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Chiotis - Kontis, Moras, Alves, Georgeas - Toskas,
Katsouranis, Assuncao (46. Soares) - Bourmpos (68. Rusev),
Krassas, Kampantais (46. Liberopoulos)
(Michailidis - Kostenoglou, Konstantinidis, Petkov / Santos) |
Straub - Landgraf (87. Paulus), Klitzpera, Sichone, Blank -
Plaßhenrich, Rolfes, Fiel (67. Stehle) -
Scharping (76. Gomez), Michalke, Meijer
(Nicht - Noll, Bruns, Iwelumo / Hecking) |
Mit zwei wichtigen Auswärtsspielen endete das überaus erfolgreiche
Jahr 2004 für die Alemannia. Nachdem das erste in Fürth
unglücklich verloren gegangen war, bot das zweite unabhängig vom
Ausgang ungleich mehr als der x-te Trip ins Playmobil-Stadion. Dabei mussten
die rund 600 mitgereisten Alemannia-Fans schnell feststellen, dass Athen zwar
größer und historisch bedeutender als Sevilla ist, aber auch
lauter, dreckiger, asozialer und im Dezember kälter. Die meisten der auf
eigene Faust angereisten Alemannen wohnten irgendwo in den zahlreichen
billigen Absteigen rund um den von Junkies und Pennern bevölkerten
Omonia-Platz, irgendwo zwischen verfallenen Häusern, Bordellen und
der allen EU-Tierhaltungs-Normen trotzenden Markthalle. Das immense
kulturelle Angebot Athens half aber über einiges hinweg, und vor und
nach dem Spiel gab es kaum einen Moment, in dem einem auf dem
Akropolis-Hügel keine gutgelaunten Menschen in schwarz-gelben Trikots
entgegenkamen. Einen eigenen Fanblock machten die Alemannia-Anhänger
auch beim Pokalspiel von Panathinaikos gegen Ionikos einige Stunden vor dem
Alemannia-Spiel auf. In der dunklen Gasse hinter dem berüchtigten
Gate 13 reagierte man zunächst misstrauisch bis gewaltbereit auf
schwarz-gelbe Schals und nach näherem Anblick (kein AEK-Schal)
freundlich bis aufmunternd. Auch auf dem weitläufigen und seit der
Olympiade leeren und dunklen Olympiagelände tummelten sich einige
finstere Gestalten, aber am Ende kamen alle Alemannia-Fans mehr oder weniger
unbehelligt zum Stadion. Auch der Kartenkauf war trotz der wieder einmal
merkwürdigen Ideen der Alemannia (Verkauf am Fürth-Nachmittag) kein
größeres Problem, man musste nur den Hinweis des Fanshops
"12 Uhr Irini-Bahnhof" ignorieren und sich die Karten am Vortag,
direkt vor dem Spiel oder sonstwann holen. Die Alemannia-Fans wurden im
Oberrang hinter dem einen Tor untergebracht, AEK stand im Unterrang hinter
dem anderen Tor, und einige Griechen standen links neben dem Aachener Block,
um zu provozieren - der Rest des riesigen Stadions war so gut wie leer.
Die Alemannia, mit Jens Scharping für den gesperrten Sergio Pinto, trat
mit dem gewohnten System an. Allerdings stand man in der ersten Hälfte
zu weit weg vom Mann und leistete sich zu viele Fehler, um den Gegner
ernsthaft unter Druck zu setzen. AEK war zwar ohne fünf Stammspieler
angetreten, deutete aber trotzdem spielerische Klasse an; die Alemannia wurde
in der ersten Halbzeit ein ums andere Mal mit schnellen Kombinationen
ausgekontert. Nach einer Viertelstunde musste sich Stephan Straub bei einem
Flachschuss von Leonidas Kampantais ganz lang machen. Haareraufen nach einer halben
Stunde auf der anderen Seite; nach haarsträubenden Fehlern von
griechischer Abwehr samt Torwart standen sich Cristian Fiel und Kai Michalke
beim Torschuss gegenseitig im Weg. Letzterer scheiterte einmal am Torwart und
ein zweites Mal an einem Abwehrbein auf der Torlinie. So blieb es zur Pause
beim 0:0 in einem mäßigen Spiel, dem unsere Mannschaft bis dahin
ebenso wenig ihren Stempel aufdrücken konnte wie die 600 Aachener Fans,
die sich von den heimischen Anhängern allzu oft übertönen
ließen.
Auch nach der Pause sah es zunächst nicht nach einem Sieg aus. Simon
Rolfes rettete nach Flanke von Christos Bourbos und Kopfballablage von
Paulo Assuncao in höchster Not gegen den einschussbereiten Kostas
Katsouranis. Etwas später prüfte der eingewechselte Stürmerstar
Nikos Liberopoulos aus 16 Metern Stephan Straub. Was folgte, geht in die
Alemannia-Geschichte ein: Eine Flanke von Kai Michalke wurde zu kurz
abgewehrt. Jens Scharping bediente Reiner Plaßhenrich mit einem
glücklich abgefälschten Steilpass. Plaßhenrichs Schuss wurde
von Torwart Dionisis Chiotis gegen den Pfosten gelenkt, und Erik Meijer stand
goldrichtig und brachte den Ball zum vielumjubelten 0:1 über die Linie.
Nun durfte gefeiert werden, und im Anschluss an ein "Wer nicht hüpft,
der ist kein Aachner", das die Tribüne bedenklich zum Wackeln
brachte, sorgte ein älterer Polizist für Belustigung, der mit dem
Megaphon durch den Block lief und die Leute aufrief, sich hinzusetzen. Dem
wurde prompt nachgekommen, woraufhin der Mann zufrieden mit sich und der Welt
abzog und selten dumm aus der Wäsche guckte, als zur HUMBA alle wieder
aufsprangen. Gut 25 Minuten musste noch gezittert werden, bis der für
Jens Scharping ins Spiel gekommene Daniel Gomez für die Erlösung
sorgte. Über Simon Rolfes lief ein Konter zu Stefan Blank. Der legte quer
auf Daniel Gomez, der gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 0:2 ins linke
Eck traf. Damit war das Spiel entschieden, die Alemannia hatte den
hochdotierten Gegner schon nach dem ersten Tor sicher im Griff gehabt. Nach
Vorarbeit von Kai Michalke hatte Erik Meijer sogar das 0:3 auf dem Fuß,
schoss den Ball aber aus fünf Metern Dionisis Chiotis in die Arme. Das dritte Tor hätte
die Alemannia vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz katapultiert, und
uns wäre das Alkmaar-Desaster erspart geblieben...
Auch so wurde die Mannschaft für die erneut sensationelle Leistung
gefeiert, und in der Stadt ging die Party weiter. Für die meisten endete
sie allerdings spätestens am Freitag, als im griechischen Eurosport die
Kugel mit AZ Alkmaar gezogen wurde, dem einzigen Horrorlos in einem Topf
voller Traumlose wie Newcastle oder Bilbao. So passten sich die Gesichter
vieler Aachener in den letzten Tagen ihres Athen-Aufenthaltes denen der
AEK-Fans an; dem Weiterkommen der Mannschaft folgte für die meisten
Mitgereisten die bittere Aussicht auf ein persönliches Ausscheiden
aus dem UEFA-Cup dank winzigem Gästeblock in Alkmaar. Je 2000 Kilometer
bis Island, Andalusien und Griechenland zurückgelegt, dann endlich ein
Spiel vor der Haustür - und man kann nicht dabeisein.