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Wilde - Laaser, Zallmann, Kullig, Türkmen -
Plaßhenrich (81. Schweißing), Mbidzo, Zandi (75. Weißhaupt) -
Kruppke, Bärwolf (71. Thioune), Scharping
(Wehlmann - Kunze, Petersen, Arens / Hecking) |
Straub - Mbwando (27. Landgraf), Klitzpera,
Lanzaat (79. Caspers), Bediako - Grlic, Rosin, van der Luer,
Krontiris - Spizak, Ivanovic
(C. Schmidt - Ferl, Zimmermann / Berger) |
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte spielte die Alemannia im Stadion
Lohmühle in Lübeck. Der 1945 als Nachfolger von
SG Ordnungspolizei und SV Vorwärts 1919 gegründete VfB schaffte
nach jahrzehntelanger Oberliga- und Regionalligazugehörigkeit 1995
erstmals den Sprung in den Profifußball, bevor man 1997 wieder abstieg.
2002 gelang der Wiederaufstieg, und die Mannschaft hat gute Chancen auf den
Klassenerhalt - mit einem Sieg gegen die Alemannia hätte man sich
entscheidend aus der Gefahrenzone absetzen können. Das 1924 erbaute
Stadion an der Lohmühle verfügt mittlerweile über eine
moderne große Haupttribüne mit integriertem Restaurant mit
Spielfeldblick im Obergeschoss. 50 Euro kostet dort eine Karte - bei immerhin
auch 8 Euro für den in Lübeck auch im April noch kalten und
windigen Gästeblock fast schon eine Überlegung wert...
Für die Alemannia ging es bei (vor dem Spieltag) fünf Punkten
Rückstand darum, die letzte Chance zu wahren, an den Aufstiegsrängen
dranzubleiben. Dabei musste man weiterhin ohne Karlheinz Pflipsen auskommen,
für ihn spielte Emmanuel Krontiris als hängende Spitze hinter Josef
Ivanovic und Miroslaw Spizak. George Mbwando begann anstelle von Willi
Landgraf auf der rechten Abwehrseite, dafür kam Daniel Rosin im
Mittelfeld zum Einsatz. Auf der linken Abwehrseite erhielt Eddie Bediako den
Vorzug vor Dirk Caspers und Mark Zimmermann.
90 Minuten später waren alle Aufstiegsträume nach einer
unterirdisch schlechten Leistung der Alemannia beendet. Die zwei Wochen
Länderspielpause und die Vertragsverhandlungen schienen unseren Spielen
nicht gerade gut bekommen zu sein. Die Luft war völlig raus, die
Mannschaft trat auf, als ginge es um nichts mehr. Die beileibe nicht
übermächtigen Lübecker zeigten mehr Biss, gewannen die meisten
Zweikämpfe, waren immer einen Schritt schneller am Ball und wirkten
wacher und entschlossener.
So kam der Gastgeber bereits nach wenigen Minuten zu seiner ersten
Großchance. Plaßhenrich spielte einen hohen Ball ins Aachener
Abwehrzentrum. Dort fühlte sich kein Aachener zuständig, und
Ferydoon Zandi konnte den Ball völlig frei im Strafraum annehmen. Zandi
brauchte etwas zu lange für die Ballannahme und schoss den
herausstürzenden Stephan Straub an. Der rettete seiner Mannschaft in
dieser Szene wie so oft in dieser Saison vor einem Gegentor, um wenige Minuten
später das 1:0 zu verschulden. Nach einem Rückpass von Ivica Grlic
hatte Straub viel Zeit und Platz, den Ball anzunehmen und weiterzuspielen,
traf den Ball aber versehentlich genau dann mit der linken Fußspitze,
als der rechte Fuß ihn wegschlagen wollte. Dennis Kruppke nutzte
Straubs Luftloch, um den Ball zu erlaufen, Straub zu umspielen und den Ball
zum 1:0 ins leere Tor zu schieben. Shit happens - ärgerlicher ist
jedoch, dass unsere Mannschaft nach dem Tor jegliches ernsthaftes
Aufbäumen vermissen ließ. Der einzige, der mit vollem Einsatz zu
Werke ging, war George Mbwando im Spiel bei seinem alten Verein. Allerdings
war er dermaßen übermotiviert, dass er nach noch nicht einmal einer
halben Stunde gelb-rot-gefährdet aus dem Spiel genommen werden musste.
Nach einer Kopfballvorlage von Markus Kullig hatte Daniel Bärwolf aus
12 Metern das 2:0 auf dem Fuß, zielte aber knapp am linken Pfosten
vorbei. Die Alemannia hatte in 90 Minuten exakt zwei Torchancen, beide noch
vor der Pause. Ein Lübecker Abwehrspieler unterlief zehn Minuten vor der
Pause einen Freistoß von Ivica Grlic. Josef Ivanovic wartete am langen
Pfosten und nahm den Ball direkt, schoss aber zwei Meter am kurzen Pfosten
vorbei. Fünf Minuten später war es wieder Ivanovic, der in einer
ähnlichen Szene den Ausgleich verpasste. Nach einer Ecke von Grlic trat
Farai Mbidzo über den Ball, und Ivanovic kam frei zum Schuss. Torwart
Maik Wilde warf sich in den Ball, berührte ihn noch, und wieder ging der
Ball am kurzen Pfosten vorbei.
Damit hatte die Alemannia ihr Pulver schon verschossen, in der zweiten
Halbzeit ging gar nichts mehr. Das Spiel plätscherte dahin, ohne dass
die Alemannia Druck entwickelte und auf den Ausgleich drängte. Eine
Viertelstunde vor Schluss fiel die Entscheidung. Jens Scharping bediente
Dennis Kruppke mit einem Hackentrick. Der wurde vom neben ihm her laufenden
Willi Landgraf nur unwesentlich gestört und hob den Ball über
Stephan Straub hinweg zum 2:0 ins Tor.
Erst nach diesem Tor kam im ansonsten sehr ruhigen Gästeblock Stimmung
auf, man feierte sich selbst oder die Herren Riethmacher, Alencar und Albarus.
Leider erinnerte das Spiel teilweise an Zeiten, als besagte Spieler noch
für die Alemannia aktiv waren - Sommerfußball bei 2 Grad. Wenn man
bedenkt, dass man bei einem Sieg noch eine Chance auf den Aufstieg gehabt
hätte, ist ein solcher Auftritt unverständlich. Damit wird die
Alemannia auch in der nächsten Saison in der zweiten Liga spielen, und
in den restlichen Spielen in dieser Saison ist nicht viel mehr zu erwarten als
Sommerfußball. Trotz dieses schlechten Spiels hinterließ die
Mannschaft aber über die ganze Saison einen sehr guten Eindruck -
immerhin war man mit dem Ziel "Klassenerhalt" in die Saison gegangen.