Mo, 03.11.03:
Union Berlin - ALEMANNIA 2:1 (0:1)
Wulnikowski - Page, Persich, Pfuderer - Pätz, Molata, Sobotzik, Okeke (85. Sandmann), Bruns - Baumgart, Keita (78. Ristic)
(Henzler - Dabac, Schneider, Teubert / Votava)
Straub - Paulus (59. Michalke), Klitzpera, Bediako, Blank - Grlic, Mbwando (90. Gomez), Pflipsen, Brinkmann - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Landgraf, Ewertz, van der Luer / Berger)

Zuschauer: 5213 (ca. 120 aus Aachen)
Gelb: Molata, Okeke, Baumgart - Mbwando, Meijer, Michalke

0:1 Grlic (6.)
Sobotzik schießt Foulelfmeter neben das Tor (8.)
1:1 Baumgart (60.)
2:1 Persich (88.)





"Nur eine Momentaufnahme" sollte die Tabellenführung gewesen sein, war man sich bei der Alemannia nach dem 2:0 gegen Eintracht Trier einig. So war es dann leider auch - nach nur einer Woche wurde der erste Platz wieder verspielt. Dabei hätte nach dem Sieg von Cottbus in Bielefeld und dem 1:1 von Mainz in Aue ein Punkt beim Tabellenvorletzten gereicht. Die Alemannia war gewarnt: Auch Bielefeld war als Spitzenreiter nach Berlin gefahren und hatte den Kürzeren gezogen; außerdem waren die Spiele in Berlin in den Vorjahren nicht wirklich erfolgreich (1:5, 2:3 nach 2:0-Führung). Erschwert werden sollte das Unternehmen "Spitze behaupten" durch die Gelb-Rot-Sperre von Quido Lanzaat, den Eddie Bediako in der Innenverteidigung ersetzte. Dazu gab es noch eine weitere Umstellung gegenüber den vorherigen Spielen: Willi Landgraf, gegen 1860 früh ausgewechselt, blieb draußen, Frank Paulus übernahm seinen Part rechts in der Viererkette, und George Mbwando begann im rechten Mittelfeld. Dank des dämlichen Montags-Termins sah man beim Betreten des Gästeblocks nur gähnende Leere. Kaum mehr als 100 Fans brachte die Alemannia als Spitzenreiter mit nach Berlin - viele treue Fans saßen zu Hause am Fernseher, ärgerten sich über die Ansetzung und schimpften nachher über einen gewissen Beeck. Wenigstens der blieb einem in Berlin selbst erspart - dort war nur der grandios gute Support der Union-Fans zu hören, die mit gerade mal 5000 Leuten ohne überdachten Stehplatz so viel Lärm machten, wie er auf dem Tivoli schon lange nicht mehr zu hören war. Besonders beeindruckend war wie schon in den vorangegangen Spielen in Berlin der abwechselnde Support von Gegengerade und Hintertortribüne.
Es ging gut los: 6. Minute, 1. Ecke. Ivica Grlic brachte die Ecke von der linken Seite in den Fünfmeterraum, und weder Silvio Pätz am kurzen Pfosten noch Torwart Robert Wulnikowski hinderten den Ball daran, sich zur frühen Aachener Führung ins Tor zu drehen. Wulnikowski, der sich bereits im Pokal gegen Leverkusen einige Klöpse geleistet hatte, wirkte in der Folgezeit sichtlich nervös, wurde aber kaum noch gefordert. Mit dem 1:0 wäre die Alemannia nicht nur Tabellenführer gewesen, sondern hätte vier Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz gehabt. Leider schien sich die Mannschaft auf der Führung auszuruhen, und die Schrecksekunde kam noch während des Torpogos: Thomas Sobotzik umspielte Ivica Grlic und Frank Paulus und wurde schließlich von Alexander Klitzpera ungestüm gelegt. Sobotzik trat selbst zum Elfmeter an und schoss am rechten Pfosten vorbei. Diese Szene schien allerdings eher Ansporn für die Gastgeber als für die Alemannia zu sein; Union war im ersten Durchgang die tonangebende Mannschaft. Nach zehn Minuten hätte Stefan Blank beinahe mit einem Kopfball das eigene Tor getroffen. In der 19. Minute die erste und einzige Chance der Alemannia zum 2:0 - Alexander Klitzpera spielte steil auf George Mbwando. Der wartete zu lange und schoss schließlich aus zu spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite kam Union immer wieder über Außen und verursachte ein ums andere Mal helle Aufregung in der Aachener Hintermannschaft. Nach 23 Minuten gab es die nächste kritische Situation im Aachener Strafraum als die Zuschauer nach einer Grätsche von Klitzpera gegen Florian Bruns Elfmeter forderten. Jörg Berger hatte mittlerweile umgestellt und George Mbwando auf die rechte Abwehrseite beordert. Das half wenig; nach Steilpass von Bruns lief Salif Keita frei auf Stephan Straub zu, der aber Sieger blieb.
In der zweiten Hälfte konterte die Alemannia komplett harmlos, während Union zwar das Spiel machte, aber zunächst auch nicht viel mehr zustande brachte. Sobotzik verfehlte nach Anspiel von Bruns das kurze Eck des Aachener Tores. Nach einer Stunde kam Kai Michalke für Frank Paulus ins Spiel, und Dennis Brinkmann wechselte auf die rechte Abwehrseite. Der spielte auf seiner neuen Position gleich einen Fehlpass und ließ sich anschließend überlaufen. Florian Bruns flankte in die Mitte, wo Stefan Blank sehr alt aussah, als Steffen Baumgart einen Schritt schneller war und zum 1:1 einschoss. Aufregung an der Seitenlinie nach einem Foul von Kai Michalke. Was live nicht zu sehen war: Silvio Pätz trat gegen den am Boden liegenden Michalke nach und hätte Rot sehen müssen. Aufgrund der Fernsehbilder gab es im Nachhinein drei Spiele Sperre für den Übeltäter, was der Alemannia leider wenig nützt. Nach dem 1:1 spielte die Alemannia kurzfristig wieder etwas offensiver, gab das Ruder gegen kampfstarke Berliner aber in den letzten Minuten immer mehr aus der Hand. Ein Punkt hätte zur Tabellenführung gereicht, aber Eddie Bediako brachte das Ganze drei Minuten vor dem Ende noch in Gefahr. Am eigenen Sechzehnmeterraum spielte er einen unpräzisen Rückpass, der an Alexander Klitzpera vorbei auf Stephan Straub zurollte. Florian Bruns war als erster am Ball und hob den Ball über Straub in Richtung Tor, aber Klitzpera war zurückgeeilt und konnte den Ball noch vor der Linie erreichen. Wenig später Einwurf für Union, leichtes Klammern von Erik Meijer und ein kleinlicher Freistoßpfiff. Florian Bruns brachte den Ball nach innen, George Mbwando sprang unter dem Ball durch, Eddie Bediako stand orientierungslos herum, und Tom Persich köpfte den Ball unhaltbar zum 2:1 ins Tor. In der Nachspielzeit hatte Karlheinz Pflipsen noch den Ausgleich auf dem Fuß, aber Wulnikowski rettete den Berlinern per Fußabwehr den Sieg.
Die Alemannia hatte sich eine über 90 Minuten verdiente, aber am Ende unnötige Niederlage gefangen. Damit ist nach den Spielen gegen Trier und 1860 (leider) wieder Normalität am Tivoli eingekehrt. Köpenick war wie gehabt keine Reise wert, und die Staus auf der Rückfahrt kamen einem doppelt ärgerlich vor.



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