Mi, 21.09.05:
ALEMANNIA - LR Ahlen 6:2 (3:0)
Nicht - Rauw, Stehle, Klitzpera, Noll - Plaßhenrich (67. Landgraf), Sukalo, Rösler - Pinto (63. Bruns), Schlaudraff, Meijer (73. Ebbers)
(Hesse - Casper, Heidrich, Reghecampf / Hecking)
Reus - Djenic (46. Paulinho), Velkoborsky, Asanin, Fengler - Langeneke, Keidel, Bamba, Book (46. Ketelaer) - Omerbegovic (46. Patschinski), Thioune
(Borel - Tredup, Schäfer, Ndjeng / Straka)

Zuschauer: 16877 (ca. 50 aus Ahlen)
Gelb: Pinto, Noll, Stehle - Djenic, Langeneke, Bamba, Reus, Paulinho

1:0 Meijer (4.; Schlaudraff, Plaßhenrich)
2:0 Schlaudraff (34.; Pinto)
3:0 Sukalo (37.; Meijer, Schlaudraff)
4:0 Stehle (50.; Pinto)
4:1 Patschinski (53.; Foulelfmeter)
5:1 Pinto (56.; Foulelfmeter; Rösler)
6:1 Schlaudraff (70.; Rösler)
6:2 Velkoborsky (75.)











Immer origineller werden die Ideen der DFL. Als ob es nicht reicht, jeden zweiten Montag in die DDR zu fahren, wurde uns ein Heimspiel am Mittwochnachmittag beschert. Anstoß um 17:30 Uhr - zu früh für den Feierabend, zu spät für die Mittagspause. Noch mehr als wir dürften sich die Fans aus Ahlen über den lustigen Termin gefreut haben. Konsequenterweise sollten wir demnächst donnerstagsnachts um 3 Uhr spielen, damit Premiere alle neun Spieler hintereinander live zeigen kann und auch die Zuschauer in Fernost etwas davon haben. Damit erübrigen sich dann auch alle Stadiondiskussionen, schon die Anstoßzeit 17:30 kostete 2-3000 Zuschauer. Auch zum Unterschriftensammeln Pro Aachen blieb zu dieser Unzeit kaum Zeit.
Die Alemannia hatte nach dem erbärmlichen Auftritt in Cottbus Wiedergutmachung angesagt, auch wenn ein einzelnes Spiel dafür kaum ausreichen dürfte. Dieter Hecking tauschte seine komplette rechte Seite aus, Bernd Rauw und Sergio Pinto durften anstelle von Matthias Heidrich und Laurentiu Reghecampf ran.
Um ein Haar wäre der Schuss gleich nach hinten losgegangen, und wer weiß welchen Verlauf das Spiel dann genommen hätte. Jan Velkoborsky kam nach Freistoß von Ralf Keidel völlig frei zum Kopfball, traf aber zum Glück nur die Latte des Aachener Tores. Auch auf der anderen Seite dauerte es nicht lange bis zum ersten gefährlichen Torschuss von Sascha Rösler nach Ablage von Jan Schlaudraff. Gegen 17:35 Uhr ertönte bereits der erste Torjubel, den so mancher Alemannia-Fan bis zum Arbeitsplatz vernommen haben dürfte. Reiner Plaßhenrich wurde auf der linken Seite schön von Jan Schlaudraff freigespielt und flankte auf den langen Pfosten. Timo Reus flog am Ball vorbei, Erik Meijer war eigentlich auch schon am Ball vorbeigerutscht, brachte das Leder aber im Liegen geschickt zum 1:0 über die Linie. Etwas später köpfte Emil Noll eine Ecke vor die Füße von Thomas Stehle, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm und lässig mit der Hacke versenken wollte. Ein Ahlener Abwehrbein auf der Linie verhinderte ein frühes zweites Tor. Die Alemannia gab weiter Gas, und die Ahlener Abwehr fand gegen den Aachener Angriffswirbel überhaupt kein Mittel. Timo Reus lenkte einen Freistoß von Sergio Pinto zur Ecke, kurz darauf verfehlte Jan Schlaudraff mit einem Volleyschuss nach einer Ecke das Tor nur knapp. Nach einer halben Stunde hatte die Alemannia das Tempo eigentlich wieder gedrosselt, als etwas überraschend das 2:0 fiel. Sergio Pinto führte einen Freistoß schnell aus und legte den Ball an der Mauer vorbei auf Jan Schlaudraff, der frei vor dem Tor die Nerven behielt. Trotz massiver Ahlener Proteste zählte der Treffer. Drei Minuten später war die Begegnung bereits entschieden, Goran Sukalo vollendete eine schöne Kombination über Erik Meijer und Jan Schlaudraff mit einem 20m-Flachschuss ins linke Eck.
Ein offenbar unzufriedener Frantisek Straka wechselte zur Pause gleich dreimal aus, während die Alemannia das Tempo hochhielt und etwas für ihr Torverhältnis tat. Thomas Stehle erhöhte nach einem Pinto-Freistoß nach fünf Minuten auf 4:0. In der Folgezeit sorgte Nico Patschinski, der mit "und du steigst schon wieder ab"-Gesängen empfangen worden war, in einem mittlerweile allzu einseitigen Spiel für etwas Kurzweil. Erfreut über einen ausbleibenden Abseitspfiff nutzte er die Gelegenheit zu einem Hinfaller gegen Emil Noll im Strafraum samt etwas glücklich verwandeltem Elfmeter und Kusshand in Richtung Überdachter. Der junge Schiedsrichter mit dem angedeuteten Irokesenschnitt schien seinen Fehler einzusehen und zeigte sich auch auf der anderen Seite großzügig, nachdem Timo Reus leicht ungestüm Sascha Rösler umgerannt hatte. Sergio Pinto verwandelte zum 5:1. Die Alemannia hatte nun noch eine halbe Stunde, um zum ersten Mal seit dem 26.08.1998 sechs Tore in einem Meisterschaftsspiel zu erzielen. Der auf der linken Seite von Sascha Rösler freigespielte Jan Schlaudraff traf dann auch tatsächlich im Nachsetzen zum 6:1. Danach schlichen sich diverse Nachlässigkeiten ein. Jan Velkoborsky kam wie schon in der 1. Minute bei einem Freistoß frei zum Kopfball und nutzte dieses Mal die Gelegenheit zum 6:2. Einladungen zu weiteren Toren nahmen die Ahlener höflicherweise nicht mehr an. Die Zuschauer unterhielten sich derweil mit stürmischem Feiern der Einwechslung von Willi Landgraf, "Scheiß-Merzbrück"-Wechselgesängen und HUMBA mit dem ganzen Stadion.
Im sechsten Anlauf in dieser Saison hatte die Alemannia, wenn auch gegen einen ganz schwachen Gegner, zum ersten Mal voll überzeugt. Immerhin werden die leichten Spiele, an denen es vor einiger Zeit noch häufiger scheiterte, mittlerweile gewonnen. Wiedergutmachung für Cottbus ist in Rostock nach wie vor gefordert; die gegen Ahlen gezeigte Zweikampf- und Einsatzbereitschaft sollte auch endlich einmal auswärts an den Tag gelegt werden.

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