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Brasas - Keidel, Drsek, Tweed, Bönig -
Güvenisik (70. Köhler), Vana, Zeyer (75. Voss), Wolters -
Grujev (77. Policella), Ebbers
(Jacob - Backer, Seidel, Batale / Littbarski) |
C. Schmidt - Spanier, F. Schmidt, Heeren - Landgraf, Rauw,
Gunesch, Bayock (46. T. Diane), Lozanowski (46. Grlic),
Caillas (75. Lämmermann) - Xie Hui
(Straub - Gülez, Zimmermann, Ivanovic / Berger) |
Nach den starken Spielen gegen die Spitzenmannschaften aus Frankfurt und
Bielefeld bereitete man sich im Aachener Lager endlich wieder optimistisch auf
ein Auswärtsspiel vor. 2500 Aachener begleiteten ihr Team und hofften
auf einen Auswärtssieg beim schwach in die Saison gestarteten MSV, der
in der Woche zuvor seinen ersten Sieg einfahren konnte und uns im Jahr zuvor
mit einer 4:0-Klatsche nach Hause geschickt hatte. Insgesamt also ein Spiel,
das man nur verlieren konnte, aber dass es so schlimm kommen würde, wie
es kam, ahnte wohl niemand.
Die Tour begann ähnlich beschissen, wie das Spiel endete: dank DB hoch
zwei (Deutsche Bahn und debile Bullen) erreichte man das Wedaustadion erst
auf den letzten Drücker. "Ihr kommt schon noch rechtzeitig zu eurem
Spiel", war der typisch arrogante Kommentar der Wachtmeister, die uns in
einem Tempo zum Stadion begleiteten, mit dem sogar ein Aachener Abwehrspieler
locker mitgehalten hätte. Woran sie natürlich nicht dachten war,
dass noch einige Hundert Zugfahrer Eintrittskarten kaufen mussten. Zu allem
Überfluss hatten nur zwei Kassen geöffnet, und es hatte sich schon
eine Schlange aus Hunderten Autofahrern gebildet. So verbrachten viele den
größten Teil der ersten Halbzeit in einer drängelnden
gelb-schwarzen Menge vor den Kassenhäuschen, wo vom Spiel nicht nur
nichts zu sehen, sondern auch nichts zu hören war - keine Gesänge,
die nach außen drangen, aber zur allgemeinen Erleichterung auch keine
Einspielung von "Zebrastreifen weiß und blau". Die Laune in
der Schlange wurde zunehmend schlechter; erst kam es zu kleineren Rangeleien
mit der Polizei, dann zu Diskussionen, wer doch gleich bei welchem
Auswärtsspiel nicht da war, und wer deswegen jetzt kein Recht habe, in der
Schlange zu stehen.
Im Block derweil waren die Leute besser gelaunt, erfreuten sich am
schönen Spiel, fassten sich an den Händen und feuerten die
Mannschaft in trauter Gemeinschaft an. Oder so ähnlich. So dachten sich
das wahrscheinlich die, die noch draußen standen, während es
drinnen erst untereinander abging, bevor es mal wieder knüppeldick kam.
Der Anlass war noch sinnloser als sonst, dem ganzen ging keine
Meinungsverschiedenheit zum Thema Eugen Hach voraus. Leider gehen einige Leute
lieber auf andere Aachener los anstatt ihren Ärger wie es sich
gehört an Schiedsrichtern, Autos mit Gladbach-Aufklebern und dicken
Kindern in Bayern-München-Trikots auszulassen. Jedenfalls endete die
Angelegenheit mit einem 1:0-Erfolg von Grün-Weiß Duisburg, und
auch die blau-weißen Kollegen auf dem Spielfeld konnten ihr
zunehmendes spielerisches Übergewicht nach einer halben Stunde zur
1:0-Führung nutzen.
Xie Hui hatte bei einem Freistoß für Duisburg wohl gerade von der
Premier League geträumt, als sein Gegenspieler Drsek zum Kopfball
hochstieg. Offiziell ist dann nachher von Müdigkeit,
Länderspielreisen usw. die Rede. 1:0 hieß es zur Pause verdient
für Duisburg, aber es bestand immer noch Anlass zur Hoffnung.
Nach Wiederanpfiff spielte die Alemannia dann auch tatsächlich stark
auf und drängte auf den Ausgleich. Ein erster Warnschuss des
eingewechselten Taifour Diane ging rechts vorbei, aber wirklich zwingend war
das alles noch nicht. Im Gegensatz dazu stand Marius Ebbers auf der Gegenseite
nach einem Konter völlig frei vor Christian Schmidt, trat aber über
den Ball. Aachen spielte weiter nach vorne, Olivier Caillas hatte noch eine
Torchance, bevor Duisburg mitten in der Aachener Drangperiode das 2:0
erzielte. Nach einer Flanke von links orientierte sich Willi in Landgraf in
die Mitte, wo er erstmal Frank Schmidts Gegenspieler umrannte und dem
Schiedsrichter seine Unschuld signalisierte. Sein eigener Gegenspieler nahm derweil
den Ball an, umspielte den jetzt ungestüm auf ihn zurennenden Landgraf
und schob den Ball in die kurze Ecke, wo der Ball an Christian Schmidt
vorbeikullerte, der wohl auf dem völlig falschen Fuß erwischt
wurde. Kaum war die zweite Einspielung von "Zebrastreifen weiß
und blau" verklungen, fiel schon das nächste Tor. Mit einem
simplen Steilpass wurde die komplette Aachener Deckung ausgehebelt, und ein
Duisburger spazierte an Christian Schmidt vorbei zum 3:0.
Die Sache war jetzt gelaufen, und die meisten Mannschaften hätten jetzt
das 0:3 über die Runden gebracht. Nicht so die Alemannia, die wie schon
so oft auswärts kopflos durch die Gegend rannte. Fünf Minuten vor
dem Ende ein halbherziger Versuch der Aachener Deckung, auf Abseits zu
spielen, ein hoher Ball in den Strafraum, Henri Heeren trabt lustlos hinter
seinem Gegenspieler her, Christian Schmidt lässt den Ball unter sich
durchrutschen, und natürlich findet sich ein Duisburger, der ihn
über die Linie stochert. Das Ergebnis des Vorjahres war jetzt
eingestellt. Wenigstens sang diesmal niemand "Wir sind nur zum Feiern
hier". Stattdessen fiel das ungefähr zehnte Tor für Duisburg
an diesem verschissenen Abend. Christian Schmidt trat bei einem Abschlag in
den Boden, Marius Ebbers kam dadurch völlig frei zum Schuss und hob den
Ball aufreizend lässig ins leere Tor - krönender Abschluss einer
am Ende peinlichen Demütigung.
Sicher ist man solche Auswärts-Auftritte allmählich gewohnt, aber
irgendwie hatte man nach den letzten Spielen doch die Hoffnung gehabt, dass
unter Berger schnell alles besser wird. Vielleicht wird es das auch, aber
wenn man das so sieht, wird das noch sehr, sehr lange dauern. Sicher gab es
vor dem 2:0 auch positive Ansätze, aber eine Viertelstunde guter
Fußball ist in der zweiten Liga zu wenig. Es sollte jetzt auch dem
letzten klar sein, dass es nach wie vor nur um den Klassenerhalt geht. Schade
nur für Ralph Gunesch, der seinen ersten ernsthaften Einsatz ausgerechnet
in diesem Spiel haben musste. Bleibt zu hoffen, dass die Sache in zwei Wochen,
wenn es ausgerechnet gegen Eugen Hachs neuen Verein geht, nicht ganz so
peinlich für uns endet, und dass mir dieses dämliche Lied, das wir schon wieder
viel zu oft hören mussten, irgendwann wieder aus dem Kopf geht.
"Zebrastreifen weiß und blau...". Beim letzten Mal hatte ich
das noch nach Wochen in den Ohren.