Fr, 08.11.02:
ALEMANNIA - Union Berlin 3:0 (2:0)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat (68. Bediako), Heeren - Mbwando, Grlic (79. Ferl), Pflipsen, van der Luer (73. Lämmermann) - Spizak, Ivanovic
(Memmersheim - F. Schmidt, Keller, Zimmermann / Berger)
Wulnikowski - Menze, Persich, Molata - Veit (60. Koilow), Balcarek, Widolow, Okeke, Nikol, Fiel (81. Igwe) - Baumgart (58. Keita)
(Beuckert - Sandmann, Backhaus, Ristic / Votava)

Zuschauer: 13132 (ca. 100 aus Berlin)
Gelb: Lanzaat - Balcarek, Molata

1:0 Ivanovic (20.; Landgraf)
2:0 van der Luer (40.; Ivanovic, Pflipsen)
3:0 Spizak (46.)





Nach vier Siegen in Folge träumte man in Aachen plötzlich wie zu besten Zweitligazeiten in den Achtzigern wieder vom Aufstieg. Nun kam mit Union Berlin auch noch ein verunsicherter Gegner zum Tivoli, bei dem Mirko Votava - dem Gefühl nach 60 Jahre alt und bis letzte Woche noch bei Werder Bremen aktiv - sein erstes Spiel als Cheftrainer bestritt. Jörg Berger vertraute auf dieselbe Formation wie in Braunschweig, d.h. Eric van der Luer erhielt wieder den Vorzug vor Stephan Lämmermann. Das Drumherum stimmte - Regenschauer überm Tivoli, Flutlicht und 13000 Zuschauer. Dementsprechend waren sich alle einig, dass eigentlich wenig schiefgehen konnte.
Es ging auch gut los, gleich in der ersten Minute gaben die Alemannen Vollgas, der erste Eckball wurde herausgeholt und die erste gelbe Karte provoziert. Der Gast aus Ostberlin zeigte sich aber gut vorbereitet, hielt gut dagegen und hatte nach wenigen Minuten die Riesenchance zum 0:1. Quido Lanzaat trat im eigenen Strafraum über den Ball, Stephan Straub warf sich vor einem herannahenden Stürmer auf den Ball, konnte das regennasse Leder aber nicht festhalten, und so kam Widolow aus 12 Metern frei zum Schuss. Stephan Straub warf sich in den zu unplatzierten Schuss und konnte den frühen Rückstand verhindern. Dann hätte Ivica Grlic mit einem Querschläger beinahe Erinnerungen an Ingo Menzel aufleben lassen, hatte aber Glück, dass der Ball knapp über die Latte ging. Bei der Alemannia gab es bis dahin einige gute Ansätze wie ein Solo und eine abgefangene Hereingabe von Miroslaw Spizak, aber nichts wirklich Zwingendes. Dann fiel nach 20 Minuten das zu diesem Zeitpunkt überraschende 1:0. Willi Landgraf hatte auf der rechten Seite viel Platz und nutzte ihn für eine präzise Flanke aus vollem Lauf auf den Kopf von Josef Ivanovic, gegen dessen Aufsetzer aus 13 Metern Torwart Wulnikowski machtlos war. Unions Abwehrspieler Opeke hatte bei der Aktion zu weit weg von Ivanovic gestanden. Mit dem Tor im Rücken lief es nun besser für die Alemannia. Zunächst war es aber der Berliner Baumgart, der mit einem Kopfball nach Flanke von Balcarek für die nächste gefährliche Situation sorgte. Danach spielte bis zur Pause nur noch die Alemannia. Miroslaw Spizak erzielte nach Pass von Eric van der Luer das 2:0, wurde aber wegen einer angeblichen Abseitsstellung zurückgepfiffen. Dann hatten die Alemannen nach einem Befreiungsschlag aus der eigenen Abwehr Platz zum Kontern. Drei Aachener spielten dabei zwei Berliner mustergültig aus. Karlheinz Pflipsen bediente Josef Ivanovic. Der ließ quer auf Miroslaw Spizak abtropfen. Spizak, nach den Toren gegen Lübeck und Braunschweig mit neuem Selbstvertrauen ausgestattet, schoss direkt, allerdings genau in die Arme von Wulnikowski. Union hatte immer weniger entgegenzusetzen und machte der Alemannia das Kombinieren leicht. Nach einem Berliner Einwurf eroberte Josef Ivanovic den Ball und leitete ihn direkt weiter an Karlheinz Pflipsen. Der sah Eric van der Luer, der ohne erkennbaren Gegenspieler frei in den Strafraum eindringen und mit einem Flachschuss in die rechte Ecke sein erstes Tor für die Alemannia erzielen konnte.
In der zweiten Hälfte wurden sämtliche Hoffnungen der Gäste auf eine Wende nach wenigen Sekunden zunichte gemacht. Berlin hatte Anstoß und spielte erst einmal rückwärts. Das geschah unpräzise und schlampig. Miroslaw Spizak war hingegen hellwach, erlief den Ball und schob ihn zum vorentscheidenden 3:0 in die lange Ecke. Berlin war zu diesem Zeitpunkt völlig von der Rolle und lud zu weiteren Toren ein. Noch während Robert Moonen das 3:0 verkündete, bediente der Berliner Menze mit dem Kopf Miro Spizak, dessen Flachschuss aus 20 Metern Wulnikowski gerade noch erreichen konnte. Dann klärte Molata einen Schuss von Ivanovic anstelle seines bereits geschlagenen Torhüters. Wenig später wurde Karlheinz Pflipsen nach einem schön vorgetragenen Konter im letzten Moment gestört. Den Rest der zweiten Hälfte war auf den Rängen Feiern angesagt, während bei der Mannschaft in einigen Szenen die Konzentration etwas nachließ. Nach Fehlpass von Grlic lief Nikol alleine auf Straub zu, rechnete aber nicht mit Willi Landgraf, der im letzten Moment per Grätsche klären konnte. Kurz vor Schluss gab es noch einige Chancen zum 4:0, das der Alemannia für zwei Tage zu einem Aufstiegsplatz verholfen hätte. Grlic traf nach Hereingabe von Spizak den Ball nicht richtig, dann wurde Ivanovic bei einer weiteren Flanke von Spizak im Strafraum von hinten gestoßen und köpfte im Liegen Torwart Wulnikowski an. Der eingewechselte Stephan Lämmermann hatte mit einem abgefälschten Schuss aus 14 Metern die nächste Chance. In der letzten Minute war es wieder Lämmermann, der nach Doppelpass mit Klitzpera das 4:0 hätte erzielen können. In der Mitte standen einige einschussbereite Mitspieler, aber er versuchte es selbst und zielte rechts am Tor vorbei.
Auch mit dem 3:0 kann einem beim Blick auf die Tabelle schwindelig werden: punktgleich mit dem Dritten und nur zwei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. Zum ersten Mal seit dem Aufstiegsjahr 98/99 und zum ersten Mal überhaupt in 20 Zweitligajahren gab es fünf Siege in Folge. Nicht auszudenken, was in Aachen los sein wird, sollte man auch noch in Mainz gewinnen. Die werden allerdings wesentlich mehr zu bieten haben als die an diesem Abend doch sehr schwachen Berliner.

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