So, 18.05.03:
SSV Reutlingen - ALEMANNIA 5:0 (2:0)
Hollerieth - Kies, Unsöld, Sbordone, Rehm - Weigl, Ogungbure (77. Endreß), Becker (57. Gambo), Rolfes - Würll (77. Garcia), Frommer
(Krieglmeier - Spanier, Paeslack, Gerster / Erkenbrecher)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Heeren (46. Bayock) - Rosin, Mbwando, Grlic, Ferl - Spizak (46. Ivanovic), Krontiris
(Memmersheim - Caspers, Zimmermann / Berger)

Zuschauer: 4500 (ca. 150 aus Aachen)
Gelb: Weigl - Ferl, Rosin, Landgraf
Gelb-Rot: Mbwando (56.; wiederholtes Foulspiel)

1:0 Würll (25.)
2:0 Würll (43.)
3:0 Frommer (65.; Handelfmeter)
4:0 Würll (76.)
5:0 Frommer (79.)









Als ob der Saisonausklang nicht langweilig genug wäre, musste man zum letzten Auswärtsspiel auch noch nach Reutlingen fahren. Dort gab es bisher zwei 3:1-Niederlagen, von denen letztere vor allem durch den Sitzstreik vor dem Alemannia-Bus ("Eugen raus") in Erinnerung geblieben ist. Viel war auch diesmal nicht zu erwarten, aber immerhin lockte die Aussicht, den SSV mit einem Sieg oder auch schon einem Unentschieden in die zweite Liga zu schießen. Schließlich hatte man erst im letzten Auswärtsspiel Waldhof Mannheim eindrucksvoll in die zweite Liga geschossen...
Die Alemannia war ohne Eric van der Luer, Karlheinz Pflipsen, Edwin Bediako und Stephan Lämmermann angereist, während Reutlingen mit neuem Trainer, neuem Torwart und neuer Tribüne glänzte. Ganz oben auf der Tribüne saß eine kleinere Gruppe Reutlinger Anhänger, die ihre Mannschaft im Wechsel mit der Gegengerade lautstark unterstützten. Von dort war auch mehrmals "Vorstand raus" zu hören - zumindest, bis der SSV unsere Mannschaft gründlich abgeschossen hatte. Dabei begann das Spiel noch nicht einmal schlecht für die Alemannia. Nach der ersten Chance von Rolfes und einem weiteren Warnschuss von Frommer hatte die Alemannia gleich zweimal die ganz große Chance zur Führung. Zunächst stand Miroslaw Spizak nach Klasse-Pass von Emmanuel Krontiris ganz frei vor Torwart Hollerieth, wenig später zeigte sich Daniel Ferl allein vor dem Torwart ähnlich abschlussschwach. "Wenn hier das 0:1 gefallen wäre, dann wäre das Spiel anders gelaufen", hieß es nachher aus Spielerkreisen. Das ist sicher richtig, aber Reutlingen hätte sich nach einem 0:1-Rückstand sicherlich nicht so willenlos mit 5:0 abschlachten lassen wie die Alemannia es tat. Das erste Tor fiel nach 25 Minuten. Henri Heeren ließ Rolfes flanken, Quido Lanzaat verlor das Kopfballduell gegen Frommer, der noch am Pfosten scheiterte, und schließlich verlor Willi Landgraf Würll aus den Augen, der den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie schob. Für die Alemannia köpfte Daniel Rosin nach Ecke von Ivica Grlic neben das Tor. Frommer auf der einen und Miroslaw Spizak auf der anderen Seite vergaben jeweils gute Gelegenheiten, bevor ein Freistoß kurz vor der Pause das 2:0 für den SSV brachte. Weigl passte den Ball zu Rolfes, der ihn weiter zu Frommer leitete. Frommer nahm das Leder volley und legte in die Mitte auf Würll ab, der seinen zweiten Treffer erzielte. Eine schöne Variante, im Training einstudiert und im Spiel ebenso perfekt vorgetragen - bei änhlich wenig Gegenwehr wie im Training.
In der ersten Halbzeit hatte die Alemannia schlecht gespielt, aber was danach kam, spottet jeder Beschreibung. Bereits nach wenigen Sekunden fungierten die Aachener nur als Statisten, als Rolfes und Weigl jeweils den Pfosten trafen. Dann rettete Stephan Straub gegen Rolfes, später setzte Würll einen Heber über Straub zu flach an. Auf der Gegenseite war außer einem Abseitstor von Josef Ivanovic gar nichts zu sehen. Als ob man zu elft nicht schlecht genug gespielt hätte, sah George Mbwando für ein überflüssiges Frustfoul Gelb-Rot. Knapp zehn Minuten dauerte es, bis Reutlingen die Überzahl nutzte. Ogungbure war der unzureichend organisierten Abseitsfalle entwichen und flankte auf Würll. Willi Landgraf stieg mit Würll zum Kopfball hoch und machte dabei fehlende Zentimeter durch erhobene Arme wett. Einer der Arme wurde angeköpft, und es gab Elfmeter, den Frommer zum 3:0 verwandelte. Damit nicht genug: eine Viertelstunde vor Schluss spielte Alexander Klitzpera auf der rechten Abwehrseite einen Fehlpass, Thierry Bayock blieb erstmal stehen, Rolfes passte nach innen auf Würll, und der hatte wenig Mühe, seinen dritten Treffer zu erzielen, da Quido Lanzaat und Ivica Grlic einige Meter entfernt standen. Drei Minuten später traf Frommer sogar noch zum 5:0, euphorisch durchgesagt von der nervenden Stadionsprecherin, die im nächsten Jahr statt "Aachen: null" Tore gegen Pfullendorf, Hoffenheim und Feucht durchsagen darf.
Der Auftritt unserer Mannschaft war schlicht eine Frechheit. Während man die mitgereisten Idioten, die ihren Sonntag für diese Scheiße opfern, vielleicht noch mit Rückerstattung des Eintritts besänftigen kann, sollte man sich fragen, wie man diese Leistung den Ahlenern oder Braunschweigern erklären kann. Wacker Burghausen machte es am selben Tag vor, wie man spielen kann, wenn es um nichts mehr geht. Immerhin bleibt es trotz Niederlage wahrscheinlich, dass man vorerst nicht mehr nach Reutlingen fahren muss (es sei denn, bei der DFB-Pokal-Auslosung kommt es ganz dicke). Für einige Anhänger des SSV ist die Regionalliga sowieso passender: einige Nachwuchs-Pitbull-Träger suchten auf dem Parkplatz nach Gegnern, die sie zeitweise in uns glaubten, gefunden zu haben, da wir noch auf einen Mitfahrer warteten. Die zwei anwesenden Dorfpolizisten waren allerdings jederzeit Herr der Lage.



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