Mi, 10.07.02:
Rot-Weiss Essen - ALEMANNIA 3:0 (1:0)
Sejna (46. Kirschstein) - Zimmermann (46. Fischer), Ernst (61. Bilgin), Wedau (61. Börger), Bonan (70. Hahn), Hauswald (46. Wojcik), Winkler (46. Tomoski), Koen (61. Manske), Weigelt, Brinkmann (85. Komade), Weber (46. Wolf)
(Trainer: Pleß)
Straub - Landgraf, Aygün (46. Bediako), Antonijevic, Ivankovic (46. Gunesch) - Echendu, Lämmermann (68. Schäfer), Grlic (46. M. Zimmermann), Bayock - Tomic, Iddi
(Trainer: Berger)

Zuschauer: 1701 (ca. 40 aus Aachen)
Gelb: Grlic

1:0 Wedau (17.)
2:0 Wolf (70.)
3:0 Bilgin (90.)









2006 ist WM, und selbst nach Velbert und Bochum sind noch zu viele Leute ohne Stadionverbot übrig - vielleicht hilft ja ein Freundschaftsspiel beim RWE. So ähnlich hat man sich das wahrscheinlich hier oder dort an der Krefelder Straße gedacht. Oder wer um alles in der Welt hatte die Idee, mal wieder ein Freundschaftsspiel (?) in Essen anzusetzen? Naja, warum nicht, es ist ohnehin nicht mehr viel, wie es einmal war. Bei "wer ist der Schreck vom Niederrhein?" denkt man spontan "nur der RWO", und "kein Geld im Portemonnaie" haben wir in erster Linie selbst. Schon der Empfang in Essen kam einem seltsam vor. Anstatt einen zu bepöbeln, helfen sie einem beim Einparken!?! Dann betritt man zehn Minuten vor Anpfiff den Gästeblock - gähnende Leere?!? Und wer waren diese Leute auf dem Spielfeld??? Jedenfalls nicht unsere Mannschaft. War man vielleicht doch bei Mühlheim falsch abgebogen? Aber das Stadion sah aus wie die Hafenstraße, auf der Eintrittskarte stand "Alemannia", und dann forderte der Stadionsprecher auch noch die Zuschauer auf, einen gewissen "Willi" zu begrüßen, was mit einem Pfeifkonzert quittiert wurde.
Scheinbar war man doch richtig, aber wer waren diese Menschen in den schwarzen Trikots? A-Jugendliche waren es diesmal nicht, die müsste man doch zumindest vom Sehen kennen. Als der Stadionsprecher die Namen vorgelesen hatte, war man nicht wirklich klüger - Ivankovic, Antonijevic, Aygün, Tomic, Echendu, auf der Bank Katic. Bei diesen Namen lag der Verdacht nah, dass Jörg Berger irgendwo auf der Autobahn gemerkt hatte, dass er zu wenige Spieler hatte und in Essen noch kurzerhand einige Passanten angeworben hatte. Die ersten Eindrücke von der Spielstärke der Leute schienen diesen Verdacht jedenfalls zu bestätigen.
Der Rest der 90 Minuten ist schnell erzählt. Ein müheloses 3:0 einer munter durchwechselnden Essener Mannschaft gegen einen hilf- und planlosen Haufen, aus dem nur Thierry Bayock positiv herausstach. Alles begleitet vom sinnleeren Gebrabbel des Stadionsprechers, nach dem Motto: "und jetzt ein Abstoß von unserem Torwart Sascha Kirschstein, der ist ein Meter sechsundneunzig groß, der hätte auch Basketball spielen können" etc. Ivica Grlic sorgte zwischendurch für etwas Auflockerung, als er sinnlos einen Gegenspieler attackierte und einige Pfiffe und "Scheiß-Alemannia"-Rufe provozierte; ansonsten dürften sich die meisten Zuschauer fast so gelangweilt haben wie die 20 Essener Polizisten und 4 Aachener Zivis, die die 35 Aachener Fans im Gästeblock bewachten. Mut macht im Moment hauptsächlich der Gedanke daran, dass man im letzen Jahr beim 2:3 in Darmstadt auch nicht besser aussah und trotzdem irgendwie die Klasse gehalten hat. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Regionalligasaison früher beginnt und Essen in der Vorbereitung entsprechend weiter ist. Und schließlich können sich fünf neue Spieler nicht auf Anhieb perfekt einfügen (auch wenn böse Zungen behaupten, dass sie so schlecht waren, gerade weil sie sich schon perfekt eingefügt haben).
Zu den getesteten Spielern im einzelnen:
Nr. 2 Verdra Ivankovic: Unsicherheitsfaktor auf der linken Seite. Am 1:0 der Essener nicht unbeteiligt. Verlor nach wenigen Minuten das Klebeband, das den Schriftzug "Benthin" auf seinem Rücken verdeckte. Herkunft unbekannt.
Nr. 3 Dalibor Antonijevic: Fiel nicht ganz so negativ auf wie seine Nebenleute Ivankovic und Aygün. Aber fast. Einer Google-Suche zufolge spielte der Jugoslawe in der Saison 1999/2000 für Radnicki Kragujevac und 2000/01 für Cukaricki Stankom Belgrad in der ersten jugoslawischen Liga und erzielte immerhin ein Tor beim 2:6 im Derby gegen Partizan am 29.11.00.
Nr. 4 Necat Aygün: Sieht aus wie Jan Koller und bewegt sich ähnlich schwerfällig. Dementsprechend kam er meistens einen Schritt zu spät. Der 22-jährige Türke spielte für die Amateure des TSV 1860 München und wurde im Laufe dieser Saison an Besiktas Istanbul ausgeliehen.
Nr. 9 Sladko Tomic: Spielte neben Baba Iddi im Sturm. Hatte kaum Torszenen, litt unter fehlenden Anspielen aus dem Mittelfeld. Herkunft unbekannt.
Nr. 11 Adiele Echendu: Der 23-jährige gelernte Abwehrspieler kam im defensiven Mittelfeld zum Einsatz. In Ansätzen ganz ordentlich, insgesamt unauffällig. Der Nigerianer spielte seit 1999 beim 1.FC Saarbrücken, zuvor bei den Port Harcourt Sharks, Julius Berger (!) Lagos, Fortuna Düsseldorf und Borussia Neunkirchen. Von allen neuen Spielern der einzige bekannte Name - Echendu spielte u.a. beim 0:0 auf dem Tivoli am 12.10.01 für Saarbrücken.
Nr. 12 Mio Katic: wurde nicht mehr eingewechselt. Auch für ihn gilt: niemand kennt ihn oder weiß, wo er herkommt.



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