So, 16.02.03:
ALEMANNIA - Wacker Burghausen 2:3 (2:2)
Straub - Landgraf (54. Zimmermann), Klitzpera, Bediako (46. Mbwando), Caspers - Grlic, Bayock, Pflipsen, van der Luer (63. Lämmermann) - Spizak, Ivanovic
(Memmersheim - Rosin, Ferl / J. Berger)
Wehner - Stark, Forkel, Örüm - Broich, F. Berger, Tavcar, Oslislo, Mokhtari (83. Burghartswieser), Bonimeier (87. Grzybowski) - Younga-Mouhani (93. Lützler)
(Küfner - Schmidt, Konetzke, Dione / Bommer)

Zuschauer: 11327 (ca. 60 aus Burghausen)
Gelb: Bediako, Grlic, Ivanovic - Forkel, Tavcar, Mokhtari

1:0 Spizak (18.; Pflipsen)
1:1 Younga-Mouhani (22.)
2:1 Ivanovic (28.)
2:2 Younga-Mouhani (45.)
2:3 Younga-Mouhani (49.)





(Fotos: Thorsten/A-Team)









(Fotos: Thorsten/A-Team)



Ungewohnt gut gelaunt verbrachte man die letzten Tage als Alemannia-Fan, erster Gedanke beim morgentlichen Klingeln des Weckers war nicht "scheiße, aufstehen", sondern "haha, 3:3". Leider landete man schon nach sechs Tagen wieder hart auf dem Boden der Tatsachen. Die beiden Unentschieden in Freiburg und Cöln waren zwar beeindruckend herausgespielt worden, aber sie bedeuteten auch einen auf sieben Punkte angewachsenen Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Ein Sieg beim vermeintlich leichteren Heimspiel gegen Burghausen wäre also dringend nötig gewesen, um oben dranzubleiben. Entsprechend hoch waren die Erwartungen im Umfeld des Tivolis. Leider war die Live-Übertragung des Cöln-Spiels offenbar noch nicht Werbung genug für die Alemannia, denn trotz Sonnenscheins kamen am Sonntagnachmittag nur 11000 Zuschauer zum Tivoli.
Die, die da waren, machten kaum mehr Lärm als die 80 Aachener beim Hinspiel in Burghausen; vielmehr machte sich schnell ungeduldige Unruhe breit, als es auf dem Spielfeld nicht so lief. Die Alemannia, bei der Edwin Bediako in der Innenverteidigung den rotgesperrten Quido Lanzaat ersetzte, war dem Druck der Favoritenrolle nicht gewachsen und offenbarte in der Defensive von der ersten Minute an haarsträubende Unsicherheiten. Willi Landgraf leitete die erste Chance der Gäste ein, als er den Ball auf Kopf, Brust und wieder Kopf jonglierte, bis sein Gegenspieler den Fuß dazwischen bekam und Mokhtari anspielte. Der wurde weder von Klitzpera noch von Bediako ernsthaft am Torschuss gehindert, zielte aber links vorbei. Burghausen tauchte immer wieder gefährlich vor dem Aachener Tor auf, die Aachener Abwehr wurde eins um andere Mal ausgespielt. So versäumte es Bediako im eigenen Strafraum, per Befreiungsschlag zu klären und verstolperte den Ball, so dass Younga-Mouhani frei vor Stephan Straub seine erste große Chance hatte. Die Gäste hatten noch mehrmals die Chance zum Nachschuss, während Stephan Straub dem Ball wie ein Stehaufmännchen hinterherhechtete und seine Vorderleute hilflos danebenstanden. Wie aus dem Nichts fiel dann die bis dahin unverdiente Führung der Alemannia. Karlheinz Pflipsen erkämpfte sich nach Fehlpass von Bayock den Ball zurück und spielte im Strafraum Miroslaw Spizak an. Der drehte sich an seinem Gegenspieler vorbei und traf zum 1:0 in den Winkel. Leider gab dieses Tor unserer Mannschaft keine Sicherheit - im Gegenteil, die Konzentration ging vollends den Bach runter. Keine zehn Sekunden nach Wiederanstoß leistete sich Dirk Caspers einen Stellungsfehler, den Oslislo beinahe zum postwendenden Ausgleich genutzt hätte. Dann kam Eric van der Luer an der Außenlinie auf Höhe der Mittellinie an den Ball. In Bedrängnis lief er einige Meter rückwärts und schob den Ball (wie so oft an diesem Tag) in Richtung Stephan Straub. Der war später am Ball als Younga-Mouhani und sah sehr alt aus, als er zur Seite hechtete, während der Burghausener Stürmer den Ball einfach durch in Richtung Tor trudeln ließ. Die Wacker-Fans wussten gar nicht, wie ihnen geschah und schauten eher verdutzt denn erfreut aus dem Gästeblock auf den Rasen. Burghausen spielte weiter ebenso clever wie destruktiv, Torwart Wehner ließ sich schon nach 20 Spielminuten viel Zeit bei seinen Abstößen. Ein bisschen ansteckend war die Aachener Verunsicherung aber dann doch; Stark gab das Geschenk zum 1:1 zurück und spielte ohne Not Josef Ivanovic an, der völlig frei das 2:1 erzielen konnte. Mit diesem Ergebnis konnte man bei der Alemannia hochzufrieden sein, und fast hätte man es auch in die Pause gerettet, bevor ein Aachener Einwurf kurz vor dem Wechsel das 2:2 einleitete. Oslislo ging dem Einwurf von Caspers im Gegensatz zu Miroslaw Spizak entgegen und lief entlang der Außenlinie in Richtung Aachener Tor. Dabei wurde er vom bereits verwarnten Edwin Bediako gefoult, der wahrscheinlich Gelb-Rot gesehen hätte, wenn die Szene nicht weitergelaufen wäre und Burghausen das 2:2 erzielt hätte. Mokhtari flankte in die Mitte, wo Alexander Klitzpera am kurzen Pfosten und Willi Landgraf am langen Pfosten warteten. Younga-Mouhani stand genau dazwischen und hatte wenig Mühe, den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu köpfen.
Dieses Tor brach der Alemannia das Genick; nach der Pause wurde es noch schlimmer (als ob die erste Halbzeit nicht schlecht genug gewesen wäre). George Mbwando ersetzte den ebenso gelb-rot-gefährdeten wie schwachen Bediako, spielte aber auch nicht besser. Nach drei Minuten schloss Burghausen einen perfekt vorgetragenen Angriff zum 2:3 ab. Willi Landgraf sah seinen Gegenspieler nach einem Steilpass nur von hinten, und die Hereingabe fand wieder einmal Younga-Mouhani, der schon wieder genau in der Mitte zwischen Klitzpera und Mbwando stand und von keinem der beiden am Torschuss gehindert wurde. In den nächsten Minuten waren die Alemannen völlig von der Rolle, Burghausen vergab mehrere gute Gelegenheiten zum 2:4. Die beste davon vergab Berger, der ganz frei auf Straub zulief, diesen aber anschoss. Auch Willi Landgraf und Eric van der Luer wurden mittlerweile völlig zu Recht ausgewechselt, leider stand Emmanuel Krontiris wegen einer Verletzung nicht zur Einwechslung zur Verfügung. Die Alemannia war durchaus bemüht, dem Spiel noch eine Wende zu geben, aber klare Chancen waren selten. Miroslaw Spizak hatte nach Hereingabe von Ivanovic eine der besten Gelegenheiten, trat aber über den Ball. Dann vergab Thierry Bayock aus ausgezeichneter Schussposition eher kläglich. Burghausen blieb bei Kontern gefährlich, so musste Stephan Straub erst gegen den durchgebrochenen Berger und dann gegen den Kopfball von Younga-Mouhani retten. Dann traf der dreifache Torschütze Younga-Mouhani aus 18 Metern nur den rechten Außenpfosten. Man hätte sich mittlerweile nicht beschweren können, wenn es 2:5 gestanden hätte. Karlheinz Pflipsen war der einzige in der zweiten Hälfte, von dessen Aktionen noch etwas Gefahr ausging. Zunächste scheiterte er mit einem Volleyschuss an Torwart Wehner und schließlich zwei Minuten vor Schluss aus 16 Metern am rechten Pfosten. In der Nachspielzeit hätte George Mbwando aus dem Gewühl heraus beinahe noch den Ausgleich erzielt, aber sein Ball ging knapp am linken Pfosten vorbei.
Dank einer katastrophalen Defensive hat die Alemannia nun schon ihr drittes Heimspiel verloren. Mit Landgraf, Bediako, Caspers, Bayock, van der Luer und Mbwando hatte die Mannschaft gleich sechs Totalausfälle zu beklagen. Von der Mannschaft, die in Cöln so grandios gekämpft hatte, war nicht mehr viel zu sehen. Damit ist das Thema Aufstieg abgehakt, nachdem man im neuen Jahr weiterhin sieglos ist und sieben Punkte auf einen Aufstiegsrang aufholen müsste. Bei konstanteren Leistungen wäre das zwar nicht unmöglich, aber gegen Burghausen hat sich leider gezeigt, dass man noch weit von einer Spitzenmannschaft entfernt ist. Für den Fan heißt es von nun an wieder morgens: "scheiße, aufstehen". Immerhin wird von dieser Saison die Erinnerung an das Cöln-Spiel bleiben, und wenn man sieht, wo man vor der Saison stand, ist das schon mehr, als man erwarten konnte.

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