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Straub - Landgraf (54. Zimmermann), Klitzpera,
Bediako (46. Mbwando), Caspers - Grlic, Bayock, Pflipsen,
van der Luer (63. Lämmermann) - Spizak, Ivanovic
(Memmersheim - Rosin, Ferl / J. Berger) |
Wehner - Stark, Forkel, Örüm - Broich, F. Berger,
Tavcar, Oslislo, Mokhtari (83. Burghartswieser),
Bonimeier (87. Grzybowski) -
Younga-Mouhani (93. Lützler)
(Küfner - Schmidt, Konetzke, Dione / Bommer) |
Ungewohnt gut gelaunt verbrachte man die letzten Tage als Alemannia-Fan,
erster Gedanke beim morgentlichen Klingeln des Weckers war nicht
"scheiße, aufstehen", sondern "haha, 3:3". Leider landete
man schon nach sechs Tagen wieder hart auf dem Boden der Tatsachen. Die
beiden Unentschieden in Freiburg und Cöln waren zwar beeindruckend
herausgespielt worden, aber sie bedeuteten auch einen auf sieben Punkte
angewachsenen Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Ein Sieg beim
vermeintlich leichteren Heimspiel gegen Burghausen wäre also dringend
nötig gewesen, um oben dranzubleiben. Entsprechend hoch waren die
Erwartungen im Umfeld des Tivolis. Leider war die Live-Übertragung des
Cöln-Spiels offenbar noch nicht Werbung genug für die Alemannia,
denn trotz Sonnenscheins kamen am Sonntagnachmittag nur 11000 Zuschauer zum
Tivoli.
Die, die da waren, machten kaum mehr Lärm als die 80 Aachener beim
Hinspiel in Burghausen; vielmehr machte sich schnell ungeduldige Unruhe breit,
als es auf dem Spielfeld nicht so lief. Die Alemannia, bei der Edwin Bediako
in der Innenverteidigung den rotgesperrten Quido Lanzaat ersetzte, war dem
Druck der Favoritenrolle nicht gewachsen und offenbarte in der Defensive von
der ersten Minute an haarsträubende Unsicherheiten. Willi Landgraf
leitete die erste Chance der Gäste ein, als er den Ball auf Kopf, Brust
und wieder Kopf jonglierte, bis sein Gegenspieler den Fuß dazwischen
bekam und Mokhtari anspielte. Der wurde weder von Klitzpera noch von Bediako
ernsthaft am Torschuss gehindert, zielte aber links vorbei. Burghausen
tauchte immer wieder gefährlich vor dem Aachener Tor auf, die Aachener
Abwehr wurde eins um andere Mal ausgespielt. So versäumte es
Bediako im eigenen Strafraum, per Befreiungsschlag zu klären und
verstolperte den Ball, so dass Younga-Mouhani frei vor Stephan Straub seine
erste große Chance hatte. Die Gäste hatten noch mehrmals die
Chance zum Nachschuss, während Stephan Straub dem Ball wie ein
Stehaufmännchen hinterherhechtete und seine Vorderleute hilflos
danebenstanden. Wie aus dem Nichts fiel dann die bis dahin unverdiente
Führung der Alemannia. Karlheinz Pflipsen erkämpfte sich nach
Fehlpass von Bayock den Ball zurück und spielte im Strafraum Miroslaw
Spizak an. Der drehte sich an seinem Gegenspieler vorbei und traf zum 1:0
in den Winkel. Leider gab dieses Tor unserer Mannschaft keine Sicherheit -
im Gegenteil, die Konzentration ging vollends den Bach runter. Keine zehn
Sekunden nach Wiederanstoß leistete sich Dirk Caspers einen
Stellungsfehler, den Oslislo beinahe zum postwendenden Ausgleich genutzt
hätte. Dann kam Eric van der Luer an der Außenlinie auf Höhe
der Mittellinie an den Ball. In Bedrängnis lief er einige Meter
rückwärts und schob den Ball (wie so oft an diesem Tag) in Richtung
Stephan Straub. Der war später am Ball als Younga-Mouhani und sah sehr
alt aus, als er zur Seite hechtete, während der Burghausener Stürmer
den Ball einfach durch in Richtung Tor trudeln ließ. Die Wacker-Fans
wussten gar nicht, wie ihnen geschah und schauten eher verdutzt denn erfreut
aus dem Gästeblock auf den Rasen. Burghausen spielte weiter ebenso
clever wie destruktiv, Torwart Wehner ließ sich schon nach 20
Spielminuten viel Zeit bei seinen Abstößen. Ein bisschen ansteckend
war die Aachener Verunsicherung aber dann doch; Stark gab das Geschenk zum
1:1 zurück und spielte ohne Not Josef Ivanovic an, der völlig frei
das 2:1 erzielen konnte. Mit diesem Ergebnis konnte man bei der Alemannia
hochzufrieden sein, und fast hätte man es auch in die Pause gerettet,
bevor ein Aachener Einwurf kurz vor dem Wechsel das 2:2 einleitete. Oslislo
ging dem Einwurf von Caspers im Gegensatz zu Miroslaw Spizak entgegen und
lief entlang der Außenlinie in Richtung Aachener Tor. Dabei wurde er
vom bereits verwarnten Edwin Bediako gefoult, der wahrscheinlich Gelb-Rot
gesehen hätte, wenn die Szene nicht weitergelaufen wäre und
Burghausen das 2:2 erzielt hätte. Mokhtari flankte in die Mitte, wo
Alexander Klitzpera am kurzen Pfosten und Willi Landgraf am langen Pfosten
warteten. Younga-Mouhani stand genau dazwischen und hatte wenig Mühe,
den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu köpfen.
Dieses Tor brach der Alemannia das Genick; nach der Pause wurde es noch
schlimmer (als ob die erste Halbzeit nicht schlecht genug gewesen wäre).
George Mbwando ersetzte den ebenso gelb-rot-gefährdeten wie schwachen
Bediako, spielte aber auch nicht besser. Nach drei Minuten schloss Burghausen
einen perfekt vorgetragenen Angriff zum 2:3 ab. Willi Landgraf sah seinen
Gegenspieler nach einem Steilpass nur von hinten, und die Hereingabe fand
wieder einmal Younga-Mouhani, der schon wieder genau in der Mitte zwischen
Klitzpera und Mbwando stand und von keinem der beiden am Torschuss gehindert
wurde. In den nächsten Minuten waren die Alemannen völlig von der
Rolle, Burghausen vergab mehrere gute Gelegenheiten zum 2:4. Die beste davon
vergab Berger, der ganz frei auf Straub zulief, diesen aber anschoss. Auch
Willi Landgraf und Eric van der Luer wurden mittlerweile völlig zu Recht
ausgewechselt, leider stand Emmanuel Krontiris wegen einer Verletzung nicht
zur Einwechslung zur Verfügung. Die Alemannia war durchaus bemüht,
dem Spiel noch eine Wende zu geben, aber klare Chancen waren selten. Miroslaw
Spizak hatte nach Hereingabe von Ivanovic eine der besten Gelegenheiten, trat
aber über den Ball. Dann vergab Thierry Bayock aus ausgezeichneter
Schussposition eher kläglich. Burghausen blieb bei Kontern
gefährlich, so musste Stephan Straub erst gegen den durchgebrochenen
Berger und dann gegen den Kopfball von Younga-Mouhani retten. Dann traf
der dreifache Torschütze Younga-Mouhani aus 18 Metern nur den rechten
Außenpfosten. Man hätte sich mittlerweile nicht beschweren
können, wenn es 2:5 gestanden hätte. Karlheinz Pflipsen war der
einzige in der zweiten Hälfte, von dessen Aktionen noch etwas Gefahr
ausging. Zunächste scheiterte er mit einem Volleyschuss an Torwart
Wehner und schließlich zwei Minuten vor Schluss aus 16 Metern am
rechten Pfosten. In der Nachspielzeit hätte George Mbwando aus dem
Gewühl heraus beinahe noch den Ausgleich erzielt, aber sein Ball ging
knapp am linken Pfosten vorbei.
Dank einer katastrophalen Defensive hat die Alemannia nun schon ihr drittes
Heimspiel verloren. Mit Landgraf, Bediako, Caspers, Bayock, van der Luer und
Mbwando hatte die Mannschaft gleich sechs Totalausfälle zu beklagen. Von
der Mannschaft, die in Cöln so grandios gekämpft hatte, war nicht
mehr viel zu sehen. Damit ist das Thema Aufstieg abgehakt, nachdem man im
neuen Jahr weiterhin sieglos ist und sieben Punkte auf einen Aufstiegsrang
aufholen müsste. Bei konstanteren Leistungen wäre das zwar nicht
unmöglich, aber gegen Burghausen hat sich leider gezeigt, dass man noch
weit von einer Spitzenmannschaft entfernt ist. Für den Fan heißt
es von nun an wieder morgens: "scheiße, aufstehen". Immerhin
wird von dieser Saison die Erinnerung an das Cöln-Spiel bleiben, und
wenn man sieht, wo man vor der Saison stand, ist das schon mehr, als man
erwarten konnte.