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Hollerieth - Kies, Unsöld, Sbordone, Rehm - Weigl,
Ogungbure (77. Endreß), Becker (57. Gambo), Rolfes -
Würll (77. Garcia), Frommer
(Krieglmeier - Spanier, Paeslack, Gerster / Erkenbrecher) |
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Heeren (46. Bayock) -
Rosin, Mbwando, Grlic, Ferl - Spizak (46. Ivanovic), Krontiris
(Memmersheim - Caspers, Zimmermann / Berger) |
Als ob der Saisonausklang nicht langweilig genug wäre, musste man zum
letzten Auswärtsspiel auch noch nach Reutlingen fahren. Dort gab es
bisher zwei 3:1-Niederlagen, von denen letztere vor allem durch den Sitzstreik
vor dem Alemannia-Bus ("Eugen raus") in Erinnerung geblieben ist.
Viel war auch diesmal nicht zu erwarten, aber immerhin lockte die Aussicht,
den SSV mit einem Sieg oder auch schon einem Unentschieden in die zweite Liga
zu schießen. Schließlich hatte man erst im letzten
Auswärtsspiel Waldhof Mannheim eindrucksvoll in die zweite Liga
geschossen...
Die Alemannia war ohne Eric van der Luer, Karlheinz Pflipsen, Edwin Bediako
und Stephan Lämmermann angereist, während Reutlingen mit neuem
Trainer, neuem Torwart und neuer Tribüne glänzte. Ganz oben auf der
Tribüne saß eine kleinere Gruppe Reutlinger Anhänger, die ihre
Mannschaft im Wechsel mit der Gegengerade lautstark unterstützten. Von
dort war auch mehrmals "Vorstand raus" zu hören - zumindest,
bis der SSV unsere Mannschaft gründlich abgeschossen hatte. Dabei begann
das Spiel noch nicht einmal schlecht für die Alemannia. Nach der ersten
Chance von Rolfes und einem weiteren Warnschuss von Frommer hatte die
Alemannia gleich zweimal die ganz große Chance zur Führung.
Zunächst stand Miroslaw Spizak nach Klasse-Pass von Emmanuel Krontiris
ganz frei vor Torwart Hollerieth, wenig später zeigte sich Daniel Ferl
allein vor dem Torwart ähnlich abschlussschwach. "Wenn hier das 0:1
gefallen wäre, dann wäre das Spiel anders gelaufen", hieß
es nachher aus Spielerkreisen. Das ist sicher richtig, aber Reutlingen
hätte sich nach einem 0:1-Rückstand sicherlich nicht so willenlos
mit 5:0 abschlachten lassen wie die Alemannia es tat. Das erste Tor fiel nach
25 Minuten. Henri Heeren ließ Rolfes flanken, Quido Lanzaat verlor das
Kopfballduell gegen Frommer, der noch am Pfosten scheiterte, und
schließlich verlor Willi Landgraf Würll aus den Augen, der den Ball
aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie schob. Für die Alemannia
köpfte Daniel Rosin nach Ecke von Ivica Grlic neben das Tor. Frommer auf
der einen und Miroslaw Spizak auf der anderen Seite vergaben jeweils gute
Gelegenheiten, bevor ein Freistoß kurz vor der Pause das 2:0 für
den SSV brachte. Weigl passte den Ball zu Rolfes, der ihn weiter zu Frommer
leitete. Frommer nahm das Leder volley und legte in die Mitte auf Würll
ab, der seinen zweiten Treffer erzielte. Eine schöne Variante, im
Training einstudiert und im Spiel ebenso perfekt vorgetragen - bei
änhlich wenig Gegenwehr wie im Training.
In der ersten Halbzeit hatte die Alemannia schlecht gespielt, aber was danach
kam, spottet jeder Beschreibung. Bereits nach wenigen Sekunden fungierten die
Aachener nur als Statisten, als Rolfes und Weigl jeweils den Pfosten trafen.
Dann rettete Stephan Straub gegen Rolfes, später setzte Würll einen
Heber über Straub zu flach an. Auf der Gegenseite war außer einem
Abseitstor von Josef Ivanovic gar nichts zu sehen. Als ob man zu elft nicht
schlecht genug gespielt hätte, sah George Mbwando für ein
überflüssiges Frustfoul Gelb-Rot. Knapp zehn Minuten dauerte es,
bis Reutlingen die Überzahl nutzte. Ogungbure war der unzureichend
organisierten Abseitsfalle entwichen und flankte auf Würll. Willi
Landgraf stieg mit Würll zum Kopfball hoch und machte dabei fehlende
Zentimeter durch erhobene Arme wett. Einer der Arme wurde angeköpft, und
es gab Elfmeter, den Frommer zum 3:0 verwandelte. Damit nicht genug: eine
Viertelstunde vor Schluss spielte Alexander Klitzpera auf der rechten
Abwehrseite einen Fehlpass, Thierry Bayock blieb erstmal stehen, Rolfes
passte nach innen auf Würll, und der hatte wenig Mühe, seinen
dritten Treffer zu erzielen, da Quido Lanzaat und Ivica Grlic einige Meter
entfernt standen. Drei Minuten später traf Frommer sogar noch zum 5:0,
euphorisch durchgesagt von der nervenden Stadionsprecherin, die im
nächsten Jahr statt "Aachen: null" Tore gegen Pfullendorf,
Hoffenheim und Feucht durchsagen darf.
Der Auftritt unserer Mannschaft war schlicht eine Frechheit. Während
man die mitgereisten Idioten, die ihren Sonntag für diese Scheiße
opfern, vielleicht noch mit Rückerstattung des Eintritts besänftigen
kann, sollte man sich fragen, wie man diese Leistung den Ahlenern oder
Braunschweigern erklären kann. Wacker Burghausen machte es am selben Tag
vor, wie man spielen kann, wenn es um nichts mehr geht. Immerhin bleibt es
trotz Niederlage wahrscheinlich, dass man vorerst nicht mehr nach Reutlingen
fahren muss (es sei denn, bei der DFB-Pokal-Auslosung kommt es ganz dicke).
Für einige Anhänger des SSV ist die Regionalliga sowieso passender:
einige Nachwuchs-Pitbull-Träger suchten auf dem Parkplatz nach Gegnern,
die sie zeitweise in uns glaubten, gefunden zu haben, da wir noch auf einen
Mitfahrer warteten. Die zwei anwesenden Dorfpolizisten waren allerdings
jederzeit Herr der Lage.