tivoli gesehen. Bei Alemannia überzeugte vor allem Olivier Caillas auf der linken Seite, der immer wieder Fouls provozierte. So war für Sascha Licht schon nach 30 Minuten das Spiel zu Ende, als Hellmut Krug ihm für das x-te (allerdings recht harmlose) Foul die gelb-rote Karte zeigte. "Nimm den Eugen mit" war jetzt von einigen Fans zu hören. Das war zugegeben wenigstens kreativ. Nach fünf Minuten Überzahl erlief Xie Hui einen langen Pass an der Eckfahne und spielte zurück auf Olivier Caillas, dessen Flanke bei Taifour Diane landete, der den Ball mit der Brust annahm und direkt im langen Eck versenkte. 1:0 hieß es zur Pause nach einer starken Vorstellung der Alemannia.
Nach dem Wechsel spielte Mannheim offensiver, so dass sich Konterchancen für die Aachener eröffneten. Die erste vergab Goran Lozanowski, der frei vor Hollerieth auftauchte, aber am Mannheimer Keeper scheiterte. Danach wurde Taifour Diane im Strafraum umgestoßen, aber der Pfiff blieb aus. Ein Kopfball von Diane landete rechts neben dem Pfosten. Auf der anderen Seite brachte nur ein 20-Meter-Schuss so etwas wie Gefahr für das Tor von Christian Schmidt. Dann war es wieder Diane, der Xie Hui auf der rechten Seite übersah und zu einem ganz schwachen Heber ansetzte, den selbst ein Willi Landgraf noch im Stehen gefangen hätte. "Diane raus" war nun von den Rängen zu hören. Nach 65 Minuten foulte Bundea Henri Heeren und sah zurecht Gelb-Rot. Gegen neun Leute hätte jetzt eigentlich das erlösende 2:0 drin sein müssen. Stattdessen spielte die Mannschaft immer verunsicherter, begleitet und wohl auch begünstigt von immer lauter werdenden Unmutsäußerungen von außen. Ein Kopfball von Xie Hui wurde ganz knapp auf der Linie geklärt, den Nachschuss setzte Mark Rudan zu hoch an. Gellende Pfiffe in der 84. Minute, als Eugen Hach für den überragenden Olivier Caillas mit Josef Ivanovic einen weiteren Stürmer brachte. Der Sinn dieser Auswechslung ist in der Tat nicht ganz klar. Ivanovic für Xie Hui oder Diane wäre normal gewesen, ebenso Zernicke oder Hildmann für Caillas. Vielleicht baute Hach auf Ivanovics Kopfballstärke bei Standardsituationen des Gegners. Jedenfalls wurde kurz nach diesem Wechsel ein Aachener Konteransatz von einem rüden Foul von hinten gestoppt - Rot für Catic. Henri Heeren regte sich über das Foul so sehr auf, dass er ein mittelgroßes Handgemenge provozierte. Besonders viele Mannheimer blieben jetzt wirklich nicht mehr übrig, und so konnte Ivanovic ungehindert aufs Tor zulaufen und legte quer auf Xie Hui, der aus fünf Meter Entfernung einen Gegner anschoss. Wenn das nicht der eigene Verein wäre, hätte man darüber gelacht. Eigentlich hätte nach einer Notbremse gegen Willi Landgraf an der Mittellinie noch ein vierter Mannheimer Rot sehen müssen, aber Hellmut Krug hatte ein Einsehen mit der Alemannia - gegen sieben Gegner wäre das immer schlechter werdende Gekicke nun wirklich zu peinlich geworden.
"Wir haben die Schnauze voll", "Wir sind Aachener und ihr nicht" und "Eugen raus" war nun noch vor und auch nach dem Schlusspfiff zu hören. Die Mannschaft und der Trainer bedankten sich trotz eines lauten Pfeifkonzerts bei den Fans. Verstehen kann ich die Pfiffe nur bedingt. Beim Spiel 11 gegen 9 und 11 gegen 8 stellte sich die Alemannia zwar eklatant blöd an, aber das lag zu einem großen Teil auch an einer verständlichen Verunsicherung. Bis dahin war die Leistung durchaus OK, mit Ausnahme der wieder einmal katastrophalen Chancenauswertung. Gerade im kämpferischen Bereich kann man dem Team keinen Vorwurf machen. Auf der anderen Seite hätte die ganze Sache gegen einen etwas stärkeren Gegner als Mannheim übel enden können. Am Ende hatten einige mal wieder nichts besseres zu tun, als kameragerecht am Tor vor der Geschäftsstelle zu rütteln, um den Verein auch möglichst in ganz Deutschland zu blamieren. Sicher muss trotz des Sieges irgendetwas passieren - aber die Misere an immer denselben Personen festzumachen, ist zu einfach. "Eugen ist ein Waldhof-Bub"? Bashi spielt in letzter Zeit auch oft scheiße, und ihm wird das mit Waldhof nie vorgehalten. Diane ist faul, OK. Aber doch wohl nicht als einziger in unserer Mannschaft. War Erwin Vanderbroeck, dessen Name zu allem Überfluss auch mal wieder gerufen wurde, für seinen kämpferischen Einsatz bekannt? Scheiß drauf, es gab heute auch etwas positives: Herr Rapolder fährt mit null Punkten nach Hause - pfffffffft! Wahrscheinlich führen Sie demnächst den HSV in die zweite Liga. Was ist? Sie lachen doch sonst so gerne!

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