Mi, 15.12.04:
AEK Athen - ALEMANNIA 0:2 (0:0)
Chiotis - Kontis, Moras, Alves, Georgeas - Toskas, Katsouranis, Assuncao (46. Soares) - Bourmpos (68. Rusev), Krassas, Kampantais (46. Liberopoulos)
(Michailidis - Kostenoglou, Konstantinidis, Petkov / Santos)
Straub - Landgraf (87. Paulus), Klitzpera, Sichone, Blank - Plaßhenrich, Rolfes, Fiel (67. Stehle) - Scharping (76. Gomez), Michalke, Meijer
(Nicht - Noll, Bruns, Iwelumo / Hecking)

Zuschauer: 4711 (ca. 600 aus Aachen)
Gelb: Toskas - Fiel, Blank, Sichone

0:1 Meijer (57.; Scharping, Plaßhenrich)
0:2 Gomez (84.; Rolfes, Blank)





































(Fotos: Richard)







(Fotos: Richard)





(Foto: Richard)











(Foto: Richard)

Mit zwei wichtigen Auswärtsspielen endete das überaus erfolgreiche Jahr 2004 für die Alemannia. Nachdem das erste in Fürth unglücklich verloren gegangen war, bot das zweite unabhängig vom Ausgang ungleich mehr als der x-te Trip ins Playmobil-Stadion. Dabei mussten die rund 600 mitgereisten Alemannia-Fans schnell feststellen, dass Athen zwar größer und historisch bedeutender als Sevilla ist, aber auch lauter, dreckiger, asozialer und im Dezember kälter. Die meisten der auf eigene Faust angereisten Alemannen wohnten irgendwo in den zahlreichen billigen Absteigen rund um den von Junkies und Pennern bevölkerten Omonia-Platz, irgendwo zwischen verfallenen Häusern, Bordellen und der allen EU-Tierhaltungs-Normen trotzenden Markthalle. Das immense kulturelle Angebot Athens half aber über einiges hinweg, und vor und nach dem Spiel gab es kaum einen Moment, in dem einem auf dem Akropolis-Hügel keine gutgelaunten Menschen in schwarz-gelben Trikots entgegenkamen. Einen eigenen Fanblock machten die Alemannia-Anhänger auch beim Pokalspiel von Panathinaikos gegen Ionikos einige Stunden vor dem Alemannia-Spiel auf. In der dunklen Gasse hinter dem berüchtigten Gate 13 reagierte man zunächst misstrauisch bis gewaltbereit auf schwarz-gelbe Schals und nach näherem Anblick (kein AEK-Schal) freundlich bis aufmunternd. Auch auf dem weitläufigen und seit der Olympiade leeren und dunklen Olympiagelände tummelten sich einige finstere Gestalten, aber am Ende kamen alle Alemannia-Fans mehr oder weniger unbehelligt zum Stadion. Auch der Kartenkauf war trotz der wieder einmal merkwürdigen Ideen der Alemannia (Verkauf am Fürth-Nachmittag) kein größeres Problem, man musste nur den Hinweis des Fanshops "12 Uhr Irini-Bahnhof" ignorieren und sich die Karten am Vortag, direkt vor dem Spiel oder sonstwann holen. Die Alemannia-Fans wurden im Oberrang hinter dem einen Tor untergebracht, AEK stand im Unterrang hinter dem anderen Tor, und einige Griechen standen links neben dem Aachener Block, um zu provozieren - der Rest des riesigen Stadions war so gut wie leer.
Die Alemannia, mit Jens Scharping für den gesperrten Sergio Pinto, trat mit dem gewohnten System an. Allerdings stand man in der ersten Hälfte zu weit weg vom Mann und leistete sich zu viele Fehler, um den Gegner ernsthaft unter Druck zu setzen. AEK war zwar ohne fünf Stammspieler angetreten, deutete aber trotzdem spielerische Klasse an; die Alemannia wurde in der ersten Halbzeit ein ums andere Mal mit schnellen Kombinationen ausgekontert. Nach einer Viertelstunde musste sich Stephan Straub bei einem Flachschuss von Leonidas Kampantais ganz lang machen. Haareraufen nach einer halben Stunde auf der anderen Seite; nach haarsträubenden Fehlern von griechischer Abwehr samt Torwart standen sich Cristian Fiel und Kai Michalke beim Torschuss gegenseitig im Weg. Letzterer scheiterte einmal am Torwart und ein zweites Mal an einem Abwehrbein auf der Torlinie. So blieb es zur Pause beim 0:0 in einem mäßigen Spiel, dem unsere Mannschaft bis dahin ebenso wenig ihren Stempel aufdrücken konnte wie die 600 Aachener Fans, die sich von den heimischen Anhängern allzu oft übertönen ließen.
Auch nach der Pause sah es zunächst nicht nach einem Sieg aus. Simon Rolfes rettete nach Flanke von Christos Bourbos und Kopfballablage von Paulo Assuncao in höchster Not gegen den einschussbereiten Kostas Katsouranis. Etwas später prüfte der eingewechselte Stürmerstar Nikos Liberopoulos aus 16 Metern Stephan Straub. Was folgte, geht in die Alemannia-Geschichte ein: Eine Flanke von Kai Michalke wurde zu kurz abgewehrt. Jens Scharping bediente Reiner Plaßhenrich mit einem glücklich abgefälschten Steilpass. Plaßhenrichs Schuss wurde von Torwart Dionisis Chiotis gegen den Pfosten gelenkt, und Erik Meijer stand goldrichtig und brachte den Ball zum vielumjubelten 0:1 über die Linie. Nun durfte gefeiert werden, und im Anschluss an ein "Wer nicht hüpft, der ist kein Aachner", das die Tribüne bedenklich zum Wackeln brachte, sorgte ein älterer Polizist für Belustigung, der mit dem Megaphon durch den Block lief und die Leute aufrief, sich hinzusetzen. Dem wurde prompt nachgekommen, woraufhin der Mann zufrieden mit sich und der Welt abzog und selten dumm aus der Wäsche guckte, als zur HUMBA alle wieder aufsprangen. Gut 25 Minuten musste noch gezittert werden, bis der für Jens Scharping ins Spiel gekommene Daniel Gomez für die Erlösung sorgte. Über Simon Rolfes lief ein Konter zu Stefan Blank. Der legte quer auf Daniel Gomez, der gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 0:2 ins linke Eck traf. Damit war das Spiel entschieden, die Alemannia hatte den hochdotierten Gegner schon nach dem ersten Tor sicher im Griff gehabt. Nach Vorarbeit von Kai Michalke hatte Erik Meijer sogar das 0:3 auf dem Fuß, schoss den Ball aber aus fünf Metern Dionisis Chiotis in die Arme. Das dritte Tor hätte die Alemannia vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz katapultiert, und uns wäre das Alkmaar-Desaster erspart geblieben...
Auch so wurde die Mannschaft für die erneut sensationelle Leistung gefeiert, und in der Stadt ging die Party weiter. Für die meisten endete sie allerdings spätestens am Freitag, als im griechischen Eurosport die Kugel mit AZ Alkmaar gezogen wurde, dem einzigen Horrorlos in einem Topf voller Traumlose wie Newcastle oder Bilbao. So passten sich die Gesichter vieler Aachener in den letzten Tagen ihres Athen-Aufenthaltes denen der AEK-Fans an; dem Weiterkommen der Mannschaft folgte für die meisten Mitgereisten die bittere Aussicht auf ein persönliches Ausscheiden aus dem UEFA-Cup dank winzigem Gästeblock in Alkmaar. Je 2000 Kilometer bis Island, Andalusien und Griechenland zurückgelegt, dann endlich ein Spiel vor der Haustür - und man kann nicht dabeisein.



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