Fr, 02.11.01:
MSV Duisburg - ALEMANNIA 5:0 (1:0)
Brasas - Keidel, Drsek, Tweed, Bönig - Güvenisik (70. Köhler), Vana, Zeyer (75. Voss), Wolters - Grujev (77. Policella), Ebbers
(Jacob - Backer, Seidel, Batale / Littbarski)
C. Schmidt - Spanier, F. Schmidt, Heeren - Landgraf, Rauw, Gunesch, Bayock (46. T. Diane), Lozanowski (46. Grlic), Caillas (75. Lämmermann) - Xie Hui
(Straub - Gülez, Zimmermann, Ivanovic / Berger)

Zuschauer: 11236 (ca. 2500 aus Aachen)
Gelb: Ebbers - Rauw

1:0 Drsek (31.)
2:0 Wolters (65.)
3:0 Güvenisik (67.)
4:0 Ebbers (85.)
5:0 Ebbers (87.)







Nach den starken Spielen gegen die Spitzenmannschaften aus Frankfurt und Bielefeld bereitete man sich im Aachener Lager endlich wieder optimistisch auf ein Auswärtsspiel vor. 2500 Aachener begleiteten ihr Team und hofften auf einen Auswärtssieg beim schwach in die Saison gestarteten MSV, der in der Woche zuvor seinen ersten Sieg einfahren konnte und uns im Jahr zuvor mit einer 4:0-Klatsche nach Hause geschickt hatte. Insgesamt also ein Spiel, das man nur verlieren konnte, aber dass es so schlimm kommen würde, wie es kam, ahnte wohl niemand.
Die Tour begann ähnlich beschissen, wie das Spiel endete: dank DB hoch zwei (Deutsche Bahn und debile Bullen) erreichte man das Wedaustadion erst auf den letzten Drücker. "Ihr kommt schon noch rechtzeitig zu eurem Spiel", war der typisch arrogante Kommentar der Wachtmeister, die uns in einem Tempo zum Stadion begleiteten, mit dem sogar ein Aachener Abwehrspieler locker mitgehalten hätte. Woran sie natürlich nicht dachten war, dass noch einige Hundert Zugfahrer Eintrittskarten kaufen mussten. Zu allem Überfluss hatten nur zwei Kassen geöffnet, und es hatte sich schon eine Schlange aus Hunderten Autofahrern gebildet. So verbrachten viele den größten Teil der ersten Halbzeit in einer drängelnden gelb-schwarzen Menge vor den Kassenhäuschen, wo vom Spiel nicht nur nichts zu sehen, sondern auch nichts zu hören war - keine Gesänge, die nach außen drangen, aber zur allgemeinen Erleichterung auch keine Einspielung von "Zebrastreifen weiß und blau". Die Laune in der Schlange wurde zunehmend schlechter; erst kam es zu kleineren Rangeleien mit der Polizei, dann zu Diskussionen, wer doch gleich bei welchem Auswärtsspiel nicht da war, und wer deswegen jetzt kein Recht habe, in der Schlange zu stehen.
Im Block derweil waren die Leute besser gelaunt, erfreuten sich am schönen Spiel, fassten sich an den Händen und feuerten die Mannschaft in trauter Gemeinschaft an. Oder so ähnlich. So dachten sich das wahrscheinlich die, die noch draußen standen, während es drinnen erst untereinander abging, bevor es mal wieder knüppeldick kam. Der Anlass war noch sinnloser als sonst, dem ganzen ging keine Meinungsverschiedenheit zum Thema Eugen Hach voraus. Leider gehen einige Leute lieber auf andere Aachener los anstatt ihren Ärger wie es sich gehört an Schiedsrichtern, Autos mit Gladbach-Aufklebern und dicken Kindern in Bayern-München-Trikots auszulassen. Jedenfalls endete die Angelegenheit mit einem 1:0-Erfolg von Grün-Weiß Duisburg, und auch die blau-weißen Kollegen auf dem Spielfeld konnten ihr zunehmendes spielerisches Übergewicht nach einer halben Stunde zur 1:0-Führung nutzen.
Xie Hui hatte bei einem Freistoß für Duisburg wohl gerade von der Premier League geträumt, als sein Gegenspieler Drsek zum Kopfball hochstieg. Offiziell ist dann nachher von Müdigkeit, Länderspielreisen usw. die Rede. 1:0 hieß es zur Pause verdient für Duisburg, aber es bestand immer noch Anlass zur Hoffnung.
Nach Wiederanpfiff spielte die Alemannia dann auch tatsächlich stark auf und drängte auf den Ausgleich. Ein erster Warnschuss des eingewechselten Taifour Diane ging rechts vorbei, aber wirklich zwingend war das alles noch nicht. Im Gegensatz dazu stand Marius Ebbers auf der Gegenseite nach einem Konter völlig frei vor Christian Schmidt, trat aber über den Ball. Aachen spielte weiter nach vorne, Olivier Caillas hatte noch eine Torchance, bevor Duisburg mitten in der Aachener Drangperiode das 2:0 erzielte. Nach einer Flanke von links orientierte sich Willi in Landgraf in die Mitte, wo er erstmal Frank Schmidts Gegenspieler umrannte und dem Schiedsrichter seine Unschuld signalisierte. Sein eigener Gegenspieler nahm derweil den Ball an, umspielte den jetzt ungestüm auf ihn zurennenden Landgraf und schob den Ball in die kurze Ecke, wo der Ball an Christian Schmidt vorbeikullerte, der wohl auf dem völlig falschen Fuß erwischt wurde. Kaum war die zweite Einspielung von "Zebrastreifen weiß und blau" verklungen, fiel schon das nächste Tor. Mit einem simplen Steilpass wurde die komplette Aachener Deckung ausgehebelt, und ein Duisburger spazierte an Christian Schmidt vorbei zum 3:0.
Die Sache war jetzt gelaufen, und die meisten Mannschaften hätten jetzt das 0:3 über die Runden gebracht. Nicht so die Alemannia, die wie schon so oft auswärts kopflos durch die Gegend rannte. Fünf Minuten vor dem Ende ein halbherziger Versuch der Aachener Deckung, auf Abseits zu spielen, ein hoher Ball in den Strafraum, Henri Heeren trabt lustlos hinter seinem Gegenspieler her, Christian Schmidt lässt den Ball unter sich durchrutschen, und natürlich findet sich ein Duisburger, der ihn über die Linie stochert. Das Ergebnis des Vorjahres war jetzt eingestellt. Wenigstens sang diesmal niemand "Wir sind nur zum Feiern hier". Stattdessen fiel das ungefähr zehnte Tor für Duisburg an diesem verschissenen Abend. Christian Schmidt trat bei einem Abschlag in den Boden, Marius Ebbers kam dadurch völlig frei zum Schuss und hob den Ball aufreizend lässig ins leere Tor - krönender Abschluss einer am Ende peinlichen Demütigung.
Sicher ist man solche Auswärts-Auftritte allmählich gewohnt, aber irgendwie hatte man nach den letzten Spielen doch die Hoffnung gehabt, dass unter Berger schnell alles besser wird. Vielleicht wird es das auch, aber wenn man das so sieht, wird das noch sehr, sehr lange dauern. Sicher gab es vor dem 2:0 auch positive Ansätze, aber eine Viertelstunde guter Fußball ist in der zweiten Liga zu wenig. Es sollte jetzt auch dem letzten klar sein, dass es nach wie vor nur um den Klassenerhalt geht. Schade nur für Ralph Gunesch, der seinen ersten ernsthaften Einsatz ausgerechnet in diesem Spiel haben musste. Bleibt zu hoffen, dass die Sache in zwei Wochen, wenn es ausgerechnet gegen Eugen Hachs neuen Verein geht, nicht ganz so peinlich für uns endet, und dass mir dieses dämliche Lied, das wir schon wieder viel zu oft hören mussten, irgendwann wieder aus dem Kopf geht. "Zebrastreifen weiß und blau...". Beim letzten Mal hatte ich das noch nach Wochen in den Ohren.

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